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Jim Buffalo – 17. Abenteuer – Kapitel 5

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Die eiserne Frau
Das 17. Abenteuer Jim Buffalos
5. Kapitel

Ein grausiges Erlebnis

Tief unten im Tal erschallte das Hüfthorn. Hirtenjungen in eng anschließenden Gewändern blickten sehnsüchtig zu der Burg hinauf, wo eine schöne sündhafte Herrin dauernd Feste veranstaltete und in Saus und Braus lebte.

Zurzeit hatte sie einen Geliebten, der ebenso schön wie sündhaft war. Doch die Gräfin, eine Frau von elfenbeinfarbenem Gesicht und mandelförmig geschnittenen Augen, von der man behauptete, dass sie den Basilisken habe, war seiner schon wieder überdrüssig.

Ein anderer war gekommen, ein munterer Geselle, der seine kecken Augen zu der Herrin der Burg aufschlug. Es war ein adliger Wandersmann aus dem Ungarland. Lange war er gewandert, um die Welt kennen zu lernen. Und heute hatte er die Burg aufgesucht, um die Nacht hier zu verbringen.

Er sah wohl das Leuchten in den Augen der Schlossfrau und er wurde dadurch gewarnt. Aber er wollte nicht unhöflich erscheinen und daher musste er teilnehmen an Spiel und Tanz.

Der köstliche rote Wein funkelte in den Bechern und es war eine Ausgelassenheit, wie sie nur in diesem Schloss sein konnte.

Und bald merkte der bisherige Geliebte der schönen, schlechten Frau, dass er einen gefährlichen Nebenbuhler erhalten habe.

Der Grimm zog in sein Herz.

Er stellte sie in verschwiegener Kemenate zur Rede, aber sie lachte ihn aus.

Er zog sich zurück und schwor Rache. Und eines Nachts, es war dieselbe Nacht, als der glückliche fremde Liebhaber der sündigen Stätte entfliehen wollte, an welcher ihn die treulose Frau festgehalten hatte, trafen sich die beiden Nebenbuhler auf der Schlossmauer.

»Du musst sterben«, sagte der bisherige Liebhaber. Es entspann sich ein erbitterter Kampf – dann stürzte der Ärmste in die Tiefe und sein Körper zerschellte am Gemäuer.

Die Schlossfrau war vom Fenster ihrer Kemenate, wo sie den Liebhaber erwartete, Zuschauerin dieser furchtbaren Szene gewesen. Sie wagte keinen Laut von sich zu geben. Sie stellte sich auch am nächsten Tag unwissend.

Sie fragte nicht nach dem Geliebten, aber im Inneren schmiedete sie ihren Plan. Sie wollte sich an dem Mörder rächen. Sie wollte ihm dasselbe Ende bereiten, wie er es dem anderen bereitet hatte.

Scheinbar geriet der Mörder wieder in ihre Gunst. Aber sie hasste ihn nun in ihrer Liebe. Wenn sie ihm Gunstbeweise zuteilwerden ließ, dann dachte sie an den anderen und sann auf fruchtbare Rache.

Eines Nachts sagte sie ihm, dass sie ihm nun den größten Beweis ihrer Gunst zuteilwerden lassen wolle.

Er zitterte vor Leidenschaft und Gier. Er sah nicht das tückische Funkeln in ihren mandelförmigen Augen, er sah nicht das Zittern ihrer Hände.

Sie führte ihn in ein Gewölbe, welches nur durch eine Geheimtür zu öffnen war. Er staunte, denn er hatte noch nichts von der Existenz dieses Gewölbes gehört, und blickte sie verführerisch an. Dann schlug sie einen Vorhang zurück. Sie befahl ihm, einzutreten. Sie folgte auf dem Fuße.

Bis hierher hatten die beiden Personen in der Zeitmaschine die Vorgänge miterlebt. Nun legte sich ein Schleier vor ihre Augen.

Was weiter geschah, davon erfuhren sie nichts. Nur ein grausiger entsetzlicher Schrei drang an ihre Ohren, der ihre Nerven minutenlang lähmte.

Krachen und Poltern waren zu hören. Die Zeitmaschine zitterte und schien zu schwanken, als ob sie in einen Abgrund geschleudert werden sollte. Dann war es still.

Jim Buffalo fasste den Hebel und ließ die Maschine stehen.

Er trat hinaus. Um ihn war dunkle Nacht. Er befand sich in einem Gewölbe, wo es nach Moder roch.

Drüben war der Vorhang, hinter welchem der Schrei hervorgedrungen war. Hier waren die beiden verschwunden. Er trat hinzu und zog den Vorhang auseinander.

Der Raum war ein raffiniert eingerichtetes Bad. Im Boden befand sich ein ausgemauertes Bassin. Am Rand desselben stand eine weibliche Person aus Eisen. Sie hatte die Arme über der Brust gekreuzt und blickte in das zu ihren Füßen befindliche Bassin.

Blutrot war das Wasser. Die schöne Frau badete sich – von ihrem Galan war nicht die geringste Spur zu entdecken.

Jim Buffalo starrte gebannt auf das Bild.

Dann packte ihn ein Grausen. Die Vergangenheit war viel schrecklicher als die Gegenwart. Er glaubte, sich den furchtbaren Schrei jetzt erklären zu können.

Hastig trat er zurück. Er stellte den Hebel ein und floh in die Gegenwart zurück.

Mit einem dumpfen Laut hielt die Maschine an. Das Sonnenleicht funkelte den beiden Personen in die Augen, als sie die Zeitmaschine verließen.

»Was war das, Señor?«, fragte Maria und griff sich an den Kopf.

»Wir haben gemeinsam eine Fahrt in die Vergangenheit gemacht, mein liebes Kind. Ich wollte die Geheimnisse dieses Schlosses ergründen, weil ich ahnte, dass sie mit dem Tod der schönen Vienca in Zusammenhang zu bringen seien.«

»Und das alles haben wir richtig erlebt?«, fragte sie schaudernd.

Jim Buffalo nickte ernst.

Er sah sich um. Neben der Zeitmaschine war die Mauer. Er wunderte sich mit einem Mal, dass sie ungefähr sechs Meter breit war.

Zur Verwunderung Marias, die ihn stumm anblickte, begann er zu suchen und plötzlich schob sich eine Tür, die man noch nicht gesehen hatte, zur Seite. Ein großes viereckiges Loch erschien.

Maria stieß einen Schrei aus. Jim Buffalo aber drang ein. Er bat sie, ihm zu folgen. Sie befolgte mit Herzklopfen seinen Wunsch. Mit einer Art ehrfürchtigem Staunen erkannt sie, dass sie sich dem Gewölbe von vorhin befanden. Wie ging das zu?

Ah, und drüben war auch der Vorhang! Jim Buffalo trat hinzu und schlug ihn zum zweiten Mal auseinander. Aus einer Mauerritze drang Licht herein und zeigte das Bad im Boden. Die eiserne Jungfrau starrte in das Bassin.

Jim Buffalo trat hinzu und betrachtete mit Grausen das eiserne Gesicht. Es fiel ihm plötzlich etwas auf. Er fasste vorsichtig die Arme der eisernen Frau und bog sie zurück. Sie waren starr ausgestreckt.

Dann suchte er weiter und mit einem Mal bog sie die Arme an die Brust und aus derselben schnellten mit unheimlicher Schnelligkeit drei eiserne Dolche.

Maria stieß einen Schrei aus. Jim Buffalo aber nickte bedächtig vor sich hin. Das Geheimnis von Viencas Tod lichtete sich. Er suchte in dem Bassin und sprang mit einem Aufschrei zurück. Eine Klappe öffnete sich am Boden. Das Bassin nahm eine abschüssige Bahn an, und ein Loch zeigte sich in der Größe eines Quadratmeters im Umfang. Gleichzeitig streckte die eiserne Frau wieder die Arme von sich.

Jim Buffalo wusste nun, was geschehen war. Toledo hatte die Wahrheit gesprochen. Von Reue gepackt, hatte er die kokette Vienca auf halbem Weg verlassen. Sie selbst war bis zum Felsen hinaufgestiegen. Wahrscheinlich wollte sie im Trotz erproben, ob Toledo es wirklich wagen würde, sie allein am späten Abend zu lassen.

Sie gelangte bis zur Höhe und mochte durch Zufall die Geheimtür entdeckt haben.

Neugierig, wie die Frauen und Mädchen sind, drang sie in das Gemäuer ein und fand das Bad und die eiserne Frau. Sie berührte die eiserne Frau, die sie in die Arme schloss und erdolchte. Dann ließ die eiserne Frau nach einer gewissen Zeit, als ihr Opfer verblutet war, die Unglückliche los, worauf sie durch das Loch in den Abgrund stürzte.

Ein schreckliches, grausiges Ende.

Maria weinte still vor sich hin. Jim Buffalo führte sie hinaus.

»Wir haben die Wahrheit in der Vergangenheit gefunden«, sagte er ernst. »Diese Mörderfalle hat die treulose Gräfin sich anfertigen lassen, um einerseits ihre Liebhaber zu beseitigen, wenn sie ihrer überdrüssig war, andererseits einem schrecklichen Aberglauben huldigend, wonach das Baden im Blut eines Menschen langes Leben verleiht. Sie erreichte dadurch einen zweifachen Zweck. Aber Gott strafte sie, indem er die Burg zusammenstürzen ließ.«

Maria bestieg mit Jim Buffalo die Zeitmaschine und sie fuhren wieder hinab. Jim Buffalo beantragte auf Grund seiner Kenntnisse das Wiederaufnahmeverfahren und in diesem wurde Toledo freigesprochen.

Armand aber gestand, in die Enge getrieben, ein, dass er einen Meineid geleistet hatte. Er hatte Toledo nicht auf der Höhe des Felsens mit Vienca zusammen gesehen. Er wollte nur einen Nebenbuhler beseitigen, denn es war seine Absicht, nun Maria zur Frau zu nehmen.

Er musste die gerechte Strafe auf sich nehmen. Toledo und Maria aber wurden ein Paar. Sie sagten Jim Buffalo, dem Mann mit der Teufelsmaschine, heißen Dank.

Jim Buffalos 18. Abenteuer:

Die Flucht über die Dächer