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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Gespenster – Zweiter Teil – Zweiundfünfzigste Erzählung

Die Gespenster
Kurze Erzählungen aus dem Reich der Wahrheit von Samuel Christoph Wagener
Allen guten Schwärmern, welchen es mit dem Bekämpfen und Ablegen beunruhigender Vorurteile in Absicht des Geisterwesens ernst ist, liebevoll gewidmet von dem Erzähler Friedrich Maurer aus dem Jahr 1798
Zweiter Teil

Zweiundfünfzigste Erzählung

Rousseaus Teufelsbeschwörung zu Charmettes

Während Rousseaus Aufenthalt zu Charmettes beschäftigte er sich unter anderen auch mit der Sternkunde. Ich würde, schreibt er, an diesem Teil der Wissenschaften Geschmack gefunden haben, wenn ich Instrumente gehabt hätte. Allein ich musste mich nur einigen Grundsätzen, die ich aus Büchern entlehnen konnte, begnügen und mit einigen unvollkommenen Beobachtungen, die ich durch ein Perspektiv machte, um doch die Gestalt des Himmels im Allgemeinen kennen zu lernen, denn mein kurzes Gesicht erlaubte mir nicht, mit bloßem Auge die Sterne klar zu unterscheiden. Ich erinnere mich bei dieser Gelegenheit einer Begebenheit, über die ich oft habe lachen müssen. Um die Konstellationen zu studieren, hatte ich mir eine Himmelskarte gekauft und sie in einen Rahmen gespannt. Des Nachts, wenn der Himmel heiter war, ging ich in den Garten, pflanzte meinen Rahmen auf vier Pfähle, die so hoch wie ich waren, so, dass die Karte nach unten gekehrt war. Um sie nun zu erleuchten, ohne dass der Wind mir das Licht auslöschte, stellte ich es in einem Eimer auf die Erde zwischen den Pfählen. Dann sah ich bald mit den Augen auf die Karte, bald mit dem Perspektiv zum Himmel, um die Sternbilder kennen zu lernen. Der Garten des Herrn Noiret, in welchem ich war, lag am Abhang eines Berges, sodass man ihn vom Weg ganz übersehen konnte. Eines Abends erblickten mich einige Bauern, die dort spät vorbeigingen, mit meiner grotesken Zurüstung bei meiner Beschäftigung. Der Glanz auf meiner Karte, dessen Grund sie nicht einsahen, weil das Licht ihnen durch die Wände des Eimers versteckt war, die vier Pfähle, das große Papier, auf welchem Figuren standen, der Rahmen und das Spiel meines Perspektivs, das bald erschien, bald verschwand, gab der ganzen Sache ein zauberhaftes Ansehen und setzte sie in die äußerste Bestürzung. Mein Anzug war nicht gemacht, sie zu beruhigen. Ein abgekrempter Hut über eine Schlafmütze und ein sogenanntes Kärnerhemd, welches ich übergezogen hatte, gaben ihnen das wahre Bild eines Zauberers. Da es beinahe Mitternacht war, so zweifelten sie keinen Augenblick, dass dies der Anfang des Hexentanzes sei.

Die Neugierde, mehr davon zu sehen, verging ihnen. Sie entflohen in der größten Angst ihres Herzens, weckten ihre Nachbarn, um ihnen ihre Geschichte zu erzählen. Schon am folgenden Tag wusste die ganze Nachbarschaft, dass in dem Garten des Herrn Noiret Teufelsbeschwörungen getrieben würden. Ich weiß nicht, was dieses Gerücht endlich für eine Folge gehabt haben würde, wenn nicht einer von den Bauern, die meine Zauberei angesehen hatten, noch den nämlichen Tag bei zwei Jesuiten darüber geklagt hätte. Diese besuchten uns. Ohne zu wissen, was es eigentlich gegeben hätte, beruhigten sie die Bauern schon im Voraus. Danach erzählten sie uns die Geschichte. Ich sagte ihnen den Zusammenhang der Sache und wir lachten herzlich darüber. Indessen beschloss ich doch, aus Furcht vor einem Nachspiel künftig ohne Licht zu beobachten, und im Notfall mir anhand der Karte in der Stube Rat zu holen.