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Oberhessisches Sagenbuch Teil 37

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Alb erkannt

In Ilsdorf waren zwei Liebesleute, die hatten sich sehr gern, sodass sie mit ihrem Gedanken Tag und Nacht beieinander waren. Der Bursche aber wurde seitdem immer vom Alb gedrückt, sodass er sich vor Gedrense (Stöhnen) nicht zu raten und zu helfen wusste. Er fasste also den Vorsatz, einmal den Schlaf zu überwinden und den Alb mit List zu fangen.

Demnach stellte er sich des Abends an, als ob er schliefe. Als der Alb nun kam und sich auf ihn setzte, warf er hurtig das Sacktuch über seine Brust und fasste zu. Alsobald bekam er Ruhe. Da er aber im Tuch nichts Verdächtiges spürte, steckte er es, wie sonst in Gedanken, wieder in den Hosensack und schlief ein.

Am Morgen war das Erste, was er hörte, dass sein Mädchen in der Nacht eines plötzlichen Todes verstorben sei. Das ging ihm schwer zu Herzen, allein es war so. Wie sie nun tot in der Leichte (Sarg) lag und begraben werben sollte, stand er auch dabei und wollte sie noch einmal sehen. Das helle Wasser lief ihm über die Wangen vor bitterlicher Betrübnis.

Da zog er das Sacktuch heraus, um sich die Tränentropfen abzutrocknen. Wie er es aber auftat, lief etwas heraus, das sah haarig und schwarz wie eine Rattenmaus aus und schlüpfte, ehe man es sich recht versah, dem gestorbenen Mädchen zum Mund hinein.

Gleich darauf schlug das die Augen auf und rief: »Was wollt ihr denn mit mir machen? Ich bin ja lebendig und nicht tot!«

Da fiel der Bursche seinem Schatz um den Hals. Die zwei Liebesleute freuten sich wie junge Kinder, dass sie einander wiederhatten. Die Leute aber machten sich ihre Betrachtung drüber und erzählten es weiter, wenn sie auch das Stücklein nicht gerne hören mochten.