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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Geheimnis zweier Ozeane 32

Drittes Buch
Siebentes Kapitel
Nach der Explosion

Die Explosion in der Gasrohrkammer war morgens um vier Uhr fünfzehn erfolgt, zwei Stunden vor der Ablösung. Es war Schlafenszeit, und alle dienstfreien Männer auf dem Schiff lagen in ihren Kojen. Mit furchtbarer Gewalt hatte die Explosion das ganze U-Boot bis zum letzten Spant1 erschüttert und es fast senkrecht, mit dem Heck nach oben, gestellt. Ein ohrenbetäubendes Getöse erfüllte die Räume des Schiffes. In einem wilden Chaos wirbelte alles, was nicht festgeschraubt war, durcheinander, durchschlug die Scheidewände, krachte und polterte durch die finsteren Gänge und Räume. Das Stöhnen der Verletzten, Angstschreie und das metallische Knirschen der Verstrebungen, das Pfeifen und Heulen ausströmender Gase – dies alles steigerte sich zu einem grausigen Getöse. Die Menschen wurden aus ihren Kojen geschleudert, schlugen gegen die Wände und rollten betäubt über den Fußboden.

Schon in den nächsten Minuten nach der Explosion nahm das U-Boot wieder eine fast horizontale Lage ein und blieb, heftig schlingernd, liegen. Nur das Heck neigte sich etwas nach unten. Die Konstruktion und das Baumaterial des Schiffes hatten auch dieser außerordentlichen Prüfung standgehalten.

Durch die Explosion wurde Kapitän Woronzow aus der Koje geschleudert. Er rollte in den Arbeitsraum und schlug heftig gegen das Bein eines Tisches, der fest am Boden angeschraubt war. Ein stechender Schmerz in der linken Schulter hinderte ihn nicht daran, sich an dem Tischchen festzuklammern. Das bewahrte ihn vor weiteren Stößen in dem stark schlingernden U-Boot. Der Kapitän stand auf und tastete sich in der Dunkelheit über Glassplitter und im Krachen und Poltern durcheinanderwirbelnder Gegenstände zum Schränkchen mit der Notbeleuchtung. Es war nicht an seinem Platz. Woronzow wankte auf die Tür zu und versuchte, sie zu öffnen. Sie war verklemmt, und nur mit Anspannung aller Kräfte gelang es ihm, sie etwas zurückzuschieben und durch einen schmalen Spalt den Gang zu erreichen. Das U-Boot schlingerte nicht mehr so stark. Im Dunkeln, mit vorgestreckten Händen, strebte der Kapitän, laut rufend, dem Steuerraum zu:

»Genossen! Ruhe bewahren! Das U-Boot hat sich wieder aufgerichtet! Alle, die nicht behindert sind, an die Plätze. Notbeleuchtung einschalten!«

Am Ende des Ganges flammte eine Birne auf. Sie beleuchtete einige Männer, die in die Luke des Maschinenraumes hinabstiegen.

Die für zum Steuerraum stand offen. Der Kapitän tastete sich zu einer Ecke des Raumes, in der sich die Notbeleuchtung befand. Im nächsten Augenblick wurde es hell, und der Kapitän schaute sich um. Seinem Blick bot sich ein Bild völliger Verwüstung. Fast alle Signallampen waren zerschlagen. Ein Holzschemel hing am Steuerpult. Ein großer Schraubenschlüssel hatte das Schutzglas einer Signalvorrichtung durchschlagen. Die Tasten der Steuerung und einige Messgeräte waren durch Werkzeuge, die aus einem Schränkchen herausgeschleudert waren, zerbrochen, der Steuerkompass war zertrümmert. Vor einem Tisch lag, mit dem Gesicht nach unten, Leutnant Krawzow, halb von einer vom Tisch heruntergefallenen Karte verdeckt. Unter seinem Kopf hervor rann Blut über den Boden.

Auf dem Tisch stand ein Funksprecher. Der Kapitän stürzte auf ihn zu. Der Apparat schien unbeschädigt zu sein. War aber der Empfang in Ordnung?

Die Stimme des Kapitäns ertönte fast in allen Räumen des U-Bootes:

»Achtung! Hier spricht der Kapitän aus dem Steuerraum! Eindringen von Wasser ist mir sofort zu melden! Die Verletzten in den Lazarettraum schaffen! Die Namen der Verletzten sind mir in zehn Minuten bekannt zu geben! Professor Lordkipanidse, im Behinderungsfalle Zoi, sofort im Steuerraum erscheinen!«

Nach einer Viertelstunde war der Kapitän über das ungefähre Ausmaß der Katastrophe unterrichtet.

Schwer verletzt waren: Leutnant Krawzow, der Taucher Krutizki, der Kameramann Siedler und der Aufwärter Stscherbina, die in bewusstlosem Zustand bereits im Lazarettraum lagen. Leicht verletzt und – nachdem sie Erste Hilfe erhalten hatten – wieder dienstfähig waren: Oberleutnant Bogrow, Professor Schelawin und der Maschinist Romejko.

Spurlos verschwunden war der Ingenieur Gorelow. Niemand ahnte, wo er geblieben war. Man dachte darüber auch nicht allzu viel nach, da der Zustand des U-Bootes alle mit höchster Sorge erfüllte.

Schon eine Stunde nach der Explosion fand eine kurze Versammlung der Schiffsbesatzung statt. Der Kapitän gab eine Darstellung der Lage: Die Explosion der Gase, die auf unerklärliche Weise in die Gasrohrkammer eingedrungen waren, hatten dem U-Boot bedeutende Schäden zugefügt, aber alle Beschädigungen würde man beseitigen können. Das Wichtigste war, dass das U-Boot seine Schwimmfähigkeit behalten hatte, allerdings ohne die Fähigkeit, zu tauchen. Es lag, wie der Tiefenmesser anzeigte, einhundertundfünfzig Meter unter Wasser; ausgefallen waren der Antrieb, die Steuerung und die Kampffähigkeit. Das U-Boot war sozusagen stumm und blind geworden, es wurde durch die Meeresströmung langsam in eine unbekannte Richtung abgetrieben. Alle Signalvorrichtungen und Messgeräte, das Funknetz, die Apparatur der automatischen Befehlsübermittlung und der Steuerung sowie die beschädigten Maschinen würde man reparieren oder aus dem Reservedepot ersetzen können. Die einzige ernste Gefahr drohe nur seitens der Trieb- und Steuerdüsen, deren Zustand noch unbekannt war. Die an die Düsen anschließende Gasrohrkammer stehe unter Wasser, das jetzt in den Elektrolyseraum am Heck durchsickere. Vorläufig war es noch unmöglich festzustellen, wie das Wasser in die Kammer eindringen konnte – durch ein Leck im Schiffsrumpf oder durch die Düsen. Man wisse auch noch nicht, ob die Düsenringe überhaupt heil geblieben seien. Dies alles würde man erst dann erfahren, wenn die Haupt- oder die Notsteuerung wieder in Ordnung gebracht sein würde, damit man die Druckkammer öffnen und eine Unterwasseruntersuchung des Schiffshecks vornehmen könnte.

»Die ganze Schiffsbesatzung«, schloss der Kapitän, »muss unverzüglich darangehen, alle Räume des U-Bootes in Ordnung zu bringen, die Maschinen instand zu setzen und Geräte und Apparate zu reparieren oder durch andere zu ersetzen. Alle müssen daran denken, dass es nicht allein um die Wiederflottmachung des U-Bootes geht, sondern auch darum, dass es zu dem von der Regierung befohlenen Termin in Wladiwostok eintreffen muss. Es steht uns allen eine ungeheure Arbeit bevor. Wenn aber die Düsen, in welchem Zustand sie auch sein mögen, sich noch auf dem U-Boot befinden, müssen und werden wir auch am 23. August Wladiwostok erreichen!«

Die Zuversicht, Willenskraft und unerschütterliche Entschlossenheit, die aus den Worten des Kapitäns sprachen, teilten sich jedem Anwesenden mit. Die Gesichter hellten sich auf. Alle fassten wieder neuen Mut.

Bis zum Mittag waren aus allen Räumen des U-Bootes Splitter und Trümmerstücke entfernt, alles stand wieder an seinem Platz, überall herrschte Ordnung. Nach dem in großer Eile eingenommenen Mittagessen teilte sich die Schiffsmannschaft in Brigaden auf und ging daran, Leitungsnetz, Maschinen, Apparate und Geräte instand zu setzen.

Die schwerste und verantwortungsvollste Arbeit hatte die Brigade der Elektrotechniker zu leisten. Für alle Funktionen des U-Bootes wie Steuerung, Funk, Licht, Erhitzung des Schiffsrumpfes, die Arbeit der Ultraschallkanonen und aller anderen Vorrichtungen war Strom notwendig. In alle Winkel und Ecken spannte sich das Netz der Leitungsdrähte.

Die Brigade, verstärkt durch Schelawin, Zoi und Pawlik, vollbrachte wahre Wunder. Bereits nach vierundzwanzig Stunden waren sämtliche Akkus repariert oder ausgewechselt und (las Hauptstromnetz wieder betriebsfertig. In der gleichen Zeit hatten die Akustiker Tschishow und Ptizyn die Ultraschall-Bugkanone auseinandergenommen, um morgen früh mit ihrer Instandsetzung beginnen zu können. Der dritte Akustiker, Beljajew, befasste sich mit den empfindlichsten Vorrichtungen des U-Bootes, den Ultraschall-Bildwerfern, den Augen und dem Gehör des U-Bootes. Sie waren überall an der Außenwand des Schiffes angebracht und hatten durch die Explosionserschütterung am meisten gelitten. Glücklicherweise konnte man an die Bildwerfer von innen herankommen; außerdem gab es für sie sämtliche Reserveteile, sodass Beljajew nur die beschädigten Teile durch neue zu ersetzen brauchte. Aber auch diese Arbeit musste mit großer Präzision ausgeführt werden und beanspruchte so viel Zeit, dass Beljajew, ein sonst ruhiger und bedächtiger Mensch, ganz ungeduldig wurde. Der Bordfunker Pletnjow und sein Gehilfe arbeiteten an der Instandsetzung der schwerbeschädigten Funkstation.

Fast nichts zu tun hatten die Maschinisten Kosyrew und Romejko. Ihr Chef und technischer Leiter war verschwunden; auf eigene Faust räumten sie die Kammern auf und reparierten oder ersetzten einige Signal- und Messgeräte. Die wichtigste Arbeit stand ihnen noch in der Gasrohrkammer und an den Düsen bevor. Aber dorthin war noch kein Zutritt, und die Maschinisten warteten voller Ungeduld darauf. Beide wurden von Zweifeln an ihren Kenntnissen und Erfahrungen gequält. Besonders aufgeregt war Kosyrew, den der Kapitän zum provisorischen Betreuer des Triebmechanismus des U-Bootes eingesetzt hatte. Abends waren Kosyrew und Romejko wieder ohne Arbeit und schlossen sich anderen Brigaden an. Jeder technisch ausgebildete U-Boot-Fahrer muss neben seinem Spezialgebiet auch ein oder zwei andere verwandte Fachrichtungen beherrschen, um im Bedarfsfall einen ausgefallenen Kameraden ersetzen zu können.

Skworeschnja und Matwejew freuten sich über Romejkos Mitarbeit. Es waren nur zwei Taucher arbeitsfähig, der dritte, Krutizki, lag im Schiffslazarett. Taucher sind als äußerst vielseitig bekannt. Sie müssen bei ihrer Arbeit unter Wasser oft auch Schmiede und Schweißer sein, sie schachten Tunnels unter gesunkenen Schiffen aus, sie bauen die Unterwasserteile von Brücken und Uferstraßen – mit einem Wort, sie müssen alles können.

Der Zoologe und Zoi betreuten die Verletzten, Zoi half aber zwischendurch den Elektrotechnikern und der Zoologe den Akustikern, unter denen er als Autorität galt.

Kommissar Sjomin – immer tatkräftig und guter Laune – griff überall zu. Hauptsächlich aber kümmerte er sich um die Verpflegung und Betreuung der Schiffsmannschaft.

Oberleutnant Bogrow legte sofort nach der Explosion seine sonst betont zur Schau getragene Reserviertheit ab. In Hemdsärmeln, mit einem Verband um den Hals, scherzend und eine Melodie pfeifend, arbeitete er an Maschinen und Vorrichtungen bald mit dieser, bald mit jener Brigade, überall da, wo es am nötigsten war. Nach zwei, drei Tagen war er der allgemeine Liebling geworden, und die Brigaden erfanden alle möglichen Vorwände, um ihn für ihre Arbeit zu gewinnen.

Einige Male am Tage kam der Kapitän in den Maschinenraum, ging langsam durch alle Kammern, überzeugte sich vom Fortgang der Arbeit, lauschte den Hammerschlägen, dem Knirschen der Bohrer und dem Zischen der Elektroden beim Schweißen. Sein zufriedenes Lächeln spornte die Arbeitenden an. Oft konnte er dieser Atmosphäre der Arbeitsbegeisterung nicht widerstehen, dann warf er seine Uniformjacke ah und schloss sich eine Stunde oder Zwei einer Brigade an, die gerade eine besonders schwierige Aufgabe zu erledigen hatte. Nur zögernd hörte er wieder auf, um seinen Inspektionsgang zu beenden und die Verletzten im Schiffslazarett zu besuchen. Hier trat er zuerst an die Koje, in der reglos, mit geschlossenen Augen, einen Eisbeutel auf dem Kopf, Leutnant Krawzow lag, und schaute lange auf das leichenblasse Gesicht des Schwerverletzten. Und jedes Mal fragte der Kapitän den Zoologen leise, ob der Leutnant mit dem Leben davonkommen würde.

Lordkipanidse antwortete heute bekümmert: »Krawzow hat eine schwere Gehirnerschütterung erlitten; er braucht absolute Ruhe. Wenn keine Komplikationen eintreten, wird der Kranke vielleicht in einigen Tagen wieder das Bewusstsein erlangen.«

»Und Krutizki?«, fragte der Kapitän, an die Koje des Tauchers tretend.

»Sein Zustand ist nicht so besorgniserregend«, antwortete der Zoologe, »er wird bald wieder zu sich kommen.« »Wird die Bauchwunde verheilen?

»Die Blutung in der Bauchhöhle hat aufgehört, aber es besteht die Gefahr einer Eiterung.

Siedler und Stscherbina nahmen heute schon Nahrung zu sich, und ihr Befinden war zufriedenstellend. Der Kapitän unterhielt sich mit ihnen und kehrte in seine Kajüte zurück.

Nachdem er eine Aufstellung über den Gang der Instandsetzungsarbeiten angefertigt hatte, zog er das Logbuch zu sich heran. Immer wenn er es zur Hand nahm, schlug er die erste Seite auf, auf der Leutnant Krawzow seine letzten Eintragungen in der Unglücksnacht gemacht hatte.

Was bedeuteten diese paar Zeilen über einen Ausfall von Düsen, für deren Instandsetzung der Leutnant dem Maschineningenieur einen Passierschein zum Verlassen des U-Bootes ausgefertigt hatte? Warum hatte Krawzow den Passierschein ohne Genehmigung des Kapitäns ausgegeben? Gewiss, etwas Leichtsinn und Sorglosigkeit waren dem Leutnant schon immer eigen. Und trotzdem. – Die Ausgabe des Passierscheins war durch den Hinweis auf eine unmittelbar drohende Gefahr motiviert. War es tatsächlich so gewesen, dass die Sache mit einer Verstopfung der Düsen durch Bimsstein und Asche begonnen hatte, wie aus der Kopie im Passierscheinblock hervorging? Von dieser Gefahr konnte der Leutnant nur durch Gorelow erfahren haben. – Der Kapitän schlug den Passierscheinblock auf und studierte wieder jede Zeile, jedes Wort der Kopie. Wie aufgeregt der Schreibende gewesen sein musste! Wie sich diese Zeilen von der sonst so klaren Handschrift des Leutnants unterschieden! Was hatte ihn so durcheinandergebracht? In der Kopie waren folgende Worte dick unterstrichen: »Eilt sehr! Sofort zum Düsenreinigen durchlassen …«

Vielleicht war es auch wirklich so, dass die Verstopfung der Düsen eine Ansammlung von Knallgas verursacht hatte und Gorelow, bevor er sie reinigen konnte, von der Explosion überrascht wurde. Wie ein Held war er dann auf seinem Posten gestorben … Wie ein Held? Aber warum hatten die Signalgeräte im Steuerraum die Gasansammlung nicht angezeigt? Warum wurde der Gaszustrom zu den Rohren, sobald ein Überdruck eingetreten war, nicht selbsttätig gedrosselt? Warum hatten Warnmechanismus und Selbstschaltung gleichzeitig und noch vor der Explosion zu funktionieren aufgehört? Das konnte unmöglich nur Zufall sein. Irgendjemand musste da die Hand im Spiel gehabt haben. Wer aber konnte es außer Gorelow gewesen sein, der ja in der fraglichen Zeit Dienst hatte? Er, nur er konnte es gewesen sein! Er hatte die Explosion gewollt! Er war es, der den leichtgläubigen Leutnant irregeführt und ihn veranlasst hatte, unter Umgehung eines strikten Befehls den Passierschein auszuschreiben. – Und warum hatte der Leutnant, nachdem er Gorelow den Passierschein ausgehändigt hatte, nicht gleich danach seinen Kapitän verständigt? Gorelow hatte doch bestimmt noch fünf oder sieben Minuten gebraucht, um aus dem U-Boot zu gelangen.

Das Unterlassen der Meldung war schon nicht mehr Leichtsinn, das war eine unverzeihliche, verbrecherische Fahrlässigkeit!

Der Kapitän saß lange im Sessel, den Kopf auf die Brust gesenkt, von quälenden, bohrenden Gedanken gepeinigt. Er nahm ein Blatt Papier und schrieb den Tagesbefehl aus. Darin wurde Kommissar Sjomin der Befehl gegeben, über die Explosion und das Verschwinden des Maschineningenieurs Gorelow sofort eine Untersuchung einzuleiten, unverzüglich die Schiffsbesatzung zu verhören und über den Verlauf der Untersuchung dem Kapitän Meldung zu erstatten.

Überall im U-Boot wurde fieberhaft gearbeitet. Die Mittagspause wurde verkürzt, Frühstück und Abendbrot nahmen alle in größter Hast ein.

Am 5. August, kurz vor dem gesetzten Termin, hatten sich vor der geschlossenen Tür zur Druckkammer Kapitän Woronzow, Oberleutnant Bogrow, der Maschinenmeister Kosyrew und die Taucher Skworeschnja und Matwejew versammelt. Alle schwiegen, die Gesichter drückten höchste Spannung und verhaltene Erregung aus. Es stand die Besichtigung der Außenwand des Schiffes bevor; bald würde die wichtigste, entscheidende Frage ihre Lösung finden: In welchem Zustand war das Heck des U-Bootes? Würden die Düsen wieder arbeiten können? Würde die Pionier wieder fahren, oder war sie zur Bewegungslosigkeit verdammt?

Genau um vierundzwanzig Uhr begann sich langsam die schwere Metalltür zurückzuschieben. Immer noch schweigend beobachteten die Männer diesen Erfolg ihrer Arbeit.

Die lichtdurchflutete Druckkammer öffnete sich. Die fünf Männer betraten sie, um sich zum Tauchen fertigzumachen. Nach einer Viertelstunde schloss sich die Tür wieder, und man hörte das Rauschen des einströmenden Wassers. Dann klappte die Plattform auf, und die Taucher verließen mit heil brennenden Stirnlaternen das U-Boot.

Skworeschnja jagte voran. Gleich darauf dröhnte in allen Taucherhelmen sein triumphierender, ohrenbetäubender Bass: »Hurra! Es lebe unsere Pionier! Fast alle Düsen sind an ihrem Platz!«

Den Augen des Kapitäns und seiner Begleiter bot sich en erstaunlicher Anblick.

Der riesige, aus einem Stück gegossene und mit zahllosen Düsenöffnungen versehene Metallring, der sonst das Ende des Hecks umfasste, war heruntergerissen worden und hing wie eine Tür in einer Angel, nur an seinem unteren Ende. Aus der inneren Fläche des Ringes ragten, wie die Borsten eines Besens, nach allen Seiten die scharfen Bruchstücke schwarzer Rohre. Am Ende des Hecks klaffte in die Gasrohrkammer hinein ein großes Leck.

»Nun, Nikolai Borissowitsch«, wandte sich der Oberleutnant lebhaft an den Kapitän, »wir können uns gratulieren! Die Düsen sind da – das ist die Hauptsache!«

»Ich zweifelte daran«, antwortete der Kapitän nach kurzem Schweigen. »Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen … Es handelt sich jetzt nur darum, wie man den Düsenring wieder, an seinen Platz bringt.«

»Durch Thermitschweißung und mithilfe einer elektrischen Hebewinde, Genosse Kommandant«, sage Kosyrew.

»Hm … so!« Der Kapitän streifte Kosyrew mit einem forschenden Blick. »Wie wollen Sie das machen?«

»Wir errichten um das Heck herum ein Gerüst«, antwortete Kosyrew, ohne zu zögern.

»Richtig!«, pflichtete ihm der Oberleutnant bei.

Kosyrew und Matwejew kletterten auf den Schiffsrumpf und untersuchten das Heck und die innere Fläche des Düsenringes.

»Nun, wie steht’s?«, fragte der Kapitän.

»Ausgezeichnet«, antwortete Kosyrew aufgeräumt. »Das Leck hat glatte Ränder – wie durchschnitten, ohne Zacken. Das erleichtert die Ausbesserung.«

»Morgen früh gleich ans Werk«, sagte der Kapitän. »Die Aufsicht über diese Arbeit bitte ich Sie, Alexander Leonidowitsch, zu übernehmen! Und jetzt zurück aufs U-Boot!« befahl der Kapitän. »Beeilen wir uns! Wir bringen unseren Kameraden eine gute Botschaft und wollen sie nicht allzu lange warten lassen.«

Die Freude war groß. Obgleich schon Schlafenszeit war, hielt die gute Nachricht alle noch lange wach.

Schließlich trug doch die Müdigkeit den Sieg davon, und bald herrschte im U-Boot Stille. Nur Skworeschnja, der allein die Wache hatte, hielt sich mit Mühe wach, vor sich hin summend. Es gab einen Augenblick, da Skworeschnja, leicht an einen Türrahmen gelehnt, für zwei oder drei Minuten einnickte. Aber gerade in diesen kurzen Minuten ging eine leichte Erschütterung durch den Schiffskörper. Im U-Boot schliefen alle fest, und niemand verspürte den leichten Stoß. Skworeschnja erwachte, seufzte vernehmlich und setzte, ohne etwas gemerkt zu haben, wieder vor sich hin summend, seine einsame Wanderung durchs U-Boot fort.

Show 1 footnote

  1. Auf den durchlaufenden Kiel aufgesetzte Schiffsrippe.