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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Plauderstube – Das alte Schloss

Die Plauderstube

Das alte Schloss

Eines Abends hatte sich eine zahlreiche Gesellschaft in dem gemütlichen Landhaus meines Vaters versammelt, um die Weihnachtsfeier mit uns zu begehen. Mein Onkel, welcher sich gerade in sehr heiterer Stimmung befand, erzählte viel von seinen Feldzügen in Spanien und sagte, nachdem er längere Zeit gesprochen, dass er uns eine Geistergeschichte zum Besten geben wolle, wie wir gewiss noch nie eine gehört hätten. Wir alle nahmen daraufhin Platz an dem großen Kamin, der von einer so hellen Flamme beleuchtet wurde, dass wir mit einem Gefühl der Sicherheit in die dunklen Ecken des Gemaches blicken konnten. Mein Oheim setzte sich in seinen großen Lehnstuhl, nahm meine Schwester Emely auf die Knie und begann folgendermaßen:

Vor vielen Jahren, meine Freunde, als das Schlachtfeld mein Haus war und meine einzigen Freunde die Gefährten, welche an meiner Seite fochten, als eine Häuslichkeit mir wie im Traum erschien und ich kaum die Hoffnung hatte, meine Verwandten je wiederzusehen, trug sich die Begebenheit zu, welche ich euch nun mitzuteilen gedenke. Ich war damals jung und voll Hoffnung, ja voll Enthusiasmus in Betreff der Lebensbahn, welche ich erwählt hatte und die mir kaum Zeit ließ, mich trüben Gedanken hinzugeben. Heitere Gedanken gleich mir umgaben mich, voll von Ehrgeiz stürmten wir vor und warfen selten einen Blick hinter uns. Mein bester Freund war ein Lieutenant, der mit mir in gleichem Alter stand. Er war von Geburt ein Irländer und hieß Courcy. Er war von guter Familie, aber von geringen Vermögen und hatte sich vorgenommen, dasselbe zu vermehren, bevor er nach Hause zurückkehrte. Sowohl im Feldlager als auch in der Stadt richteten wir es stets so ein, dass wir das Quartier miteinander teilten. So wurde er bei der Begebenheit, welche ich euch erzählen will, mein Gefährte und war mir von großem Nutzen.

Eines Abends nach einem ermüdenden Tagesmarsch gelangten wir, bis auf die Haut durchnässt, kaum fähig, auf unseren Pferden zu sitzen, welche vor Mattigkeit stolperten, in eine elendes spanisches Dorf, welches unserer Schar nur wenig Bequemlichkeit in Aussicht stellte – einige zerstreute Hütten, augenscheinlich unbewohnt, und eine erbärmliche Posada (Wirtshaus), vor welchem drei bis vier ziemlich verdächtige Spanier lagen, welche uns mit nicht sehr freundlichen Blicken unter ihren Sombreros hervor ansahen.

Der Wirt bewillkommnete uns, als wir schwerfällig genug von unseren Pferden abgestiegen waren, mit aller spanischer Ruhmredigkeit, aber das Innere seines Hauses war ebenso erbärmlich, wie das Äußere desselben uns erschien. Ein guter englischer Stall würde aus vielen Gründen vorzuziehen sein, besonders was die Reinlichkeit betrifft. Wir schauerten, als wir die Möblierung sahen, wenn man anders die nackten Wände und unbequemen Stühle so nennen kann. Da wir wohl wussten, dass Geld in Spanien wie überall alles vermag, so boten wir solches unserem Wirt an, in der Hoffnung, er werde uns ein besseres Unterkommen anzeigen. Während indessen der Wirt die Achseln zuckte, trat mein Diener ein und teilte uns mit, dass er am Ende der Straße, welche aus dem Dorf führte, die Türme eines alten Schlosses gesehen habe, wo wir vielleicht ein Quartier finden würden, wenn die Besitzer Christen wären. Diese Kunde so erfreulich für uns, schien es keineswegs für den Wirt zu sein, welcher uns beschwor, ja nicht jenes schreckliche Haus zu betreten, in welchem seit langen Jahren niemand gewohnt habe, infolge einer jener Nacht- und Mordtragödien, die in Spanien so häufig vorkommen.

Wir lachten indessen über des Wirtes erschrecktes Aussehen und bereiteten uns vor, nach jenem besseren Quartier uns zu begeben, indem wir uns von meinem Diener Erfrischungen nachbringen ließen. Unser Wirt erfasste mich darauf beim Arm, bittend, doch dieses Wagnis nicht bestehen zu wollen. Schon viele hätten es vor uns getan, aber man habe nie wieder von ihnen gehört. Man vernähme in jenem Schloss zur Nachtzeit seltsames Geräusch und ängstliches Geschrei, welches wahrscheinlich von den früheren Bewohnern, deren schuldbelastete Seelen im Tod keine Ruhe finden könnten, ausgehe. Dies war genug für meinen Freund de Courcy, welcher behauptete, nie etwas Geisterähnliches in seinem Leben gesehen zu haben, weshalb er sehr neugierig auf solche Ereignisse sei.

Der Wirt schaute uns mit Verzweiflung an, welche wir darauf schoben, dass er nun weniger Gewinn von uns ziehen könne. Wir bedachten seine Reden nicht, sondern entfernten uns, entschlossen, die Abenteuer in dem alten Schloss mutig zu bestehen.

Fünf Minuten Wegs führten uns zu dem Schloss. Es war in einem seltsamen Stil gebaut, doch hatten offenbar vornehme Leute früher darin gewohnt. Die Tür desselben war fest verschlossen. Wir standen da, uns einander ansehend, wie wir hineingelangen sollten, als der Wirt, begleitet von einigen Leuten, die Erfrischungen trugen, herbeikam und uns sagte, dass, wenn wir noch darauf beständen, dort zu schlafen, wir vielleicht durch das Hintergebäude hineingelangen könnten. Von ihm und seinen Begleitern geführt, bahnten wir uns daher einen Weg durch einen alten, verfallenen Garten und eine Art Hof, wo wir einen Eingang fanden. Unsere Begleiter schienen ganz zu Hause zu sein, sie zündeten ihre Laternen an und schritten durch eine sehr geräumige Halle eine schöngebaute Treppe hinauf, welche in das Gesellschaftszimmer, wie es schien, führte. Zu unserem großen Erstaunen waren die Möbel sehr prächtig und das Zimmer hatte ganz den Anschein als sei es noch vor Kurzem bewohnt gewesen. Selbst Bücher lagen noch auf den Tischen und Überbleibsel von verbrannten Feuerscheiten lagen im Kamin. Wir wandten uns an den Wirt und befragten ihn in Betreff dieser auffallenden Erscheinung. Er lispelte, offenbar erschrocken, dass die Familie, nach dem hier stattgefundenen schrecklichen Ereignis, ungefähr vor sechs Monaten geflohen sei. Wegen der grausigen Erscheinung um Vorgang, vor welcher er uns früher gewarnt, hatte man die Wohnung leer stehen lassen, nachdem einige kühne Männer vergeblich gewagt hatten, den Geistern ihren Besitz streitig zu machen.

Ohne weiter etwas zu sagen, fachte er mithilfe seiner Begleiter ein helles Feuer im Kamin an, stellte die Erfrischungen, welche sie mitgebracht hatten, auf den Tisch und daneben einige Flaschen Wein. Nachdem er diese kleinen Einrichtungen besorgt hatte, fragte er, wann wir am folgenden Morgen unseren Marsch fortsetzen wollten.

»Beim St. Patrick!«, sagte Courcy, »wir haben keine Lust, schon morgen weiterzuziehen. Wir werden hier auf weitere Befehle warten, welche hoffentlich nicht eher kommen, bis unsere müden Knochen gehörig ausgeruht haben.« Mit diesen Worten warf er sich in einen großen Lehnstuhl, nicht ohne sichtliche Gemütlichkeit.

Der Wirt sah ängstlich aus und wechselte Blicke mit seinen Gefährten. Ich legte meine Halfterpistolen auf den Tisch und entkorkte mit großer Kaltblütigkeit die langhalsigen Flaschen, sodass das Echo davon in dem großen Zimmer widerhallte.

Der Wirt und seine Leute empfahlen uns dem Schutz Gottes und seiner Heiligen und schickten sich an, fortzugehen. Wir vergaßen nicht, sie bis an die Tür zu begleiten, welche wir hinter ihnen verschlossen, und kehrten dann in unser gemütliches Quartier zurück. Wir setzten uns wieder und begannen mit dem Abendessen, nach welchem wir sehr schmachteten. Zuerst aber untersuchten wir genau die Korken, um zu sehen, ob die Flaschen nicht vielleicht schon vorher geöffnet seien, in der Absicht, uns einen Streich zu spielen, denn solche Dinge kommen nur zu häufig vor, obwohl in diesem Fall die Nähe unserer Schar solche Verräterei vonseiten der Spanier sehr gefährlich machte. So verzehrten wir denn unser Abendessen sehr heiteren Mutes, ohne im Geringsten der Geister zu gedenken, vor welchen man uns Bange gemacht hatte.

Darauf schoben wir unsere trefflich gepolsterten Stühle dem warmen Schein des Kaminfeuers zu, streckten unsere müden Glieder aus und steckten unsere Zigarren an, indem wie uns sehr des Entschlusses, das schlechte Wirtshaus verlassen zu haben, freuten.

Ermattung und die Wärme, welche von den brennenden Holzscheiten ausströmte, bewirkte, dass unsere Augenlider sich bald schlossen und unsere Konversation inne hielt. Die Bilder vor unseren Augen verschwammen immer mehr, ich hörte meinen Freund schon schnarchen und schlief bald darauf ebenfalls ein.

Ein gellender Schrei, gleich einem Trompetenstoß, erweckte uns bald auf sehr unsanfte Weise. Wir sprangen beide auf, kaum wissend, wo wir uns befänden, als unsere Ohren plötzlich ein neuer Schrei traf, der uns zu umtosen schien und dann in melancholischen Tonabstufungen auf dem langen Korridor in der Ferne erstarb.

Mittlerweile waren unsere Sinne etwas klarer geworden. Wir blickten einander an und rüsteten uns, ohne ein Wert zu reden, zu Taten. De Courcy schürte schnell das Feuer von Neuem an, sodass wir den hellen Schein desselben benutzen konnten, während ich den Docht der Lampe putzte, deren trauriger Zustand uns deutlich verriet, wie lange wir schon geschlafen hatten. Wir sahen auf unsere Pistolen und nahmen dann ruhig wieder in unseren Lehnstühlen Platz.

Ein tiefer, förmlich grabesähnlicher Seufzer, welcher dicht vor der Tür unseres Zimmers ausgestoßen wurde, machte uns wachsam. Wir blickten vorsichtig über die Lehnen unserer Stühle in die Richtung, aus welcher der Ton kam, hin. Ich gestehe, dass unsere jungen Nerven für einen Augenblick aufgeregt wurden, als wir sahen, dass sich die Tür geräuschlos in ihren Angeln bewege, als ob ein übernatürlicher Besuch erscheinen wollte. Mit pochendem Herzen erwarteten wir den Eintritt des ungebetenen Gastes. Ich dachte, dass, wenn es ein armer Geist wäre, er oder sie, nach Geisterart, das heißt, ohne die Tür zu öffnen, welches mir eine ganz unnütze Zeremonie zu sein schien, hereinkommen könne. Wir vernahmen bald Fußtritte, welche auf dem Korridor erschallten und sich schnell unserem Zimmer zu nähern schien.

»Schieße nicht sogleich«, sprach de Courcy leise zu mir. »Wenn es ein wirklicher Geist ist, so hat es keinen Zweck, und wenn es ein solcher nicht ist, so sehe ich nicht ein, warum wir ihn dazu machen wollen.«

Ich beschloss, dem Rat meines Freundes zu folgen, indem ich fühlte, dass sich etwas ereignen werde, entweder Natürliches oder Übernatürliches. So nahm ich denn meine Finger wieder von dem gespannten Hahn der Pistole. Ich habe bereits gesagt, dass wir beide jung waren und in voller Lebenskraft standen. Gewöhnt an den Anblick des Todes auf dem Schlachtfeld in allen möglichen Gestalten, konnten wir einen kleinen Schreck schon ertragen. Dennoch muss ich gestehen, dass unsere Atemzüge kürzer wurden und eine Art von Eiseskälte sich über unsere Glieder verbreitete, als wir ein Gesicht von höchst seltsamen, nicht menschlichem Schnitt erblickten, dass uns mit blitzenden Augen anstarrte. Es war das eines weiblichen Wesens, um dessen Züge wir dunkle Blutflecken bemerkten. Es fuhr fort, uns melancholisch anzusehen. Es schien unmöglich, unsere Augen von demselben abzuwenden, wir waren wie vom Zauber gefesselt.

Nach einigen Augenblicken, welche uns die Länge von Jahren zu haben schienen, schlüpfte sie geräuschlos in das Zimmer und schaute um sich, als suche sie etwas. Nachdem sie beinahe in die Mitte des Zimmers gelangt war, blieb sie stehen. Wir fühlten, dass wir der Sprache nicht mächtig seien. Die Gestalt schien, weil wir sie unverwandt und starr ansahen, vor unseren Augen sich zu bewegen.

Endlich schien de Courcy den Mut zu gewinnen, sie anzureden, denn ich bemerkte, dass seine Lippen sich bewegten, als wolle er etwas sagen; aber seine Rede wurde gehemmt durch den Eintritt einer Gestalt, welche dergestalt in einen dunkelfarbigen Mantel gehüllt war, dass man die Gesichtszüge desselben nicht erkennen konnte. Sie streckte die Arme aus, erfasste das Frauenzimmer beim Schopf und zog sie aus dem Gemach heraus. Die Tür schlug heftig zu und wiederum vernahmen wir Geschrei und Todesseufzer auf den Korridoren.

Wir sprangen nun beide aus unseren Stühlen empor und stützten zu der Tür. Sie gab sogleich unserer Berührung nach, der offene Korridor lag vor uns, aber nichts war zu sehen. Ohne etwas zu sagen, schoss de Courcy seine Pistolen in die Dunkelheit hinein ab, aber nur das Echo derselben, kein anderes Geräusch, traf unsere Ohren.

Darauf schlossen wir die Tür und nahmen wieder Platz.

»Wir sind unwillkommene Gäste hier, wie es scheint«, sagte de Courcy. »Indessen kann ich nicht an Geister glauben. Warum ein Geist, der seine körperliche Hülle verlassen hat, ehrliche Christen beunruhigen sollte, sehe ich nicht ein, wenn die Letzteren auch Quartier in dem Haus suchen, welches jene früher bewohnten. Man sagt, Geister hätten keine Ruhe, umso weniger brauchen sie Armsessel und Betten. Es kann ihnen gleichgültig sein, ob wir dieselben benutzen. Ich habe eine Idee – sag nichts davon auf der Parade, noch weniger dem Schurken von Wirt. Wir wollen ihm doch noch eine Falle stellen, das Quartier ist zu gut, um es aufzugeben.«

Das Tageslicht brach herein, während wir uns noch über unseren Plan unterhielten. Von dem weiter unten mehr. Wir musterten ruhig unsere Soldaten und trafen alle Anstalten zu deren gutem Unterkommen. Der Wirt folgte uns mit dienstbeflissener Geschäftigkeit, als hätte er gern erfahren, wie es uns während der Nacht ergangen war, und behauptete entschieden, wir müssten besonderen Schutz genießen, weil die bösen Geister uns während der Nacht in Frieden gelassen hatten. Wir würden dies alles mit gutem Glauben angenommen haben, wenn wir nicht ein heimliches, ironisches Verziehen seiner Mundwinkel bemerkt hätten. »Warte, bis an uns die Reihe kommt«, flüsterte de Courcy.

Wir wendeten während des Tages unsere Aufmerksamkeit der Außenseite unseres Quartiers zu, bemerkten aber nur den Eingang, durch welchen wir selbst in das Schloss gelangt waren, und den wir, nachdem unser Wirt sich am Abend vorher entfernte, hinter ihm sorgfältig verbarrikadiert hatten.

Wir häuften nun während des Tages Vorräte für unsere Beköstigung am Abend auf und wiesen jede Dienstleistung des Gastwirtes zurück, welcher über unsere Kaltblütigkeit sehr verwundert zu sein schien. Unter anderem sah ich, dass gegen Abend auf de Courcys Befehl von jedem Tambour ein großer Packkorb in das Schloss getragen wurde. Wir folgten demselben sogleich und nahmen wieder unsere Plätze wie am vergangenen Abend ein. Der Tambour entfernte sich, nachdem er die Weisung erhalten hatte, gut aufzumerken, im Falle ein Alarm entstehen sollte.

Nachdem alles ruhig geworden war und wir alle Winkel und Ecken genau untersucht hatten, um nicht von irgendeiner Seite überrascht zu werden, öffnete de Courcy den geheimnisvollen Korb. Es kroch eine große Bulldogge, die dem Tambour gehörte, heraus. De Courcy lachte über meine Überraschung. Ich sah sogleich seine Absicht ein und stimmte derselben aus vollem Herzen bei, denn es mussten schnelle Geister sein, wenn sie vor unserem vierfüßigen Freund entkommen wollten. Er streckte sich vor dem warmen Kaminfeuer aus und schlief mit einem klugen Blick, als wollte er sagen, »ruft mich, wenn Ihr meiner bedürft!« zu unserer Füßen ein.

Unser Abendessen fand wie am Vorabend statt, nur schliefen wir nicht ein, denn wir hatten eine lange Siesta gehalten. Wir warteten begierig auf das Erscheinen der Geister. Als es Mitternacht war, lehnten wir uns in unseren Sesseln zurück, als schliefen wir. Kaum hatten wir dies getan, als unsere Ohren durch einen schrecklichen Lärm von Seufzern und Geschrei begrüßt wurden, Türen mit Geräusch auf- und zugingen und was sonst noch bei Geistererscheinungen vorfällt, eintrat.

Die Tür öffnete sich nun wieder geräuschlos, und die weibliche Gestalt trat herein. Die Erscheinung schien etwas zu erschrecken. Sie wagte sich nicht in die Mitte des Zimmers hinein wie am vorigen Abend, sondern blieb in einiger Entfernung in der Dunkelheit stehen.

Die dunkle Gestalt kam ihr nach und streckte seine Arme nach ihr aus. Dieselben Töne wie am vergangenen Abend erschallten durch das Gemach. Courcy fasste den Hund am Halsband, kaum imstande, ihn festzuhalten, aber in dem Augenblick, als die weibliche Gestalt aus dem Zimmer schlüpfte, ließ er die Dogge auf die verhüllte Gestalt los. Dieselbe verschwand mit geisterhafter Schnelligkeit. Als wir an die Tür traten, kam der Hund uns schon entgegen, indem er etwas im Maul hatte, was er zu zerfetzen bemüht war. Wir machten die Tür zu und nahmen ein Stück einer ganz natürlich aussehenden Jacke dem Hund aus dem Maul.

»O, o!«, rief mein Freund aus, »du siehst, die Geister haben vortreffliche Schneider. Irre ich nicht, so sah ich diese Jacke schon einmal.«

Nachdem wir ein schweres Stück Möbel vor die Tür geschoben hatten, berieten wir uns, was zu tun sei.

Als wir mit Tagesanbruch aus dem Schloss gingen, waren wir überrascht, einen kleinen Korb an der Tür stehend zu finden, welcher Zigarren, eingemachte Früchte und andere Dinge enthielt. Ein Zettel hing an demselben, auf welchem stand:

Dejarnos y les dejaremos!

Was nach freier Übersetzung heißt: »Lasst uns in Frieden, und wir werden Euch in Frieden lassen.« Nachdem wir uns diese Dinge gut hatten schmecken lassen, begaben wir uns in die Posada. Der Wirt begrüßte uns mit einem schlauen Ausdruck des Gesichts. Als er aus dem Zimmer ging, sahen wir, dass ein Stück an seiner Jacke fehlte.

Wir blieben ruhig auch die übrige Zeit in dem Schloss. Unsere Kameraden wunderten sich, doch verrieten wir ihnen das Geheimnis nicht, noch quälten wir uns darum, wenn wir um Mitternacht Geräusch vernahmen, obwohl dasselbe sehr verschieden von dem früheren war. Die geheimnisvollen Besucher füllten unsere Vorräte, wir hüteten uns nicht zu verraten, dass das Schloss von einer Schmugglerbande benutzt wurde, welche, durch die Anarchie der Zeiten begünstigt, sich gebildet hatte.

Ende