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Der Welt-Detektiv Band 6

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Ein Job wie jeder andere

Eine Krimi/Thriller-Kurzgeschichte von Oliver Wehse

»Beeilt euch ihr zwei!«, drängelte ich, »Ich muss nachher noch arbeiten.«

»Papa, dann musst du rechtzeitig hier sein!«, nörgelten meine beiden Töchter wie aus einem Munde.

»Ob ich nun 5 Minuten eher hier gewesen wäre oder nicht! Ihr seid nicht angezogen!«, rechtfertigte ich mich. »Los jetzt! Wir haben es eilig!«

»Meine Güte, bei eurem Getrödel könnte ich jedes Mal wahnsinnig werden«, murrte ich und gab Kirsten ihre Schuhe, die sie vergeblich versuchte, unter der Bank hervorzuklauben.

Eine rettende Idee hatte ich noch!

»Los, wer zuerst fertig ist, bekommt ein Eis!«, forderte ich sie heraus. Leider hatte das nicht den erhofften Effekt. Im Gegenteil: Sie verharrten beim Schuheanziehen und sahen mich mit großen Augen an.

»Papa! Frau Tezia sagt, nach dem Ballett-Unterricht soll man nichts essen, und schon gar kein Eis!«, empörte sich Kirsten, und auch Paula, meine ein Jahr ältere Tochter, schaute mich trotzig an.

»Frau Tezia sagt aber …«, äffte ich sie nach und half Paula beim Schuheanziehen, weiter dachte ich lieber, als dass ich es aussprach. Ekelhafte kleine Biester!

 

Eine gefühlte Ewigkeit später ließen wir endlich das Balletttanzstudio hinter uns. Das nächste Drama nahte bereits in Gestalt eines vergessenen Kindersitzes.

»Papa? Wo soll den Kirsten sitzen?«, quengelte Paula, die sich sofort, gleich einer Henne, die sich auf ihr Nest setzte, über den einen Kindersitz warf, der im Auto war.

»Paula, du wirst heute ohne Sitz sitzen müssen!«, entschied ich und versuchte einfach das Nörgeln und letztlich sogar Geheule geflissentlich zu ignorieren.

Wieder zu Hause hatte ich die beiden einfach mit einem Eis bestochen, um Ruhe zu haben, in dem Wissen, dass Frau Tezia, ihre Ballett-Lehrerin, schon wieder vergessen war.

Es war jedoch bereits mehr als knapp, in wenigen Minuten musste ich wieder los, und von meiner Frau war keine Spur.

 

»So ein Mist«, fluchte ich, ich wollte nicht zu spät kommen, das hätte unangenehme Folgen haben können, doch ich war gezwungen, auf meine Frau zu warten. Eine Sechs- und eine Siebenjährige wollte ich nicht allein zu Hause lassen. Bei den ganzen Perversen, die frei herumliefen, wer wusste schon, ob nicht ausgerechnet dann einer von denen unter Vorwand hineinzukommen versuchen würde.

Ich brach den Gedanken ab. Nicht nur weil ich es mir gar nicht ausmalen wollte, sondern auch weil das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss drehte, das Kommen meiner Frau ankündigte.

»Das wird auch Zeit Schatz, bis später«, sagte ich im Vorbeigehen. »Tschüss ihr beiden und macht Mama keinen Ärger«, fertigte ich Kirsten und Paula ab und nahm Kurs auf die Wohnungstür. Meine Frau schaute mir irritiert nach, zog es aber vor, nichts zu sagen.

 

Der Weg zur Arbeit war nie der Gleiche wie beim letzten Mal. Die Firma stand auf Diskretion!

Das war das A und O bei der Sache, sagte schließlich auch der Chef ständig.

Trotz, dass es mehr als 10 Kilometer waren, ging ich die Strecke zu Fuß. Ein altes Lagerhaus im Gewerbegebiet sollte der Treffpunkt sein.

Warum ausgerechnet ein Lagerhaus wusste ich nicht, schließlich war meine Firma auf Dienstleistungen spezialisiert, aber vielleicht war ja es ja für einen Kunden wichtig.

Wenige Meter vor meinem Ziel klingelte mein Handy. Silvio ruft an, mein Kollege, verriet mir der Blick auf das Display, bevor ich abhob, und rotzte ein »Was gibt es?« in den Hörer.

»Kauf Aspirin! Am besten eine Familienpackung!«, grunzte er zurück.

»Aspirin? Was ist los? Hast du Migräne?«, fragte ich neugierig.

»Nein! Bin doch keine Schwuckele! Oder meinetwegen Ibuprofen, wenn dir das lieber ist!«

»Was willst du mit dem Zeug?«

»Wir brauchen das! Sonst weiß ich nicht, wie das klappen soll! Also hol was, das Stärkste, was du bekommen kannst!«

»Hol was?«, fragte ich erbost nach. »Sag mal, weißt du, dass hier der Arsch der Welt ist? Ich habe fast eineinhalb Stunden Fußmarsch hinter mir! Und hab nirgendwo eine Apotheke gesehen! Geh doch selbst, du Arsch!«, fauchte ich ihn an.

»Oh, mir kommen die Tränen! Ich bin auch zu Fuß unterwegs, und ich wette, ich hatte deutlich mehr Gepäck als du!«, maulte er.

»Na schön …« Ein Blick auf meine schwarze Aktentasche ließ mich schon an seine Aussage glauben, sodass ich mich schließlich mit einem »Ok, ich besorge was!« abfand.

 

Der Apotheker sah mich fragend an, als ich ein – ja man kann sagen – Sortiment an Schmerzmitteln bestellte.

»Sie wissen schon, dass Sie die nicht alle zusammen schlucken können?«, wollte er sich besorgt rückversichern.

»Ja, natürlich weiß ich das, nur wissen Sie, es ist so, dass ich nicht mehr genau weiß, welche Sorte meine Oma verträgt. Sie hatte über Kopf und Gliederschmerzen geklagt, und da sie auch viele Blutdruckmedikamente nimmt und ich mir nie merken kann, welche dieser Tabletten sie unbesorgt nehmen darf, kauf ich einfach die drei Sorten.«

Skeptisch blickte mich der Apotheker an, doch ich hoffte, mit einem »Ja, wissen Sie, ich muss noch zur Arbeit und kann nicht noch mal losfahren, sonst hat meine Oma ja keinen mehr« die letzten Zweifel zu zerstreuen.

Scheinbar gelang es mir. Er drückte mir mit einer ermahnenden Bemerkung die Tüte in die Hand.

 

»So Silvio! Weswegen sollte ich den Scheiß kaufen?«, schrie ich, als ich die Halle betreten hatte und ihn auf einem alten Hocker sitzend vorfand.

»Ey was kackst du mich an?«, keifte er und sprang auf.

»Weil du dämliches Schwein mich noch mal losscheuchst! Du weißt, ich bin Künstler und arbeite nicht gern unter Zeitdruck! Und wenn ich nicht in spätestens 4 bis 5 Stunden wieder zu Hause bin, wird meine Frau aufmüpfig!«, brüllte ich zurück.

Er sah mich mit einem Blick an, der mich veranlasste, unter die Jacke zu greifen.

Das bemerkte er sofort, setzte sich wieder hin und grinste von einem Ohr zum anderen.

»Bleib cool!«, versuchte Silvio die Situation zu retten.

Langsam, sehr langsam ließ ich meine Hand wieder aus der Jacke gleiten.

»Also wozu nun die Pillen?«, fragte ich ungeduldig.

»Ey Alter, dein Auftrag!«

»Ja, das ist mir schon klar! Aber wozu?«

»Ich filme nur! Wie immer!«, wiegelte er ab.

Mir platzte der Kragen. »Scheiß Typ! Wie lautet der Auftrag und wozu die Pillen?«, brüllte ich ihn an, schoss im gleichen Atemzug auf ihn zu und packte ihn am Kragen. Dabei fiel meine Aktentasche zu Boden.

»Bleib doch mal locker, ey! Na schön, damit du deinen Auftrag erfüllen kannst! Dafür brauchst du die Pillen!«, presste er in meinem Würgegriff hervor.

»Wozu brauche ich da Pillen? Die habe ich nie gebraucht«, entgegnete ich und lies ihn los.

»Weil genau so es der Auftraggeber wünscht oder es gibt keine Kohle! Tu mal nicht so, als wenn du gleich stirbst!

»Also wo soll es passieren und vor allem was?«

»Keine Zeit verlieren, was? Ok, folge mir!«

 

Silvio führte mich durch die Halle zu einer Art Büro. Es war ein separater Raum, in dem neben der Videoausrüstung und diversen Beleuchtungsutensilien ein großer Metalltisch mit Ablaufrinne stand. Ihm gegenüber stand ein Teleprinter. Auf dem Tisch lag eine durchaus schöne und nackte Blondine mit verbundenen Augen.

»Das ist sie?«, fragte ich

»Ja«, hauchte Silvio.

Ich zog mich aus und ging auf den Tisch zu. Die Aktentasche wuchtete ich an eine freie Stelle auf dem Tisch und beugte mich zu der Schönen herunter.

»Keine Sorge, das wird nicht nur mir sehr viel Spaß machen!«, raunte ich ihr zu. Einen Steifen hatte ich bereits, ja ich wusste schon an diesem Punkt, dass es mir sehr viel Freude bereiten würde.

Meinen steifen Penis lies ich kurz auf ihrem Körper umherwandern und vergewisserte mich, ob Silvio seinen Platz hinter der Kamera eingenommen hatte.

Immerhin war er in dieser Hinsicht zuverlässig. Zu meiner Zufriedenheit hob er den Daumen, es konnte also losgehen.

Bedächtig öffnete ich den Koffer, ja es war alles da, wo es hingehörte, schaute auf den Teleprinter und musste schmunzeln.

»Mit einem Löffel die Augen ausschaben, und anschließend einen Kugelschreiber in die Halsschlagader bohren. Filmlänge etwa 30 min. Sex vor oder nach der Tötung erlaubt« stand dort zu lesen.

In solchen Momenten merkte man, dass Silvio nicht das Zeug dazu hatte.

Schmerzmittel? Für wen denn?

Copyright © 2010 by Oliver Wehse