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Der Welt-Detektiv Band 6

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Robert der Teufel – Kapitel 3

Robert der Teufel und die höllischen Fanghunde
Eine schauderhafte Teufels-, Hexen-, Räuber- und Mördergeschichte um 1860

Kapitel 3 – Heiratsangelegenheiten

Der König empfing seinen Robert mit ernster Miene. Er saß vor einem Marmortisch, über welchen eine Decke von grüner Seide gebreitet war. Eine breite Bauschung mitten auf diesem Tisch ließ Sachen vermuten, von einem dichten schwarzen Schleier verhüllt.

»Du siehst heute sehr blass aus, Robert?

»Ich habe wenig und schlecht geschlafen.«

»Warum?«

»Vermutlich deswegen, weil ich gestern im Wald zu lange und zu eifrig jagte.«

»Wer war im Jagdschloss in deiner Gesellschaft?«

»Die fremden Edelleute und Damen, die schon lange meine Gäste sind.«

»Sei vorsichtig, Robert! Es sind mir schon verschiedene, sehr unliebsame Nachrichten über sie zu Ohren gekommen.«

»Pah! Neid! Weiter nichts!«

»Wollte Gott, dass ich mich täusche! Aber ich fürchte, dass diese Nachrichten wahr sind.«

Der König zog den schwarzen Schleier weg, schaute Robert mit einem durchdringenden Blicke an, und fragte ihn: »Kennst du diese Gegenstände?«

»Ei, mein Hut und mein Mantel!«

»Hast du beide gestern getragen?«

»Ja, auf der Jagd.«

»Auf welche Art hast du sie verloren?«

»Ein Blitz schlug neben mir in eine Tanne ein. Mein Pferd wurde scheu, stolperte, stürzte, und schleuderte mich über seinen Kopf. Auf diese Weise muss ich Hut und Mantel verloren haben.«

»In welcher Gegend geschah dies?«

»Nicht weit vom Anfang der Schlossallee.«

»Sonderbar! Gerade in entgegengesetzter Richtung, zwei Stunden seitwärts, hat heute zwischen zwei und drei Uhr morgens ein Waldhüter diesen Hut und diesen Mantel auf einer Lichtung des Waldes auf einem Aschenhaufen zwischen halb vermoderten Menschengebeinen gefunden.«

»Das ist allerdings sonderbar!«

»Du erschrickst nicht einmal darüber?«

»Erschrecken? Das ist ein Gemütszustand, den ich nicht kenne.«

»Wie war es möglich, dass dein Hut und Mantel so weit weg an eine so verdächtige Stelle kamen?«

»Das weiß ich nicht. Vermutlich hat sich der Teufel als Robert der Teufel verkleidet, wie mich das dumme Volk nennt, um allerlei böse Streiche zu verüben, die dann mir aufgebürdet werden.«

Der König schüttelte den Kopf. »Man hat mich auch gewarnt, dass du nach der

Krone strebst und mir und der Königin nach dem Leben!«

Robert lachte laut auf. »Glaubt das ja nicht! Ich bin recht froh, kein König zu sein, und mag auch kein König werden. Als solcher hätte ich besondere Pflichten und ich bin ein entschiedener Feind von Pflichten.«

»Das ist eine abscheuliche Ansicht!«

»Geschmackssache! Von dieser Verleumdung war auch gestern in meinem Jagdschloss die Rede, und meine Gäste hielten mir so langweilige Moralpredigten, dass nur meine Rücksicht auf Gastfreundschaft mich abhielt, sie alle mit meinem Schwert zum Tor hinauszujagen.«

Der König machte eine ungläubige Miene und fuhr fort: »Du bist jetzt 20 Jahre alt.«

»Das hat mir meine Amme schon gesagt.«

»Ich bin gewillt, dich in Gegenwart der Edlen meines Königreiches zum Ritter zu schlagen.«

»So!«

»Bei dieser feierlichen Handlung wirst du schwören, dein Schwert nur für Gott und die gerechte Sache zu ziehen, bedrängte Witwen und Waisen zu beschützen.«

»Schon genug! Ich will nicht schwören.«

»Warum?«

»Weil man mir auf mein Wort glauben muss.«

»Dann kannst du auch den Ritterschlag nicht erhalten.«

»Macht nichts! Deshalb bin ich doch von höhe­rem Rang als jeder Ritter und gedenke, noch manchen Ritter zu schlagen, ohne selbst ein Ritter zu sein!«

»Du gehst auch nie in die Kirche.«

»Fremde Andacht stört mich. Wenn ich beten wollte, würde ich allein beten. Aber ich will nicht beten.«

»Du wirst es noch bitter bereuen!«, sagte der gute König, tief betrübt über die gottlosen Äußerungen seines einzigen Sohnes.

»Reue ist mir so unbekannt wie die Furcht.«

»Vielleicht kann eine schöne und tugendhafte Gemahlin durch ihre zärtlichen Ermahnungen und durch ihr gottseliges Beispiel deine Besserung bewirken, und deine Seele vom ewigen Verderben retten.«

»Möglich, wenn sie lange genug lebt und ihr die Geduld nicht ausgeht.«

»Bist du also geneigt, in den heiligen Ehestand zu treten?«

»Heilig! Was ist heilig! Lasst diese Redensarten und sagt ganz einfach, dass ich eine Frau bekommen soll!«

Der König seufzte.

»Ist sie schön, reich? Wer ist sie?«, fragte Robert.

»Sie ist die einzige Tochter des Königs von Provence, Irmengard, von himmlischer Schönheit, wenn man dies ohne Sünde sagen darf, von seltener Weisheit, selbst prophetischen Geistes und so tugendhaft, dass sie sogar im Ruf der Heiligkeit steht.«

»Das ist mir der unangenehmste Geruch, und die geringste Blume in meinem Wintergarten duftet lieblicher. Nun, ist diese Betschwester nur einmal 4 Wochen lang meine Frau, so wird sie den Ruf der Heiligkeit schon verlieren.«

»Sprich nicht so verruchte Worte über heilige Dinge und über eine so hohe Prinzessin, welche außer den herrlichen Gaben der Tugend und Schönheit auch einen solchen köstlichen Schatz von Gold und Edelsteinen mitbringt, dass man ein Kaisertum damit kaufen könnte.«

»Das ist ein Schatz, den ich gerne heirate.«

»Mein Hofmaler erwartet dich im Malersaal, um dich zu malen. Dein Bildnis werde ich mit einer prächtigen Gesandtschaft an den königlichen Hof von Provence senden, an deren Spitze mein vornehmster Hofbeamter um die Hand der Prinzessin für dich werben soll.«

Robert schien in Gedanken verloren zu sein und erwiderte: »Wenn die Prinzessin nur schon da wäre!«

»Du sehnst dich nach ihr?«

»Ja, ich muss es gestehen.«

»Oh, das ist ein gutes Zeichen!«

Wie sehr täuschte sich der gute König und arme Vater über die Gesinnungen seines Sohnes. Er hatte allerdings Sehnsucht nach der Prinzessin, aber nicht, um sie zu heiraten, sondern sie unterwegs, mithilfe aller seiner Raub- und Mordgenossen, in völli­ger Vermummung, samt ihren mitgebrachten Schätzen zu entführen, des Nachts in das Jagdschloss, Paradies genannt, zu schleppen, und ihr ganzes Gefolge umzubringen und die Entführung nicht un­bemerkt von diesem geschehen zu lassen. Robert wollte seinen Hut und Mantel nehmen, die auf dem Tisch lagen, um sich zu entfernen. Der König aber hielt ihn davon ab, indem er ausrief: »Berühre diese Sachen nicht mehr, die ohne Zweifel seit der vergangenen Nacht in Teufelshänden gewesen sind. Sie sollen in Gegenwart meines Hofkaplans verbrannt werden.«