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Das Gläserne Tor

Die junge Grazia lebt im Berlin des Jahres 1895. In gut behüteten Verhältnissen aufgewachsen hat Grazia eine zufriedene Zukunft in Aussicht. Ihr Verlobter, der Archäologe Friedrich, scheint ihr alle Freiheiten zu gewähren, die sie sich immer gewünscht hat. An seiner Seite könnte sie genau das finden, wovon sie träumt, ein Leben voller Abenteuer und Entdeckungen. Dann geschieht das Unfassbare. Getrieben von ihrer Neugierde durchschreitet Grazia ein Tor, das sie in eine andere Welt führt. In eine Welt, in der die Menschen noch in der Bronzezeit leben. Auf einmal merkt sie, dass ein Leben voller Abenteuer doch nicht ganz so einfach ist, wie sie sich das vielleicht vorstellte. Hier begegnet sie auch dem Krieger Anschar. Und plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Sabine Wassermann hat hier eine Welt erschaffen, die ihr die Verbindung zweier Genres erlaubt: historischer Roman und Fantasy. Dabei hat sie eine gefährliche Gradwanderung zu bewältigen: Der Stil eines klassischen Fantasyromans unterscheidet sich in der Regel völlig von dem Stil eines historischen. Doch die Autorin, die bereits aus dem Genre historischer Roman bestens bekannt ist, meistert diese Aufgabe mit Bravour. Auch wenn Sabine Wassermann kaum Elemente eines klassischen Fantasyromans verwendet, merkt man der Welt, in welche Grazia verschlagen wird, an, dass sie bis ins Detail durchgeplant und entwickelt wurde. Dabei schafft Wassermann es, dem Leser ein funktionierendes System aus zwei Staaten, Diplomatie, Intrigen und religiösen Verstrickungen zu präsentieren.

Was an den Charakteren fasziniert, ist ihre Nachvollziehbarkeit. So fällt es Grazia mehr als schwer, sich in der neuen Welt zurechtzufinden und selbst, wenn es um Gefühle geht, merkt die junge Frau, dass ihre Erziehung so völlig anders geartet ist, als die ihrer Gastgeber. Dabei gibt es einige Szenen, in denen eben diese Charaktertreue zu Auseinandersetzungen und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten führt, die den Leser immer wieder mit den Hauptfiguren mitfiebern lässt.

Dabei schafft Wassermann es, ihre Geschichte, trotz kleinerer Zeitsprünge im Verlauf der Handlung, so spannend und interessant zu erzählen, dass es keine Längen und Hänger aufweist. Letztlich sind es das erzählerische Geschick der Autorin, ihre Fähigkeit Charaktere und Orte anschaulich zu gestalten und ihre Erfahrung bei der Verarbeitung historischer Fakten in einen spannenden Roman, die dafür sorgen, dass hier aus einer guten Geschichte auch ein sehr guter Roman wird.

Das Buch besticht durch eine schlichte, aber stilvolle Aufmachung. Das Cover weckt Interesse, auch wenn man seine Bezüge zur Handlung erst erkennen kann, wenn man das Buch gelesen hat. Den Preis von 14,00 € ist das Buch auf jeden Fall wert.

Fazit:
Eine gelungene Mischung von Fantasy und historischem Roman. Dabei ist es nicht übertrieben zu sagen, dass es sich bei »Das Gläserne Tor« wohl um eines der besten Fantasy/historischen Bücher der letzten Jahre handelt.

Copyright © 2010 by John Poulsen

 

Sabine Wassermann
Das Gläserne Tor
Fantasy, Paperback
Heyne, München
Dezember 2007
688 Seiten, 14,00 €
ISBN: 9783453523395