Der Vampir – Kola Petrovic
Hans Wachenhusen
Der Vampir
Eine Novelle aus Bulgarien, 1878
Kola Petrovic
In Jowan hatte die Angst vor einem nächtlichen Überfall allmählich einem ruhigeren Bewusstsein Raum gegeben, als endlich der Nachthimmel leise im Osten sich zu klären begann.
Er hatte die Nacht hart hindurchgearbeitet. Seine Papiere, seine Bücher lagen geordnet; es hätte die feindseligste Absicht nichts Strafbares selbst in den Briefen finden können, die ihm durch geheime Boten vom jenseitigen Ufer auf weitem Umweg zugegangen waren. Es war eine Korrespondenz mit Feindesland, aber es hatte sich in derselben immer nur um Abwicklung der Geschäfte gehandelt, Weiterlesen
Der Vampir – Selwas Schicksal
Hans Wachenhusen
Der Vampir
Eine Novelle aus Bulgarien, 1878
Selwas Schicksal
In Jowans Haus herrschte die tiefste Stille. Marko schlich durch dasselbe niedere Tor zurück in das Gehöft. Er verschloss und verriegelte es von innen sorgfältig, kroch dann durch den dunklen Raum und fand die Wächter schnarchend an dem verglimmenden Feuer.
Was nützte es, sie zu wecken! Gegen den einen Räuber gab es keinen Schutz! Er trat ins Haus. Alles still. Selbst die Flurlaterne brannte nicht. Er tappte an alle Türen, sie waren verschlossen. Er betrat die breite Holzstiege und rief hinauf: »Gospodin Jowan! Wacht auf, wenn Ihr schlaft! Marko muss Euch sprechen!«
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Der Vampir – Viktor Berzek
Hans Wachenhusen
Der Vampir
Eine Novelle aus Bulgarien, 1878
Viktor Berzek
In einem der türkischen Kaffeehäuser saß inzwischen eine bunte Gesellschaft fremdländischer, in türkische Dienste getretener Instrukteure, französischer und englischer Offiziere, die von Pravadi, dem vorgeschobensten Posten der eben anlangenden westmächtlichen Truppen, herübergekommen, um im Auftrag die Pässe des Balkan zu inspizieren.
Man war in lebhafter Unterhaltung. Der Krieg sollte, nachdem die Russen sich in die Walachei zurückgezogen Weiterlesen
Der Vampir – Marko und seine Frau
Hans Wachenhusen
Der Vampir
Eine Novelle aus Bulgarien, 1878
Marko und seine Frau
Die Kinder Hindostans – so nennen die Zigeuner sich selbst – sind nicht die schlechtesten auf dieser Erde, wenn auch das Vorurteil vergangener Jahrhunderte sie mit allen Lastern gestempelt hat.
Noch sind es nicht neunzig Jahre her, seit man in Ungarn fünfundvierzig Zigeuner als vermeintliche Menschenfresser hinrichtete, eine andere Bande derselben von hundertfünfzig Köpfen einzog und nach den Überlieferungen der Archive die Mehrzahl derselben köpfte, vierteilte und von unten herauf räderte.
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Der Vampir – Was der Mudessarif wollte
Hans Wachenhusen
Der Vampir
Eine Novelle aus Bulgarien, 1878
Was der Mudessarif wollte
Am zweiten Tag wurde Jowan in den Konak des Gouverneurs beschieden. Sorgenschwer, mit angstbeklommenem Herzen , trat er nachmittags den Weg an. Es kostete ohne Frage einen neuen Aderlass. Der Gouverneur hatte sich offenbar selbst von Jowans häuslichen Verhältnissen überzeugen wollen und nach äußeren Spuren seines Reichtums gesucht. Er hatte sich geirrt, denn in Jowans Haus verriet nichts dergleichen. Es handelte sich gewiss um eine neue Lieferung. Man hatte ihm doch seine Schaf-, seine Büffel- und Pferdeherden schon weggetrieben! Weiterlesen