Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 60

Die verwünschte Prinzessin und der weiße Bulle auf dem Burgwall zu Wildberg
Zahlreich sind noch die sogenannten Burgwalle im Ruppinischen. Oft liegen sie inmitten von Wiesen, waren also offenbar früher von Wasser umgeben. Zu einem der Festesten und Eigentümlichsten gehörte der Wildberger, um den sich im Osten ein Wasser, die Temnitz genannt, schlängelt, während von den anderen Seiten er durch Sumpf unnahbar war. Zwar sind die letzten Reste der Burg schon im vorigen Jahrhundert verschwunden, aber noch immer erhebt sich der Burgwall zu einer ganz stattlichen Höhe zwischen Wasser und Wiesen. Früher soll sogar die ganze Strecke zwischen Wildberg und Kerzlin Wasser gewesen sein. Achtzehn Dörfer übersieht man von ihm mit einem Blick, und die Städte Neu Ruppin, Wusterhausen und Fehrbellin schließen den Horizont. Bronzene und namentlich eiserne Waffen und Geräte hat man dort oft gefunden, zumal als die Brücke dort an der Chaussee massiv gebaut wurde. Besonders erzählen die Umwohner von Hufeisen, welche anders geformt und größer waren, als sie jetzt bei den Pferden gebraucht werden, und fügen die Bemerkung hinzu, man habe die Eisen den Pferden verkehrt untergeschlagen, um die Verfolger zu täuschen!
Auf diesem Burgwall lässt sich nun nach einer alten Sage des Nachts zwischen 12 bis 1 Uhr oft eine weiße Dame sehen, die erlöst sein will. Vor einigen 20 Jahren wurde diese Sage so erneuert, dass man sogar das Datum, Tag und Stunde bestimmen wollte, wo sie hätte erlöst werden können. Ein junger Mensch in Segeletz sollte dazu bestimmt gewesen sein. Diesem ist sie oft des Nachts erschienen und hat ihm gesagt, dass sie eine verwünschte Prinzessin sei, und er sei dazu geboren, sie zu erlösen. Er sollte zu der und der Zeit zum Burgwall kommen, dann würde er eine eiserne Tür finden, an die er dreimal schlagen solle. Dann würde sich die Tür auftun, wie noch mehrere andere, durch die er müsste. Schließlich werde er in einen großen Saal kommen, dort würde an der Wand ein Schwert hängen, dessen Griff von Gold und mit Diamanten besetzt sei; das solle er nehmen, denn sofort werde ein weißer Bulle erscheinen und auf ihn eindringen. Dem müsse er mit dem Schwert den Kopf abschlagen, dann werde die Prinzessin in aller Pracht vor ihm stehen, und es wären noch große Schätze dort verborgen, die würde sie ihm zeigen und ihn zum Mann nehmen. Aber getan hat es der Mann nicht; warum, das weiß man nicht.
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