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Max Bentow – Die Puppenmacherin

Max Bentow – Die Puppenmacherin

In Berlin lebt Josephin Maurer, eine junge Frau, die Amigurumi-Puppen, das heißt, kleine, gestopfte Tiere oder menschenähnliche Kreaturen, häkelt und strickt. Nach der Fertigstellung einiger Schweine, Hasen und Igel ist sie nun dazu übergegangen, Menschenpuppen im Manga-Stil herzustellen.

Josie, wie sie von Freund und Freundinnen genannt wird, hat gerade eine Puppe, die ihren Namen trägt, für einen Horror-Animationsfilm in Slow-Motion-Technik hergestellt, den ihr Freund Milan gedreht hat, und der beim siebenten Berliner Animations-Kurzfilm-Festival gezeigt wird. Während Milan keinen Preis für seine Arbeit bekommt, erhält Josie den Preis für die beste Ausstattung.

Karen, Josies beste Freundin, und Dr. Hagemuth, ihre Ärztin, beglückwünschen die Preisträgerin, während Milan artig fotografiert. Am Ende gratuliert auch er seiner Freundin, und eine Frau namens Frida König, die offensichtlich ein Fan ihrer Puppen ist, gratuliert Josie ebenfalls.

Das Ende des Abends verbringt Josephin in ihrer Wohnung. Als das Telefon läutet, hebt sie arglos ab. Sie erwartet, dass ihr Freund noch einmal anruft. Aber es ist ein anderer Mann, dessen Stimme sie kennt. Er hat sie vor einiger Zeit in seinem Keller mit Bauschaum, genauer gesagt, Polyurethan, gequält und fast ermordet. Doch dann ist er bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und Josie wurde gerettet. Doch nun hat sie seine Stimme wieder gehört. Die Stimme eines Toten. Sie sagte zu ihr das, was ihr Peiniger schon in seinem Keller immer wieder zu ihr sagte:

»Komm her zu Karli.
Nun mach schon.
Karli wartet auf dich.«

Josephin weiß genau, dass es sich um denselben Mann handelt. Offensichtlich lebt er doch noch.

Kommissar Nils Trojan von der Berliner Kriminalpolizei wird kurze Zeit später zu einem Verbrechensschauplatz gerufen. Eine junge Frau wurde in einem Keller mit Polyurethan-Schaum erstickt und einbalsamiert. Er stößt auf Josephin Maurers Fall, der zu seinem jetzigen erstaunliche Parallelen aufweist. Doch der Täter von damals ist tot. Gibt es da jemanden, der sein wahnsinniges Tun kopiert?

Eine weitere Frau stirbt auf dieselbe Art, während Nils Trojan die Psychologin Jana Michels um Unterstützung bittet, die er liebt und deren Patient er zu allem Überfluss auch noch ist. Sein Chef bittet ihn zudem, mit Josephin Maurer zu sprechen. Trojan stellt dabei fest, dass Josie Kontakt zu beiden Mordopfern hatte. Will da jemand zuerst ihre Freunde und Bekannten und schließlich sie selbst mit dem Bauschaum umbringen? Und wer ist sein nächstes Opfer?

Trojan lässt Josie Maurer schließlich von Kollegen rund um die Uhr bewachen und unternimmt verschiedene Versuche, dem Täter auf die Schliche zu kommen. Letztlich kann er Jana Michels überreden, Josie zu hypnotisieren und während der Hypnose über ihr furchtbares Erlebnis zu befragen.

Max Bentow hat mit Die Puppenmacherin einen Thriller geschrieben, in welchem ein Serienmörder eine ausgesprochen ungewöhnliche Mordmethode entwickelt hat. Er erstickt seine Opfer mit Polyurethan-Schaum, indem er ihnen diesen in Mund und Nase sprüht, während sie gefesselt vor ihm liegen. Da der Schaum im Nu aushärtet, ersticken die so behandelten Menschen, die sich wegen ihrer Fesseln nicht wehren können, in wenigen Minuten, nachdem er sie zuvor lange gequält hat.

Der Autor breitet vor dem Leser eine psychologisch durchdachte, bis hin zum Grund des Täters für seine Taten logische Geschichte aus, die man durchaus bis zu einem gewissen Punkt hin nachvollziehen kann. Zudem zeichnet er seine Charaktere sehr realistisch, und ihre Handlungen und Empfindungen sind alle durchaus plausibel und den Situationen angemessen, die der Autor beschreibt.

Der sympathische Ermittler, Nils Trojan, ist ein typisches Kind der Großstadt, selber psychisch nicht der Stärkste, und durchaus auch ein Mann, der so manchen Fehler macht. Am Ende jedoch ist er genau zur rechten Zeit am rechten Ort und verhindert so den letzten Mord. Den Täter, den er erst später überführt, weil seine Person eben erst spät in den Fokus der Ermittlungen rückt, kann er aufgrund seiner Intuition und seines Mutes verhaften.

Die Geschichte Bentows wird im Verlauf des Romans immer spannender, wie man das von einem Thriller auch erwarten darf, und auch die privaten Geschichten der Ermittler und ihrer Helfer und Klienten fesseln den Leser zunehmend.

Fazit:
Alles in allem liefert Max Bentow dem Leser einen spannenden Krimi, der durch seine psychologische Beweisführung besticht und realistisch gezeichnete Personen aufweist. Insbesondere die außergewöhnliche Tötungsart des Täters und dessen ganz eigene psychische Logik machen diesen Thriller zu einem Buch, das von Anfang bis Ende fasziniert.

Allerdings ist dieser Roman nichts für schwache Nerven, und der Leser, der Brutalität und Wahnsinn eher scheut, sollte sich vorher überlegen, ob er das Buch tatsächlich lesen möchte. Allen anderen jedoch sei diese Story – gerade wegen ihrer Originalität – empfohlen.

Der Autor

Max Bentow ist 1966 in Berlin geboren. Er studierte Schauspiel und arbeitete in diesem Beruf an verschiedenen Bühnen.

Neben Kriminalromanen verfasste er auch Dramen und bekam dafür zahlreiche bedeutende Preise und Stipendien. Bereits mit dem ersten Nils-Trojan-Thriller Der Federmann platzierte sich der Autor auf Anhieb in der Spiegel-Bestsellerliste. Bis heute liegen vier Thriller um den genannten Kommissar vor. Ein Fünfter wird Mitte 2015 erscheinen.

Quellen:

  • Max Bentow, Die Puppenmacherin, by Page & Turner, Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Taschenbuchausgabe, 1. Auflage, 2014.
  • www.krimi-couch.de
  • www.max-bentow.de

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Random House.
  • Foto des Autors. Copyright © Doris Poklekowski. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Random House.

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