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Fury Max 2 – Operation Barracuda

Garth Ennis
Marvel Max/Maximum 55: Fury Max 2 – Operation Barracuda

Enthält: Fury MAX 7-13 (Jeder Schuss ein Treffer, Wer wirft den ersten Stein?, Keiner kann’s so gut wie du, Die grünen Wiesen von dazumal, Mein Bruder sammel seine Orden in My Lai in Vietnam, Noch bevor der Mensch erschaffe war, wartete der Krieg, Mit einem Liedchen auf den Lippen gehn wir den Gang zum Kreuz)
Marvel Comics, USA, Februar – August 2013

Thriller, Comic, Paperback, Klappenbroschur, Paninicomics, Stuttgart, November 2013, 156 Seiten, 16,99 Euro, Zeichner: Goran Parlov, aus dem Amerikanischen von Robert Syska, Covermotiv von Goran Parlov
www.paninicomics.de

Nahezu am Ende seines Lebens angekommen, sitzt Nick Fury mit reichlich Whiskey und einem Aufnahmegerät alleine in einem Hotelzimmer und erinnert sich an seine vergangenen Einsätze (Teil 1 siehe Marvel Maximum 52: Fury Max 1: Kriegsgeschichten).

1970 erhält Nick Fury den Geheimauftrag, in Vietnam einen Mann namens Giap auszuschalten, der bereits 1954 Furys Weg kreuzte und der nun die Kampfausbildung der Vietnamesen organisiert. In einer Zweimannmission macht sich Fury gemeinsam mit Frank Castle auf den Weg, um Giap zu finden und zu töten. Dieser erwartet die Amerikaner bereits, und so finden sich Fury und Castle in einer Gefängniszelle wieder, wo Giap ihnen seine Sicht der Dinge erklärt. Er verfügt über Beweise, die Furys Auftraggeber von der CIA belasten, Heroin von Kambodscha durch das Kriegsgebiet Vietnam bis zur Ostküste der USA zu transportieren, um so den Krieg zu finanzieren. Beweise, die damit das Ende des Krieges bedeuten würden. In den USA erfahren Furys Befehlshaber, dass ihre Männer gefangen genommen wurden und starten als Plan B einen Luftangriff, der sowohl Giap als auch die lästigen Zeugen Fury und Castle ausschalten soll. (#7-9)

1984, Honduras: Um die Gerüchte über den Drogenhandel in diesem Gebiet auszuräumen, inspizieren Nick Fury und George Hatherly im Auftrag der CIA ein amerikanisches Lager, in dem nicaraguanische Kontras ausgebildet werden. Angeblich treiben die Amerikaner mit dem Heroinpflanzen, die dort vernichtet  werden sollen, einen lukrativen Handel. Ungeachtet der militärischen Hierarchie hat das eigentliche Sagen im Lager ein Schwarzer namens Barracuda, der tatsächlich einige Geschäfte am Laufen hat, sich aber in der Zeit von Furys Besuch zurücknimmt und sogar den Stützpunkleiter als vorgeblichen Sündenbock opfert. Als Finte entfernt sich Fury aus dem Lager, kehrt jedoch zurück und entlarvt Barracuda und seine Gang als Drogendealer, die einen Teil des Gewinns einstreichen und mit dem Rest die Kontras finanzieren. Zurück in Washington erwartet Fury keine Unterstützung seiner Vorgesetzten. Senator Pug McCuskey sieht keinen Handlungsbedarf, Barracuda verschwindet spurlos aus Honduras. Fünf Jahre später spürt Fury Barracuda auf und präsentiert ihm die Quittung. (#10-12)

Mit diesem zweiten Band schließt Panini Garth Ennis großartige, jedoch auch derb brutale MAX-Miniserie My War gone by ab. Es lohnt, sich vor der Lektüre noch einmal Teil 1 (erschienen als Marvel Maximum 52: Fury Max 1: Kriegsgeschichten) zu Gemüte zu führen. Dieses Mal erinnert sich der Colonel an Einsätze in Vietnam und Honduras, die beide von der durchaus begründeten Unterstellung gekennzeichnet sind, dass die obersten amerikanischen Befehlshaber aus dem Krieg in Drogenanbaugebieten nicht unerhebliche Vorteile ziehen und darüber hinaus auch bereit sind, ihre eigenen Leute, ohne mit der Wimper zu zucken, zu opfern. Fury realisiert das zwar, doch ist er auch ein Hund des Krieges, süchtig nach dem Kampf und nutzlos ohne seine Aufgaben. Ein böser und existenzieller Konflikt, in den der überzeugte Patriot hier von Autor Garth Ennis gedrängt wird und der My War gone by weit über das Einerlei der monatlichen Actioncomics hinaus hebt. Dass Ennis als Hintergründe für seine Story tatsächlich die verbrecherischen Kriegsverstrickungen der USA thematisiert, soll dabei mal ganz außer Acht gelassen.

Neben diesem durchaus ernst zunehmenden Aspekt liefert der Autor jedoch auch ein Fest für den Comicfan ab, indem er diesen zweiten Teil seiner Miniserie zu einem Cross-over mit dem Punisher macht, nur eben zu einer Zeit, bevor Frank Castle zu dem Rächer mit dem Totenkopfemblem wurde. Auch die Figur Barracuda aus der Honduras-Storyline stammt aus dem Punisher-Umfeld und wurde witzigerweise von Garth Ennis and Goran Parlov 2006 für ihren Punisher-Run erdacht und hier einfach »wiederverwendet«.

Trotz dieser einzelnen Verweise ins Marvel-Universum funktioniert My War gone by als eigenständige Erzählung, losgelöst von der Marvel-Historie, und ist auch sehr gut ohne Vorkenntnisse zu lesen.

Die verbindende Backstory gestaltet sich nicht weniger dramatisch als Furys Einsätze. Sowohl sein Kumpel George Hatherly wie auch sein Betthäschen Shirley, die Ehefrau des Senators McCuskey, sind, wie Fury selbst, sichtlich gealtert. Zeichner Goran Parlov setzt diese Altersentwicklung hervorragend um. Vor allem Shirley hadert mit dem Verlust ihrer Attraktivität und damit, dass sich ihr Ehemann Nutten ins Haus holt und sie damit zu einer endgültigen Entscheidung treibt. Die Abschlussnummer 13 bildet schließlich eine Art Epilog, der alle offenen Enden aufgreift und teils drastisch abschließt, ohne die Zwiespältigkeit der Figuren einzubüßen.

Fazit:
Grandioser Abschluss der My War gone by-Miniserie, die komplexer ist, als es auf den ersten Blick scheint. Brillant nutzt Garth Ennis historische Fakten als Hintergrund für seine ganz persönliche Nick Fury-Vision.

(eh)