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Hessische Sagen 4

Das Eichbrünnchen

In der Nähe des Rodensteins am Fuß einer alten Eiche entspringt das Eichbrünnchen, in welchem die Rodensteiner ihre Kinder taufen ließen.

Eines Abends war den Leuten, welche am Fuß der Burg wohnen, eine Magd fortgegangen, sie wussten nicht, wohin sie gegangen war. Als sie das Mädchen lange in der nächsten Umgebung des Hauses gesucht hatten, fanden sie es endlich am Eichbrünnchen. Sie wollte aber durchaus nicht von der Stelle hinweg und fragte, ob sie nicht den schönen Wagen gesehen hätten, mit dem Sie fortfahren solle. Diese Magd war ein goldenes Sonntagskind.

Andere erzählen die Sache folgendermaßen: Die Magd erzählte, als man sie fand, sie sei, während die übrigen Hofleute beim Spinnen zusammengesessen hätten, vor die Tür gegangen, um irgendein Geschäft zu verrichten. Als sie in den Hof getreten war, sei eine vierspännige Kutsche vorgefahren, in welche man sie, ehe sie sich versehen konnte, geschwind hineingehoben hätte. Danach sei die Kutsche pfeilschnell querfeldein gefahren und erst in einem entfernten Wiesengrund habe man sie wieder freigegeben.


Der Geisterwagen

Der Pfarrer von Brensbach kam einmal von Kainsbach herunter in die Haal und fragte den Bauer verwundert, was er für einen vornehmen Besuch gehabt habe. Der Bauer sah den Pfarrer erstaunt an und sagte, er wisse von keinem Besuch und habe keine Fremden gehört noch gesehen. Da erzählte der Pfarrer, als er einige 100 Schritte vom Hofe entfernt gewesen war, habe er einen vierspännigen Reisewagen aus dem Hoftor fahren sehen, in welchem er, als dieser ihn näher gekommen war, zwei Herren gesehen habe, von denen einer mit mehreren Orden geschmückt gewesen sei. Das ganze Fahrzeug sei kostbar und jedes Pferd mit einem hohen goldenen Federbüschel auf dem Kopf geschmückt gewesen. Er habe es auch nicht unterlassen, seinen Hut zu ziehen und dieser hohen Herrschaft seinen Respekt zu zollen. Kaum sei er einige Schritte von den Wagen entfernt gewesen, da habe er sich noch mal nach diesem umgesehen, jedoch keine Spur mehr davon entdecken können. Das sei ihm sonderbar vorkommen, er sei dann über dem Bach gegangen und habe ihn dann wieder in einiger Entfernung erblickt. Der Pfarrer fügte noch die Bemerkungen zu, die in dem Wagen Sitzenden müssten seines Kompliments unwürdig gewesen sein, weil sie gleichsam vor demselben verschwunden wären.


Sonntagskind

Zu Oberkainsbach fährt der Rodensteiner alljährlich durch die Scheune eines Bauern. An Tage müssen beide Tore für ihn weit offen gelassen werden, denn wider allen Gebrauch hat die Scheune zwei Tore, die sind nur des Geistes wegen einander gegenüber gebaut. Nun standen eines Tages die Knechte in der Scheune und droschen. Da kam der Rodensteiner mit Hallo, Rasseln und Peitschenknallen und fuhr durch, sodass alle innehielten und sich bekreuzigten, aber keiner sah etwas. Nur ein 7-jähriger Knabe, welcher ein Sonntagskind war, stand dabei und zog in einem fort das Käpplein ab, als ob es vornehme Leute grüßte. Als das Spektakel vorbei war, fragten die anderen, worum er dies getan habe? Darauf antwortete der Knabe: »Habt ihr denn nicht die vielen schönen und vornehmen Herren gesehen, die in der Kutsche saßen und so freundlich grüßten?«


Die Scheune in Oberkainsbach

Der Besitzer des Hofes, durch dessen Scheune der Rodensteiner ehemals fuhr, hat diese vor einiger Zeit abreißen lassen und an ihrer Stelle eine Mauer hingesetzt. Aber der Geist duldet diese Mauer eben so wenig in seinem Wege wie ehemals die Scheunentore. Er hat sie schon dreimal umgeworfen und damit dem Bauern die
Lust genommen, sie noch einmal aufzubauen.


Der Kornweg

Wenn der Rodensteiner durch die Scheune in der Haal fährt, hört man ein Krachen, als wenn ein junger Eichbaum über dem Knie zerbrochen würde.

In der Richtung, in welcher der Rodensteiner vom Rodenstein hinüber zum Schnellerts fährt, sieht es auf dem Boden wie ein Weg aus, und wo es durch Felder geht, läuft mitten durch das Korn ein Strich; da wächst das Korn viel höher und gedeiht besser als anderswo auf dem Acker.


Des Rodensteiners letzter Auszug

Dieser fand im Jahr 1848 statt, etwa 14 Tage vor dem Ausbruch der Revolution in Paris. Eines Morgens kamen Leute zu dem Bürgermeister von Reichenbach, welche meldeten, der Rodensteiner, der seit Menschengedenken ruhig gewesen sei, habe von sich wieder hören lassen und sei mit dem gewohnten Getöse, unter Wagengerassel, Hundebellen und anderes durch die Luft nach dem Schnellerts gezogen. Der Bürgermeister wollte anfangs nichts darauf geben, aber die Leute beschworen es hoch und heilig. Daraufhin sagte er es dem Pfarrer und bat ihn, er möge es doch in die Zeitung setzen lassen. Dieser lachte über die Sache und sagte, es sei Aberglauben. Aber der Erfolg hatte das Gegenteil bewirkt.

Als 1850 der Kampf gegen die Aufständischen sich dem Ende zuneigte, kamen andere Leute zu dem Bürgermeister und erzählten, dass in der vergangenen Nacht das Spektakel wieder angefangen habe und es so gewesen war, als ob ein ganzes Heer durch die Luft toben würde. Damals hatte der Pfarrer es in der Zeitung angezeigt, und mancher Leser dieser Blätter erinnert sich dessen wohl noch. Die fünf letzten Male ging der Zug des Heeres vom Schnellerts aus und wandte sich dem Rodenstein zu, wie es jedes Mal der Fall war, wenn ein Krieg in Deutschland zu Ende ging.


Der Steiffenberger

Am Petersberg im ehemaligen Fürstentum Fulda lebte einmal ein Probst, der ein sehr sittenloses und wollüstiges Leben führte. Er wurde oft vom Abt seines Klosters ermahnt, davon Abstand zu nehmen – aber vergebens. Er tafelte und zechte darauf los und dachte besonders im Winter nicht an die Not der vielen Armen, die nicht einen Bissen trocknen Brotes hatten. Daraufhin ereilte ihn die Strafe Gottes. Einst brachte er in der heiligen Adventszeit in seinem Wagen Gäste nach Hause, mit welchen er die ganze Nacht hindurch ein tolles Gelage gefeiert hatte. Als aber die Pferde so wild daher rannten, stieß der Wagen irgendwo auf der Straße an, der Probst stürzte heraus und mit dem Kopf so hart gegen einen Felsblock, dass er auf der Stelle tot war. Seitdem sieht man ihn stets im Advent kopflos in einem Wagen mit kopflosen Rappen umherfahren, dem ein schwarzer, feueräugiger Hund heulend folgt.


Die silberne Kutsche in Grünberg bei Echzell

Nordwestlich von Echzell liegt eine kleine Erhöhung, welche der Grünberg heißt. In diesem befindet sich eine silberne Kutsche, und mehrere Leute in Echzell erzählen, dass sie nächtens mit vier weißen Pferden bespannt an sie hätten vorbeifahren sehen. Als sie sich jedoch angeschickt hatten, sich hinten auf die Kutsche zu setzen, wären sie dermaßen von Schrecken erfüllt worden, dass sie es nicht vermocht hätten. Daraufhin wäre die Kutsche an Kronberg verschwunden.


Weiße Frauchen am Borstein

Am Borstein und im Wald hinter diesem wir schon mehrmals ein weißes Frauchen mit goldener Haube gesehen worden.

Ein paar Kinder aus Reichenbach stiegen auf den Berg, um Holz im Haal-Wald zu sammeln. Eines davon, ein Mädchen, blieb etwas zurück und kletterte auf den Borstein. Da sah es auf der anderen Seite des Felsens eine wunderschöne weiße Frau stehen, welches freundlich lachend einen Augenblick zu ihr herüber blickte und dann verschwand. Das Kind rutschte sogleich wieder an den Felsen herab und lief zu den anderen Kindern im Wald, um im Holzlesen nicht zurückzubleiben. Die aber hatten schon große Bündel gesammelt und schickten sich bereits um Heimweg an. Das Kind hatte auf dem Borstein viele Stunden zugebracht, die ihm vergangen waren wie ebenso viele Sekunden.


Die weiße Jungfrau in Ernsthofen

In der Burg zu Ernsthofen hat sich oft eine weiße Jungfer sehen lassen und die Leute verfolgt. Einmal brannte es im Ort. Da kam sie in die Kirche, wo Sturm geläutet wurde, und ängstigte den Glöckner dermaßen, dass dieser fortlief.

Auf dem Schlossberg unweit der Burg hat man oft ein Feuer gesehen, wobei ein schwarzer Hund lag. Man sagt, ob sollen noch viele Schätze vergraben sein.


Die weiße Frau bei Mossau

Bei Mossau geht schon seit unbedenklichen Zeiten eine weiße Frau um und harrt ihres Erlösers, der sie ansprechen muss, um ihr die lang ersehnte Ruhe zu schenken. Ein paar Burschen aus einem benachbarten Ort kamen eines Abends spät aus einer Mossauer Spinnstube und bemerkten auf dem Heimweg die weiße Frau, die neben den Weg in den Wiesen spazieren ging. Einem der Burschen kam das frevelhafte Gelüste, sich mit dem Gespenst einzulassen. Kein Bitten, kein Zureden konnte in davon abbringen. Er ging trotzig auf die weiße Frau zu und sprach: »Alle guten Geister loben den Herrn!«

»Ich auch!«, erwiderte die weiße Frau mit hoher, schriller Stimme.

Darauf hatte sich der kecke Bursche nicht vorbereitet, er stand nur da und wusste nichts mehr zu sagen. Da ergriff ihn der Geist und schleifte ihn auf der ganzen Wiese umher. Als sie ihn endlich liegen ließ, war er so übel zugerichtet, dass er nach drei Tagen den Geist aufgab.


Der Schönberg bei Gelnhaar

Westlich von Gelnhaar liegt ein Berg, der Schönberg genannt wird. An dem nahe gelegenen Kirchwäldchen soll vor alten Zeiten eine Kapelle gestanden haben. Ein Weg dorthin heißt noch heute der Kirchweg, ein größerer Platz der alte Kirchhof.

Da brannte einmal ein Mann Kohlen, als eine Frau in weißen Totenkleidern und zu ihm trat und ihn bat, sie durch Gott zu erlösen. Der Mann aber fürchtete sich, und weil er nicht geneigt war, ihre Bitte zu erfüllen, drehte er sich um. Dann machte die weiße Frau einem tiefen Seufzer und verschwand. Die Leute erzählen, diese Frau erscheine alle sieben Jahre, und zwar solange, bis sich jemand ihrer erbarme und sie durch Gott erlöste. Dem würden auch die Schätze zuteil, welche noch in Schönberg verborgen lägen.

Auch soll sich ein unterirdischer Gang von Schloss zu Lissberg bis zum Schönberg ziehen, was wohl eine Stunde Weg bedeutet.

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