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Matthias P. Gibert – Tödlicher Befehl

Matthias P. Gibert – Tödlicher Befehl

Der Fall spielt in der heutigen Zeit. Der türkischstämmige Lokalpolitiker Orkan Schulze nahm den Nachnamen seiner Ehefrau Tina an, wohnt zusammen mit ihr in Kassel und wirkt dort. Immer wieder äußert er sich in den Medien negativ über den aktuellen türkischen Staat und seinen Präsidenten Erdogan.

Sein Wirken ist in seiner Heimat Deutschland lange nicht so auffällig, wie in der Türkei. Während hierzulande nur wenige Menschen von ihm Notiz nehmen – nur in Kassel selbst kennen ihn einige Bürger – berichten die Zeitungen in der Türkei häufig über ihn und verurteilen seine Aussagen.

Somit wird er für den Staatspräsidenten der Türkei mehr und mehr zum Ärgernis, das dieser durchaus wahrnimmt und nicht weiter hinzunehmen gedenkt. Eines Tages bestellt man einen Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes in den neuen Präsidentenpalast und dieser bekommt dort einen Auftrag und viel Geld, um ihn in die Tat umzusetzen.

In der Folgezeit bringt Orkan Schulze seinen alten Wagen in die Reparaturwerkstatt seines alten Freundes Adrian Schlaffke, eines Bekannten aus Schülerzeiten. Der Mechaniker soll das Auto noch einmal reparieren, da er sehr daran hängt und sich kein neues kaufen will.

Kurze Zeit später hat der Mercedes von Schulze einen schlimmen Unfall, und Adrian Schlaffke, der am Steuer saß, liegt schwerverletzt im Koma. Seine kleine Tochter Jule, gerade sechs Jahre alt, befindet sich während des Unfalls ebenfalls im Wagen und stirbt an den Folgen des furchtbaren Unglücks.

Hauptkommissar Thilo Hain und seine Kollegin, Oberkommissarin Pia Ritter, glauben nicht an einen ganz normalen Unfall des Wagens, weil sie einige Ungereimtheiten entdecken. Sie beauftragen den Sachverständigen einer Kfz-Prüfstelle in einem Kasseler Vorort mit der Untersuchung des Autowracks, da die KTU-Untersuchung ihnen als nicht korrekt erscheint.

Jürgen Schwarz, so heißt der Sachverständige, untersucht das Auto des Politikers sehr genau und kann dann mitteilen, dass es sich um Manipulation handelte, die diesen Unfall hervorrief, also um Mord.

Es dauert nicht lange, da vermuten die beiden Ermittler, dass es sich um einen gezielten Anschlag auf das Leben des Lokalpolitikers handelte, nicht aber um einen Mordversuch an dem unbedeutenden Mechaniker. Orkan Schulze allerdings glaubt den beiden kein Wort, und nur seine Frau wird bei diesen Ausführungen der Polizei hellhörig.

Dann kommt während eines Brandes in der Kasseler Innenstadt ein Mann ums Leben, der für den türkischen Geheimdienst tätig war. Hain und Ritter riechen quasi den Zusammenhang, aber da reißt plötzlich das BKA die Untersuchungen an sich.

Während die Beamten des Bundes offenbar auf Vertuschung setzen, ermitteln die beiden Kasseler Polizisten auf eigene Faust weiter, immer in der Gefahr, suspendiert zu werden oder gar ihren Job zu verlieren.

Matthias P. Gibert beschreibt in seinem Roman fiktiv die Möglichkeiten des türkischen Geheimdienstes in unserem Land, wobei sich dem Leser natürlich die Frage stellt, ob all die beschriebenen Praktiken heute tatsächlich in solcher Form vollzogen werden können. Dennoch erzeugt der Autor gekonnt ein beklemmendes Gefühl, und es bleibt am Ende trotz aller Zweifel ein wenig Gewissheit übrig, dass der Arm des türkischen Staates weiter in die Staaten der EU hineinreicht, als man zunächst glauben möchte.

Während seiner spannend erzählten, aktuellen Story geht der Autor sehr kompetent mit den technischen Details der Aktivitäten des türkischen Geheimdienstes in der Bundesrepublik um und vermittelt dem Leser problemlos, dass die Geheimdienstmitarbeiter des fremden Landes eine ausgezeichnete Kenntnis modernster technischer Möglichkeiten besitzen und auch nutzen.

Ebenso ausgereift wie die technischen Kenntnisse des Autors selbst erscheinen mir auch seine psychologischen Beobachtungen und dementsprechenden Beschreibungen seiner Charaktere. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob der Verfasser den türkischen Staatspräsidenten und seine Umgebung korrekt beschreibt, oder ob seine Recherchen dahingehend nicht einfach an Grenzen stießen, die solches unmöglich machten.

Wenn man allerdings die Berichterstattung der deutschen Medien über diese Leute verfolgt, so ist es durchaus denkbar, dass Matthias P. Giberts Beschreibungen auch hier korrekt sind, aber ganz genau kann ich die Richtigkeit seiner Charakterisierung des türkischen Präsidenten und seiner engsten Vertrauten nicht einschätzen.

Die Repressalien für Familienmitglieder von politischen Feinden des türkischen Regimes allerdings scheinen wieder sehr genau den Tatsachen zu entsprechen, denn es gibt immer wieder eine ganze Menge dementsprechender Berichte der internationalen Medien über derartige Maßnahmen der türkischen Staatsorgane.

Fazit:

Matthias P. Gibert bietet seinen Lesern einen hochaktuellen, in vielerlei Hinsicht glaubwürdigen, ab und zu aber auch eher fiktiven Thriller über das Wirken des türkischen Geheimdienstes in der Bundesrepublik, der vor allem von der Spannung lebt.

Technische Details und Personen sind sehr gut beschrieben, einzig die Beschreibung des Charakters des türkischen Staatspräsidenten und seiner engsten Mitarbeiter bleibt Spekulation.

Alles in allem möchte ich diesen Kriminalroman politisch interessierten Lesern empfehlen, die zudem gerne eine spannende Story konsumieren.

Der Autor:

Matthias P. Gibert erblickte 1960 in Königstein im Taunus das Licht der Welt. Er ist ein französischer Autor deutschsprachiger Kriminalromane und lebt schon lange mit seiner Frau In Nordhessen.

Nach der Schule absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung und baute dann ein Motorradgeschäft auf.

1993 orientierte er sich neu. Seit 1995 entwickelt und leitet er Seminare aus allen Sparten der Betriebswirtschaftslehre. Zusammen mit seiner Frau ist er seit 2003 sehr erfolgreich für mehrere deutsche Unternehmen in der Depressionsprävention tätig, für die die beiden ein Konzept entwickelten. Seit 2009 ist Gibert hauptberuflich Autor.

Als er 2018 seinen Kriminalromane Tödlicher Befehl veröffentlichte, explodierte vor seinem Haus ein Molotowcocktail, und er wurde unter Polizeischutz gestellt.

Quellen:

  • Matthias P. Gibert, Tödlicher Befehl, Gmeiner-Verlag GmbH, Meßkirch, 2018.
  • de.wikipedia.org
  • www.gmeiner-verlag.de

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Gmeiner-Verlags.
  • Foto des Autors. Copyright: Privat. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Gmeiner-Verlags.
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