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Ein Ostseepirat Band 1 – Ein Schwabenstreich

Carl Schmeling
Ein Ostseepirat
Historischer Roman
Erster Band

XXVI. Ein Schwabenstreich

Während dies im Haus des Majors von der Grieben vorging, hatten die beiden schwedischen Offiziere ihre Beratung fortgesetzt und waren einig geworden.

Der Wind hatte bereits viel von seiner Heftigkeit verloren. Da das Schiff zudem unter Schutz lag, so war für dasselbe nichts weiter zu fürchten, sondern man konnte sofort an die Ausbesserung des erlittenen Schadens denken.

Dieses zu bewirken, sollte die Aufgabe Dalströms sein. Da man auf die Unterstützung der Inselbewohner rechnen zu dürfen glaubte, so war Aussicht, bald damit zu Stande zu kommen.

Inzwischen sollte der Baron in dem großen Boot der Brigg nach Stralsund gehen, um dort von dem Vorfall Meldung zu machen und die weitere schleunige Verfolgung des Piraten durch andere Fahrzeuge zu bewirken.

Die Schaluppe wurde deshalb hergerichtet, ein Bootsmann und zwanzig Matrosen nahmen außer dem Baron Platz in derselben und gegen Mittag ungefähr stach das kleine Fahrzeug in See, um nach Stralsund zu gehen. Der zwar scharfe, aber günstige Wind versprach eine kurze Fahrt.

Nach dem Abgang des Bootes begann Dalström sofort die nötigen Anordnungen zum Beginn der Ausbesserung zu treffen und entsendete den Zimmermann mit einem anderen Boot zum Dorf Trent, um dort das nötige Holz zur Herstellung eines neuen Mastes anzukaufen.

Es war noch lange nicht Abend, als die Bewohner der Insel ein ganzes Geschwader ankommen sahen. es waren zwei Briggs und drei Schoner, die alle der Spur des Freischiffers folgen sollten. Das Letzte der Schiffe war eine Kanonierschaluppe, welche außer den zu ihrer Bedienung nötigen Seeleuten auch noch eine Kompanie Soldaten und ein paar Beamte der Admiralität sowie der städtischen Polizei an Bord hatte.

In welcher Weise der Leutnant Baron Staelswerd seine Meldung abgestattet hatte, kann mit Bestimmtheit nicht angegeben werden; doch darf man wohl annehmen, dass er Edelmut genug besaß, keinen Schatten einer Schuld auf den Major und dessen Familie zu werfen.

Dessen ungeachtet hatte das Gouvernement vielleicht in dem Benehmen des Majors oder in der Aufnahme des Freibeuters in seinem Haus, obwohl ihm der Charakter desselben unbekannt gewesen sein sollte, eine Mitschuld an den Vergehen desselben finden zu müssen geglaubt.

Doch nicht allein auf den Major fiel ein Verdacht, sondern auch auf alle Bewohner der Insel. So war beschlossen worden, eine Kommission zu entsenden, um nach jenen Mitschuldigen zu forschen und für den nötigen Fall dieselben zu verhaften.

Diesen Zweck hatte die Kanonierschaluppe und ihre Bemannung sowie die in derselben ankommenden Beamten. Staelswerd war vorläufig noch in Stralsund geblieben.

Die anderen Fahrzeuge hielten sich denn auch nicht weiter bei der Insel auf als nötig war zu erfahren, welche Richtung der von ihnen gesuchte Schoner eingeschlagen hatte und segelten sogleich weiter. Nur die Schaluppe legte an und schiffte ihre Mannschaft aus, welche einstweilen ein Biwak auf dem Altbessiner Werder bezog.

Doch sehr bald schon zogen die Beamten mit einem Detachement der Kompanie ab, um ihre Richtung erst nach Norden, um den Seebusen, und dann südwärts nach Grieben zu nehmen.

Die Leute von Grieben hatten sehr wohl die Bewegung auf See bemerkt und von derselben auch dem Herrn Nachricht gegeben.

Doch der Major war zu sehr von der ihn selbst betreffenden Sache in Anspruch genommen, als dass er sich viel um Dinge bekümmern sollte, die ihn, wie er meinte, nichts angingen.

Als man ihm daher das Nahen der Truppen meldete, äußerte er sich nur in unangenehmer Weise über den unwillkommenen Besuch und wünschte ihn völlig aufrichtig zu allen Teufeln.

Erst in der Meinung, es nur mit Soldaten zu tun zu haben, wollte er schon seinen Verwalter beauftragen, die Geschäfte mit denselben abzumachen, doch durch den Augenschein anders belehrt, sah er sich genötigt, die Herren selbst zu empfangen.

Es ist zur Überschrift des Kapitels der Ausdruck Schwabenstreich gebraucht worden, und wir glauben ein Recht zu haben, das Benehmen der schwedischen Behörden in diesem Fall so nennen zu dürfen.

Zwar ist es in Kriegszeiten wichtig, jeden Verdacht zu verfolgen, doch eine nur oberflächliche Bekanntschaft mit der damaligen Sinnesweise eines Rügener Edelmannes dürfte den Beamten gesagt haben, dass hier jeder Verdacht grundlos sein müsse.

Dass der Major nicht in der Verfassung war, eine Mission wie die der bei ihm eingetroffenen Beamten mit freundlichem Gesicht zu betrachten, lässt sich leicht denken.

Der Edelmann und Offizier empörte sich bei dem beobachteten Verfahren in gleicher Weise in ihm. Er antwortete nach dem nur kühlen Empfang, welchen er den Herren angedeihen ließ, in höchster Entrüstung.

»Wie!«, rief er zuerst aus, »hat mich der Baron in solcher Weise geschildert, dass man mich für einen Kumpan von Verbrechern halten kann?«

»Der Herr Baron hat sicher nur gemeldet, was wahr ist!«, meinte der Beamte entschuldigend, »doch es liegt dem Gouvernement daran, die Verbindungen des frechen Seeräubers kennen zu lernen!«

»Nun Herr!«, fuhr der Major fort, »ich bin getäuscht worden, und das kann jedem ehrlichen Mann passieren!«

»Ihr Wort in Ehren!«, erwiderte der Beamte mit einer Verbeugung, »dennoch müssen wir bitten, sich auf andere Weise von dem Verdacht, der Sie trifft, zu reinigen!«

»Zu reinigen!«, rief der Major kirschbraun im Gesicht. »Ist meine Versicherung noch nicht Reinigung genug? Ich bitte Sie zu bedenken, mit wem Sie sprechen. Übrigens bin ich nicht verpflichtet, Ihnen Rede zu stehen, ich, der Ausüber der niederen Gerichtsbarkeit auf dieser Insel, bin nur dem höheren Landesgericht verantwortlich und verweigere jede Auslassung auf die Fragen einer mir höchstens gleichstehenden Ortspolizei und von Behörden, denen überhaupt nicht die Qualifikation  eines Gerichts eigen ist!«

»Dann werden Sie uns in die unangenehme Notwendigkeit versetzen«, antwortete der Beamte, »Sie vorläufig bewachen zu lassen und Sie und Ihre Angehörigen später mit nach Stralsund zu nehmen!«

»Tun Sie, was Sie zu verantworten gedenken!«, rief der Major heftig, verließ das Zimmer und warf dessen Tür zu, dass fast das ganze Haus davon erschüttert wurde.

Die Beamten sahen sich mit langen Gesichtern an, brachen dann jedoch auf und ließen einige Soldaten im Haus zurück. Sie selbst begaben sich nach Kloster, um zu forschen, welche Leute mit dem Freibeuter in Verbindung gestanden hatten. Sie erfuhren deren Namen leicht, vernahmen sie und verhafteten auch einige Personen. Der Lotse Nehls, welcher sehr bald ihre besondere Aufmerksamkeit erregte, war jedoch nicht zu finden. Da es bereits spät geworden war, so gaben die Herren schließlich ihre Arbeiten auf.

Inzwischen war es auf der ganzen Insel sehr lebendig geworden, denn die Bewohner derselben, welche noch das Blut der alten Ralunken in ihren Adern spürten, urteilten keineswegs alle so streng über den kühnen Freischiffer. Was sie aber empörte, war die bereits lautbar gewordene Behandlung ihres guten Edelmanns und die Festnahme einiger Personen aus ihrer Mitte. Es tat sich deshalb überall auf dem ganzen Eiland eine bedenkliche Bewegung kund. Nur die Anwesenheit des Militärs hinderte vielleicht einen lauten und nachdrücklichen Ausbruch der Unzufriedenheit.

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