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Jim Buffalo – 16. Abenteuer – Kapitel 5

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Der Shylock von San Francico
Das 16. Abenteuer Jim Buffalos
5. Kapitel

Die Warnung

Jim Buffalo hatte geschäftlich viel zu tun. Überall wollte man seine Hilfe. Er musste sich die Zeit zum Schlafen abstehlen.

Eines Tages, es konnte ein Vierteljahr nach diesen Ereignissen sein, kam Jim Buffalo wieder zur späten Abendstunde nach Frisco.

Er brachte die Zeitmaschine in das Haus des Alten, der nicht wenig erfreut war, ihn wiederzusehen.

»Wie geht es Editta?«, fragte Jim Buffalo.

»Kommt, Herr«, forderte der Alte ihn auf und führte ihn um das Häuschen herum. Hier war ein kleiner Garten. Hinter den gardinenbehängten Fenstern brannte traulich die Lampe.

Am Tisch saß ein wunderschönes, schwarzlockiges Mädchen und beschäftigte sich mit einer Häkelarbeit. Eine ältere Frau saß bei ihr und plauderte. Dieses schöne Bild nahm Jim Buffalo in sich auf.

»Weiß sie, wer sie hierhergebracht hat?«, fragte er hierauf, während er mit dem Alten wieder nach vorn schritt.

»Sie kennt Euch wohl von Angesicht, aber sie weiß nicht, wer Ihr seid.«

Die beiden Männer betraten das Haus. Jim Buffalo stand hochgewachsen vor dem lieblichen Mädchen, welches bei seinem Erscheinen einen leisen Schrei ausstieß.

Er reichte ihr die Hand und sie legte die ihre hinein.

»Befürchten Sie nichts«, sagte der Besitzer der Zeitmaschine. »Ich will nur Ihr Gutes.«

»O, ich weiß es«, bekannte sie mit lieblicher Verschämtheit, »ich weiß, dass Sie ein mächtiger Mann sind, der mich in dieses friedliche Heim führte.«

Jim Buffalo setzte sich.

»Wollen sie immer hierbleiben?«, fragte er sie im Verlauf des Gespräches.

Sie seufzte. Er drängte sie zur Aussprache, als sie schweig.

»Genieren Sie sich nicht vor mir«, sprach er. »Ich kann mir denken, was Ihnen fehlt. Sie haben Heimweh? Ist es nicht so?«

»Sie werden mich undankbar nennen«, lautete ihre Antwort, wobei sie ihn aus großen Augen anblickte.

»Nicht undankbar, mein Kind«, sprach er milde. »Es ist der Lauf der Welt, dass die Kinder sich zu den Eltern hingezogen fühlen. Ich will versuchen, Ihre Krankheit zu heilen. Ist der Mann, der sich Ihr Vater nennt, nicht ein Sünder, an dem jeder Rettungsversuch seiner Seele scheitert, dann kann ich Ihnen Hoffnung machen.«

Sie wollte noch etwas sagen, aber Jim Buffalo ging schon hinaus. Sie blickte mit beklommenem Herzen hinter ihm drein.

Jim Buffalo bestieg die Zeitmaschine. Wie lange er ausblieben würde, wusste er nicht. Er stellte sie für die Zukunft ein und nun raste er davon. Er sah das Jahr 1925. Er sah einen großen Palast im feinsten Viertel der Stadt erstehen. Er sah einen bleichsüchtigen alten Juden, der in diesem Palast humpelte. Er trug einen langen, schwarzen Kaftan.

Und alle, die diesem Juden begegneten, grüßten ihn mit Zähneknirschen, denn er war einer der reichsten Männer der Stadt. Aber keiner liebte ihn, er wurde gehasst wie die Pest, weil er viele Leute unglücklich gemacht hatte.

Die Maschine raste weiter und zeigte das Jahr 1926.

Ein altes Viertel tauchte auf. Es war das Ghetto, wo die Glaubensgenossen, die Ärmste, wohnten.

Der Shylock ging von Haus zu Haus, denn er hatte das Ghetto gekauft, um hier Paläste erstehen zu lassen. Alle sollten sie hinaus. Alle sollten sie obdachlos werden.

Da sah Jim Buffalo ein schreckliches Bild. All die Männer und Frauen, die seit Jahren getreten wurden, erhoben sich wie ein Mann. Einer machte den Anfang. Es war ein langer, hagerer Mensch, der nur aus Knochen zu bestehen schien. Er hatte ein totenkopfähnliches Gesicht. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Lumpen umschlodderten seinen Körper. Er bückte sich und hob einen Stein.

Der Shylock wich zurück. Er flüchtete. Aber die erbitterten Menschen ließen ihn nicht mehr aus den Augen. Von allen Seiten drangen sie auf ihn ein. Sie warfen mit Steinen nach ihm, bis er blutüberströmt zusammenbrach.

Er raffte sich wieder auf und floh, verfolgt von der fanatischen Menge. Er wandte sich um und hob die Arme flehend hoch. Er bat um sein Leben vor jenen Leuten, die er seit Jahren unglücklich gemacht hatte in seiner krankhaften Habgier.

Und dann war er wieder am Zusammenbrechen – er konnte sich nur noch mühsam auf den Beinen halten.

Ein letzter Stein sollte ihn tödlich treffen. Da hielt die Zeitmaschine. Ein Mann sprang heraus. Es war Jim Buffalo.

»Seid ihr wahnsinnig!«, rief Jim Buffalo. »Wollt Ihr morden?«

Seine Worte wirkten lähmend. Sie wichen scheu zurück und die Straße war leer von Menschen.

Er geleitete den Shylock in die Zeitmaschine. Samuel Nathan erwachte wie aus einem schweren Traum. Er saß vor seinem Schreibtisch und rieb sich verwundert die Augen. Wie kam dieser Mann hierher?

»Ah, Sie sind es?«, stammelte er entsetzt. »So war es kein Traum, was ich soeben erlebt habe?«

»Es war ein Blick in die Zukunft, den Sie soeben getan haben«, erwiderte Jim Buffalo ernst. »Ich könnt Ihnen noch einmal helfen. Machen Sie gut, was sie verbrochen haben.«

Jim Buffalo verschwand.

Der Shylock aber hatte keine Ruhe mehr. Er wusste, wo seine Tochter lebte, und holte sie noch in der Nacht in das Vaterhaus zurück. Von nun an versuchte er alles wieder gutzumachen und der Blick in die Zukunft belehrte ihn, dass es noch ein anders Glück gab, als Reichtümer zu sammeln.

Jim Buffalos 17. Abenteuer:

Die eiserne Frau