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Mountain Men Teil 2 – Über den angeblich bärtigen Mountain Man

Die Mountain Men waren ein sehr kleiner und einzigartiger kultureller Teil Amerikas zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie unterschieden sich vom Rest der Bevölkerung, indem sie die unberührte Wildnis zwischen St. Louis im Osten und dem spanischen Kalifornien im Westen erforschten und durchstreiften. Sie überwanden dabei reißende Flüsse und steile Berge, nahmen mit der meist indianischen Bevölkerung Kontakt auf, sahen Fantastisches unvorstellbaren Ausmaßes, überstanden zahlreiche Strapazen und erfuhren einige der unglaublichsten Abenteuer. Die Mountain Men waren aber auch Meister der »Lügen«, denn ihre Geschichten beinhalteten nicht nur wirklich Erlebtes.
Sie unterschieden sich nicht von Generationen von Pelzjägern, die es bereits in den frühen Jahren des 17. Jahrhunderts gab. Sie alle drangen tief in die Wildnis ein, um dem soft gold, dem Biberpelz, auf die Spur zu kommen. Sie ließen ihre Familien zurück, verzichteten auf den Komfort der Zivilisation und richteten ihr Augenmerk auf Anerkennung und Reichtum im Pelzhandel. In all den Jahren wurde das Leben der Mountain Men verklärt und falsch interpretiert. Doch der Mythos dieser Männer soll nicht in Vergessenheit geraten und in einigen ausgewählten Beiträgen unseren Lesern etwas näher gebracht werden.


Über den angeblich bärtigen Mountain Man

Das allgemeingültige Bild des Mountain Man wird heute mit einer bärtigen Person assoziiert, als ob sich diese seit dem Tag, als sie St. Louis verließ, nicht mehr rasiert hätte. Dieses Image wurde uns sowohl durch eine Vielzahl von Romanen als auch von Hollywood suggeriert. Doch nichts von dem entsprach den tatsächlichen Begebenheiten. Es waren nur wenige Männer mit Bärten, die in den Bergen lebten. George F. Ruxton schreibt in seinem Roman Life in the Far West: The Experiences of a British Officer in America and Mexico During The 1840s: »… The elder of the company was a tall gaunt man, with a face browned by a twenty years’ exposure to the extreme climate of the mountains; his long black hair, as yet scarcely tinged with gray, hung almost to his shoulders, but his cheeks and chin were cleanly shaved after the fashion of the mountain men …«
Auf den Bildern des Rudolph Friedrich Kurz, ein schweizerischer Künstler, der sowohl Indianer als auch weißen Trapper und Händler zeichnete, ist nur eine geringe Anzahl von Weißen mit Bärten zu sehen. Die meisten wurden von ihm als sauber rasiert gezeichnet.
Alfred Jacob Miller, ein amerikanischer Maler, der William Drummond Stewart 1837 zum alljährlich stattfindenden Rendezvous begleitete, zeichnete ebenfalls rasierte Mountain Men.
Warum also nahmen die Männer regelmäßig die mitunter schwierige und anstrengende Prozedur des Rasierens auf sich? Es wäre doch in der rauen Wildnis viel leichter gewesen, der Natur ihren Lauf zu lassen. Es gab zu jener Zeit drei Hauptgründe für das Rasieren:

  • Hygiene: Sicherlich waren die Mountain Men unter anderem dafür bekannt, dass sie Monate lang kein ordentliches Bad nehmen konnten. Nicht nur in der Wildnis, sondern auch in der zivilisierten Welt entwickelte sich die Kopflaus zu einer Plage. Bärte ermunterten die kleinen scheußlichen Tiere dazu, sich auch im Gesicht auszubreiten und ihre Spuren zu hinterlassen. Und das konnte ganz schön lästig und unangenehm werden.
  • Mode:Bärte waren in Amerika und in Europa bis Mitte der 1850er Jahre nicht in Mode.
  • Geschäftliches und Soziales: Die Mountain Men hatten – außer bei den jährlich stattfindenden Rendezvous – meist nur kommerziellen Kontakt mit Indianern. Diese waren nicht nur eine Quelle für Pelze und Tierhäute, sondern stellten auch Verpflegung, Schutz, Pferde, Kleidung und Frauen zur Verfügung. Die Indianer hatten nur spärlichen oder keinen Bartwuchs. Sie dachten, dass jeder Mann mit einem Vollbart ein Barbar war, und nannten solche Männer Dog Face.
    Für den Handel mit den Indianern war es vorteilhaft, Rücksicht auf den potenziellen Handelspartner zu nehmen und ihm rasiert gegenüberzutreten.
    Außerdem wäre es mit Vollbart äußerst schwierig gewesen, das Herz einer jungen Squaw zu erobern, die beim Anblick des »Gestrüpps« an das Dog Face dachte.

Gerade Rasiermesser waren zu jener Zeit in den Handelswarenbeständen zu finden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dies auf den Handel mit den Indianern zurückzuführen ist. Denn vor den Expeditionen kannte man sehr wenig über die Sitten und Gebräuche der indianischen Bevölkerung.

Text- und Bildquellen:

Copyright © 2012 by Wolfgang Brandt