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Der Welt-Detektiv Band 6

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Deutsche Märchen und Sagen 36

Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

36. Ich liege im Säckelchen.

Es war einmal ein Mädchen, das hatte ein kleines Kreuzbildchen, welches es oft küsste. Einmal tat es dasselbe in ein Säckelchen und legte es in das Stroh seines Bettchens. Morgens hatte es aber vergessen, wo es mit dem Kreuzchen geblieben war. Es suchte und suchte und konnte es nicht finden. Da ging es in die Kirche an den Altar, worauf ein großes Kreuz stand, und bat das, es möchte ihm doch sein kleines Kreuzchen wiedergeben. Dabei weinte es, dass es ein steinernes Herz hätte erbarmen mögen.

Da sprach das große Kreuz: »Musst nicht weinen, ich liege im Säckelchen in deinem Bettstroh.«

Da lief das Mädchen an das Bett, suchte und fand sein Kreuzchen, und das war einmal ein Freudchen!


37. Der trunkene Peter

Ein Trunkenbold, der jeden Abend spät im Wirtshaus blieb, hatte bei all seinen schlechten Gewohnheiten doch eine gute. Die war, dass er, wenn er nach Hause ging, erst das große Christusbild auf dem Markt grüßte.

Eines Abends nun kam er auch wieder an dem Bild vorbei und sprach: »Guden Avond, lieve Heer!«

Der Küster hatte sich aber hinter das Bild versteckt und antwortete mit einer ganz groben Stimme: »Guden Avond, satte Peer!«

Peter horchte auf, denn er meinte, er hätte sich verhört, und sprach noch einmal: »Guden Avond, Heerke lief!«

Doch da schrie die Stimme noch viel härter als zuvor: »Guden Avond, satte Dief!«

Da hätte aber einer den Peter laufen sehen sollen! Er war in seinem Leben nicht so schnell nüchtern geworden und hatte auch von da ab keinen Mut mehr, sich je wieder zu betrinken.