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Die Chroniken von Kull

Jörg Kleudgen
Edition CL
Die Chroniken von Kull

Phantastische Erzählungen, herausgegeben von Eric Hantsch, Privatdruck, limitierte Auflage von 80 Exemplaren, Gebunden mit Goldprägung auf dem Buchrücken, Schutzumschlag und Lesebändchen, 290 Seiten, 23,00 Euro, Cover und Illustrationen: Bernd Jans, Grafiken der Kopf- und Fußzeile Jörg Kleudgen

Staub und Blut! Die Welt geht unter in Staub und Blut! Der Mann, der sich wie ein Cowboy kleidete und doch keiner war, betrachtete die Öde, die ihn umgab, so weit das Auge reichte. Er war wortwörtlich in die Wüste geschickt worden, und der Mann, den er jagte, hatte einen immer noch bemerkenswerten Vorsprung.

Wo liegt das geheimnisvolle Kull? Jene Stadt mit ihrem Dom, den vielen Bibliotheken und der sagenhaften Universität. Geheimnisvolle Dinge sollen hinter ihren Mauern geschehen und seltsame Wesen durch ihre Gassen schleichen. Nur mit gesenkter Stimme wagen die Menschen darüber zu sprechen. Wo liegt Kull? Jenseits von Raum und Zeit, in einem Traumland oder ging es vor Äonen unter?

Mit Die Chroniken von Kull werden zwölf unheimliche und phantastische Erzählungen von Jörg Kleudgen aus den 1990er Jahren wieder zugänglich gemacht. Texte, wie Der Leser/Die Leiche im Herbststurm, Das Grauen aus der Schachtel, Staub oder Im Zeitstrom versunken, die der Autor für diese Sammlung überarbeitet und ergänzt hat. Daneben findet sich auch die bisher noch nicht publizierte und titelgebende Novelle Die Chroniken von Kull. Abgerundet wird der Band mit Illustrationen von Bernd Jans.

Wo liegt Kull? Jene Stadt, zwischen Untergang und Auferstehung, Wahrheit und Fiktion, Traum und Wirklichkeit. Der Weg dorthin ist verschlungen und gefährlich. Wer wird ihn beschreiten?

Ich bin ihn gegangen, diesen verschlungenen und gefährlichen Weg, der nach Kull führen soll. Ich bin im Traum auf ihm gewandelt, fühlte mich in eine auf mich real wirkende Welt hineinversetzt, habe die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit überschritten, mich in ihnen verirrt und trotz allem die Stadttore von Kull erreicht. Ich habe mich infizieren lassen, das Haus am Moor bis in den letzten Winkel erforscht, mich in Folianten vertieft. Ich schmeckte den Staub der Einöde, der sich auf meine Lippen legte, sah Tumbleweeds, vom Wind getrieben, über den ausgetrockneten Erdboden rollen. Ich fühlte mich, wie Bastian Balthasar Bux in Michael Endes Die unendliche Geschichte, Seite für Seite von den Storys regelrecht assimiliert, in die Rolle eines Chronisten versetzt, der dank des Herausgebers Eric Hantsch daran teilhaben durfte, mit welcher immensen Stringenz Worte virtuos Sätze hervorbrachten, die den jeweiligen Geschichten zu einem Eigenleben verhalfen und zu einem zusammenhängenden Konstrukt in Form der Chroniken von Kull wurden.

Kommt man mit dem recht bescheiden und etwas zurückhaltend wirkenden Jörg Kleudgen ins Gespräch, merkt man ihm sein Faible für Howard Phillips Lovecraft und Edgar Allan Poe regelrecht an. Kommt man auf den Cthulhu-Mythos zu sprechen, leuchten seine Augen. Das ist seine Profession, da kennt er sich aus. Ohne den lovecraftschen Stil zu imitieren, bleibt Jörg Kleudgen auch in Die Chroniken von Kull seinem Schreibstil treu und wartet mit einer präzisen, auf den Punkt gebrachten Sprache auf. Einerseits lesen sich einige Geschichten aufgrund einer scheinbar wie ein kleiner Bach dahinplätschernde Erzählweise recht flott, andererseits überrascht er den Leser durch ein abgefeimt konstruiertes Handlungsgefüge und regt ihn zum Nachdenken an. Dabei beherrscht der Autor perfekt das Spiel mit den Worten, mit welchem er beim Leser Erinnerungen von selbst Erlebtem, Gesehenem oder Gehörtem aus den hintersten Winkeln des Bewusstseins zu entlocken vermag, um sie als Bilder vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen.

In den ersten Band der Edition CL, ein Privatprojekt des Herausgebers Eric Hantsch, ist sehr viel Herzblut geflossen. Die äußerst edle Aufmachung sowie die schlicht gehaltene und auf den Inhalt abgestimmte Umschlaggestaltung von Bernd Jans unterstreichen die Tatsache, dass Autor und Herausgeber in puncto Cthulhu-Mythos auf gleicher Wellenlänge liegen.

Fazit:
Mit Die Chroniken von Kull als Opener der Edition CL legten sowohl Jörg Kleudgen als auch Eric Hantsch einen fulminanten Start hin. Obwohl der Autor selbst in seinem Nachwort anmerkt, sich […] nicht davor zurückscheut, Versatzstücke in plagiatorischer Weise aufzugreifen und neu zusammenzufügen […], ist es gerade dieser Aspekt des Ausprobierens, seine Gedanken und Ideen virtuos in Worte zu fassen und das sehr hohe Niveau der Geschichten mit Kurzweil zu verbinden, die diese Geschichtensammlung so lesenswert machen.

(wb)

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