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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 61

Herr von Kahlebutz in Kampehl verwest nicht

Vor mehreren Jahren hauste in Kampehl bei Wusterhausen an der Dosse ein Herr von Kahlebutz, von dem gesagt wird, dass er ein sehr jähzorniger Mann gewesen sei. Eines Tages wollte er nach Wusterhausen reiten. Am Bückwitzer See, wo der Weg über die Schwänze (so heißt der Abfluss des Sees in die Dosse) führt, traf er einen Schäfer. Mit diesem geriet er wegen des Weideplatzes in Streit. Als der Schäfer sein gutes Recht behauptete, erschlug ihn der Jähzornige. Obwohl es niemand gesehen hatte, fiel der Verdacht auf ihn. Er wurde vor Gericht in Neustadt an der Dosse vorgeladen, leugnete die Tat jedoch und schwor, dass er seine Hand niemals gegen den Schäfer erhoben habe. Sollte er einen falschen Eid schwören, dann wolle er, dass sein Leib niemals zu Staub werde und sein Geist ohne Ruhe bis zum Jüngsten Tag umherwandele. Dieser Meineid wurde ihm zum Verhängnis, als er starb. Sein Leib liegt seit Jahrhunderten nicht verwest im Sarg, sogar seine Kleidung hat sich erhalten. Ein jeder um Neustadt und Kampehl kennt die Sage, dass sein unruhiger Geist allnächtlich zwischen 11 und 12 Uhr am Ort der bösen Tat umhergeistert und sein Wesen am Bückwitzer See und auf der Schwänzbrücke treibt. Viele haben zwar ungläubig den Kopf geschüttelt, andere bleiben jedoch steif und fest dabei, dass der Geist des Kahlebutz keine Ruhe finde und Spott und Hohn gegen ihn nicht ungestraft blieben.

Fußgänger, die die Schwänzbrücke zur genannten Zeit passiert haben, sollen von der Last erzählen können, die sich plötzlich auf ihre Schulter niedergeworfen hat und erst gewichen ist, als sie den Bereich des bösen Geistes verlassen hatten. Manchmal, so heißt es, haben Spötter auch Schlimmeres erfahren. Ältere Leute in Kampehl erzählen noch heute, dass im Jahr 1806 ein französischer Soldat, ein Deutscher aus dem Elsass, das Grab des Kahlebutz besuchte. Unter dem Grausen der anderen Soldaten hob er den versteinerten Leichnam hoch, schimpfte ihn Scheusal und Mörder, legte ihn verkehrt in den Sarg und forderte ihn schließlich auf, ihn zwischen 11 und 12 Uhr in seinem Quartier zu besuchen; er erwarte ihn dort. Am folgenden Morgen fand man den Elsässer, der beim Schulzen in Quartier lag, tot auf seinem Lager. Dem bösen Spötter war das Genick umgedreht worden, ein Blutstrom hatte sich aus Nase und Mund ergossen. Die Franzosen behaupteten zwar, er sei ermordet worden, aber das Gericht stellte fest, dass Tür und Fenster wohl verschlossen gewesen seien und niemand von außen habe hineinkommen können.

Das ist nun schon lange her, aber der Leichnam liegt noch immer nicht verwest da. Einige behaupten sogar, dass ihm Haare und Nägel nachwachsen; er sei eben in Ewigkeit verwünscht.

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