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Elbsagen 50

Elbsagen
Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten
Für die Jugend ausgewählt von Prof. Dr. Oskar Ebermann
Verlag Hegel & Schade, Leipzig

50. Der Badenix bei Strehla

Bei dem Städtchen Strehla liegt an der Elbe ein Felsen, der ungefähr an sechzehn Ellen in den Strom hineingeht und gegen 180 Ellen im Umkreis hat. Dieser heißt der Nixenstein. Die Sage erzählt, dass dort jedes Jahr ein Mensch im Wasser umkommen müsse. Auch soll dort oft Wäsche zum Trocknen aufgehängt sein, die den Nixen gehöre. Zuweilen sieht man eine Gestalt auf dem Stein sitzen, die Schuhe flickt. Sie verschwindet aber, sobald sich jemand ihr nähert. Manchmal kommt auch von dort ein junges Mädchen in die Stadt, deren Kleider unten am Saum herum nass sind. Sie kauft an verschiedenen Stellen Waren ein und verschwindet dann wieder, wie sie gekommen ist.

Anfang des 17. Jahrhunderts kam einmal ein Mann zu Pferde, gestiefelt und gespornt, in die Stadt und bat eine Bürgersfrau inständig, mit ihm zu gehen. Gleichzeitig versprach er ihr, dass ihr nichts geschehen sollte. Als sie an den Elbfelsen kamen, schlug er mit einer Rute dagegen. Alsbald tat sich der Stein auf und sie traten in ein schön verziertes Gemach. In diesem lag eine schöne junge Frau mit einem neugeborenen Kindchen. Die Bürgersfrau nahm sich des hilflosen kleinen Wesens freundlich an, badete es und wickelte es in die bereitliegenden Windeln. Auch tat sie der jungen Frau gern jede gewünschte Handreichung. Inzwischen hatte der Mann das Gemach verlassen und kehrte nun mit einer Mulde voll Dukaten zurück. Er forderte die Frau auf, von dem Geld so viel zu nehmen, wie ihr beliebe. Indessen nahm diese, von der jungen Frau gewarnt, nur so viel, wie ihr für ihre Dienste zukam, nämlich ein Goldstück, und wurde dann von dem Mann zum Elbufer zurückgeleitet. Sie fand sich später für ihre Bescheidenheit reich belohnt, denn sooft sie auch das Goldstück ausgab, immer fand sich an seiner Stelle ein neues in ihrem Geldbeutel vor.