Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 65

Das Bassewitzfest in Kyritz
Die Stadt Kyritz hatte in alten Zeiten viele Fehden mit den Rittern der benachbarten Länder. So lag sie auch einmal mit dem mecklenburgischen Ritter Kurt von Bassewitz im Streit, der im Jahr 1411 heranzog und sie hart belagerte. Die Kyritzer verteidigten sich jedoch tapfer und bewachten Tor und Mauern sorgfältig. So konnte er ihnen nichts anhaben, weshalb er überlegte, wie er die Stadt mit List nehmen könnte.
Er ließ deshalb einen unterirdischen Gang graben, durch den er in die Stadt eindringen wollte. Nun geschah es aber, dass die Kyritzer damals einen schweren Verbrecher im Turm einsperrten. Dieser hörte das Wühlen und Klopfen unter der Erde und da er von der Belagerung wusste, ließ er dem Bürgermeister ausrichten, dass er ihm wichtige Entdeckungen mitteilen könne, wenn man ihm das Leben schenke. Dies wurde ihm zugestanden und er erzählte daraufhin, was er gehört hatte. Auch bewies er sofort, dass in der Tiefe gearbeitet wurde. Er ließ sich eine Trommel bringen und streute Erbsen darauf. Alle sahen, wie diese hin und her sprangen. Das kam von der Erschütterung, die die unterirdische Arbeit verursachte. Nun verfolgte man die Sache weiter, ließ die gesamte Bürgerschaft bereitmachen und nicht lange währte es, da kam Bassewitz plötzlich auf dem Markt aus der Erde hervor. Er hatte die Richtung verfehlt: Statt wie gewollt in der Kirche kam er dort heraus. Nach einigen soll er durch heißen Brei, der ihm auf den Kopf gegossen wurde, wehrlos gemacht worden sein, nach anderen soll er nach einem harten Kampf gefangen genommen und anschließend mit seinem eigenen Schwert enthauptet worden sein. Das Schwert nebst dem Panzer des Ritters wird noch heute im Rathaus aufbewahrt. Zum Andenken an die Befreiung der Stadt aus dieser Not wird noch alljährlich am Montag nach Invocavit das Bassewitzfest gefeiert, bei dem zweimal Gottesdienst gefeiert und Gaben an die Armen und Schulkinder verteilt werden. Bei dieser Gelegenheit musste der Bürgermeister früher mit einem Messer einen Schnitt in das Kriegskleid des Ritters tun, weshalb von diesem fast nichts mehr übrig geblieben ist.
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