Sagen der mittleren Werra 97
Von den Schätzen und dem Wein im Ringelstein
»Sehen Sie«, fuhr der erwähnte Eichel fort, »außer dem vielen Gold und Silber und außer den Edelsteinen soll ein großes Gewölbe voll des besten Weines unter dem Ringelstein liegen und ein riesengroßer Butterweck daneben stehen. Der Wein aber sei so steinalt, sagen sie, dass die Dauben der Fässer längst abgefault und die eisernen Reife von Rost zerfressen wären. Er liegt nur noch in seiner eigenen steinernen Haut. Aber nun passen Sie auf, jetzt kommt es. Sehen Sie, wenn unser gnädigster Landesherr dort oben aus dem alten Schloss einmal offene Tafel hielte und ein volles Glas auf die Gesundheit der Ringelsteiner tränke, so wären diese samt und sonders erlöst.
Dann käme das schöne Fräulein, überreichte dem Herrn die Schlüssel zu all den Schätzen und zu dem kostbaren alten Wein und alles wäre sein. Geschieht das jedoch nicht, so bleibt alles tief in der Erde verschlossen, bis nach der letzten großen Sintflut der Herr das Jüngste Gericht gehalten, wo sich die Gewölbe von selber öffnen. Dann gehen die Frommen zu dem letzten Heiligen Abendmahl und bekommen dabei von dem alten Ringelsteiner Wein zu trinken.«
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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 59

Der Räuberberg bei Krenzlin
Zwischen Bechlin und Krenzlin, aber auf Bechliner Grund und Boden liegt eine unbedeutende Anhöhe, der Räuberberg genannt, welcher, nach Feldmanns schon gelegentlich erwähnten schriftlichen Aufzeichnungen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, auch der Hünenwall hieß. Von demselben geht folgende Sage.
Auf dem Berg lag, heißt es, ehedem in Gebüsch versteckt, ein Raubschloss, welches mit der gegenwärtig steinernen Brücke des Krenzliner Dammes durch einen Draht in Verbindung stand. Sobald nun ein Wagen die Brücke passierte, wurde durch diesen Draht eine Glocke im Schloss in Bewegung Weiterlesen
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges 19
Max Klose
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges
Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Riesengebirge
Verlag von Brieger & Gilbers. Schweidnitz (Świdnica). 1887.
Überarbeitete Fassung
IV. Görlitz und Umgegend
7. Jacob Böhme
Der Schuster Jakob Böhme, der 1575 zu Allseidenberg bei Görlitz geboren wurde, hatte schon in seiner Jugend, wo er das Vieh des Dorfes hütete, den Schatz auf der Landeskrone geschaut. Als er herangewachsen war, wurde ihm aus der Wanderschaft die erste göttliche Erleuchtung zuteil. Es umgab ihn plötzlich ein göttliches Licht und sieben Tage lang stand er in göttlicher Beschaulichkeit und im Weiterlesen
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges 18
Max Klose
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges
Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Riesengebirge
Verlag von Brieger & Gilbers. Schweidnitz (Świdnica). 1887.
Überarbeitete Fassung
IV. Görlitz und Umgegend
4. Der Wunderbaum
In alter Heidenzeit verkündete in Görlitz ein Priester die christliche Lehre. Die Heiden ergriffen aber den Mann Gottes und schleppten denselben hinaus auf die Flur. Dort zündete der wilde Pöbel einen Scheiterhaufen an und stellte dem Priester die Wahl, entweder seine Lehre zu widerrufen oder den Feuertod zu sterben. Der mutige Christ aber ergriff ein Bäumchen, riss es mit seinen Wurzeln aus dem Boden, Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 197
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
272. Die Gründung der Liebfrauen-Kirche zu Aachen
Da sagte ihm eine Erscheinung, dass er der heiligen Frau Maria dort eine Kapelle bauen solle, und der König vergaß es nicht. Den Stein ließ er von Weitem kommen und die Kapelle bauen, so schön, wie keine war in der Welt und er ließ sie rund machen nach dem Huf seines Pferdes, welches das Wasser drunten heiß fand. Auf diese Weise ließ er sie bauen, dass in der Welt keine schönere Kirche war. Und mit Märtyrern und Beichtigern, welche er von fern und nah heranholte und mit Kelchen und Kreuzen, und Kleidern und Gold, und Glocken und schönen Büchern, welche viele Marken und Pfunde kosteten, schmückte der reiche König sie sehr und ließ nichts daran fehlen. Und von dem Apostel (Papst) Adrian, welchen er entbot, um wohl zu tun, Baronen und Fürsten und Bischöfen, Primas, Äbten und Erzbischöfen und Rittern und Herren von gutem Ruf, wurde sie zur Ehre unserer Frauen geweiht und geheiligt und benedeit und geordnet von dem Papst, welchen der gute König mit reichem Geleit dazu entboten hatte.
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