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Oberhessisches Sagenbuch Teil 79

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Der Geist an der Gerstbach

Wenn man inne wird, dass ein wandernder Geist einem folgt, darf man ihn nicht mit über gießendes Wasser nehmen, sonst gerät man in seine Gewalt und ist ewig verloren. Ein Lardenbacher Mann ging den Weg über den Berg nach Freienseen herab, der die Schlinke heißt, und sah eine unheimliche schwarze Gestalt, einen verwunschenen Geist, schweigend neben sich hergehen, dass ihm, trotz der sternhellen Nacht, die Haare zu Berge stiegen ob solcher Gesellschaft. Als er aber vor dem Wässerlein des Grundes, die Gerstbach genannt, ankam, wandte er sich resolut um und sprach: »Bist du von Gott, so komm näher, bist du vom Bösen, so weiche von mir!«

Da pustete der Geist ihm mit Feuer ins Angesicht, das flog um ihn wie ein Sichling Stroh, der brennt, und war fort im Augenblick. Man sah ihn nach Sellnrod zu davonfliegen.

Bei der Wingen-Eicher Brücke,

über welche der gewöhnliche Fahrweg nach Ruppertenrod von Großen-Eichen führt, hat ein Dörflein gestanden, dessen Dasein noch durch mancherlei Namen der Gemarkung bezeugt wird. Wann dasselbe verschwunden ist, darüber gibt nun keine Urkunde mehr Auskunft. Der Platz selbst wird bei Nachtzeit nicht gern betreten, denn es wandert (spukt) dort in mancherlei Weise. So hat der Großen-Eicher Schulmeister dort ein Grundstück. Einst hatte er den Pferch gestrichen und der Schäfer lag in seiner Hütte, vor sich angebunden den Hund zur Wacht. Elf Uhr schlug es im Dorf, da sprangen alle Schafe wie rasend empor, blökten jämmerlich, rannten verschüchtert hin und her. Weder der Hund noch der Zuruf des Schäfers konnten sie zur Ruhe bringen. Mit Gewalt sprangen sie über die Hürden und wie der Sturmwind liefen sie in das Dorf zurück. Dieser Vorfall wiederholte sich allnächtlich, sodass der Pferch abgefahren werden musste. Später erfuhr der Schäfer, dass dieser Schulacker der frühere Kirchhof von Wingen-Eichen gewesen sei, und wusste sich nun seinen Vers darüber zu machen.

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