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Der Welt-Detektiv Band 6

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Deutsche Märchen und Sagen 77

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

85. Der Wasserteufel und die sieben weißen Gespenster

Zwischen Zwevezeele und Lichtervelde liegen unfern der Muzebank die Trümmer eines alten Schlosses. Ein gewisser Chirurg kam spät abends einmal in die Gegend, und nahe dem Bach, von dem man sich viel erzählt, rief er: »Wasserteufel, komm heraus!«

Da rauschte es plötzlich im Wasser und es sprang jemand heraus und ans Ufer. Der Chirurg nahm sich aber nicht die Zeit, näher zuzuschauen, wer das war, sondern lief, so schnell er konnte, dem nahen Lichtervelde zu.

Ein anderes Mal fuhr eine bekannte Familie von Zwevezeele zur Kirmes nach Lichtervelde. Als sie an den Ruinen angekommen war, blieben die Pferde stehen, bebten und zitterten vor Angst und bargen die Köpfe, wollten auch keinen Schritt weiter. Gleich darauf kamen sieben weiße Gestalten auf den Wagen los, stiegen von vorn herauf und hinten herab und verschwanden alsdann. Die Pferde begannen zugleich im vollen Galopp zu rennen und blieben erst im Dorf stehen.

86. Die Jungfrau auf dem Milsenberg

Im Stift Fulda bei Biberstein liegt ein Berg, geheißen der Milsenberg, welcher wohl Melusinenberg heißen könnte. Davon erzählt man sich, dass auf demselben häufig eine Jungfrau erscheint, die von unten Schlange ist und ein rechtes Ungeheuer.

87. Die verwünschte Jungfrau auf der Scheibenflüh

Auf der Scheibenflüh findet man weder Grün noch Gras. Oben auf der Spitze ist eine Höhle, darin wohnt eine verwünschte Jungfrau, die Salina heißt und die bewacht dort einen Schatz und sitzt darauf. Viele, die hineingestiegen, haben Goldklumpen von da mitgebracht. Eine Menge Sagen gehen von dem Ort umher. Man könnte ein halbes Buch davon schreiben.

88. Waldisbalm

Es ist unglaublich, was die Schweizer nicht all für Wunder von der Höhle Waldisbalm bei Vitznau erzählen. Die Länge und Tiefe derselben, sagen sie, ist unbekannt. An ihrem Ende befindet sich aber eine eiserne Tür. Klopft man daran, dann kommen Erdmännchen oder andere Spuke zum Vorschein. Auch liegen da viele und große Schätze vergraben und sieht man anderswo nie gesehene Fußtapfen dort.

89. Sage vom glücklichen Berg

Bischof Wilibrand von Paderborn († 1233) war zweimal in des Kaisers Angelegenheiten im Heiligen Land gewesen. Da hatte er eine alte wunderbare Sage vernommen, wie, dass bei der Stadt Tarsus ein großer Berg läge, den man den glücklichen Berg heiße oder auch den Berg der Abenteuer. Ein jeder, der nach vorhergetaner Beichte und Kommunion nüchtern auf diesen Berg stieg, der fand da gut Abenteuer. Bischof Wilibrand hatte einen Ritter zu Antiochien gesehen und gesprochen, der hatte auch den Berg bestiegen und allda ein Tischchen gefunden, voll von Speisen aller Art. Das wiederholte sich jeden Tag, sodass er und alle, die mit ihm waren, stets gut aßen und tranken, solange sie auf dem Berg waren.