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Das schwarze Buch

Das schwarze Buch
Originaltitel: The black Book (alternativ: Reign of Terror)
Regie: Anthony Mann, Drehbuch: Philip Yordan, Produktion: William Cameron, Darsteller: Robert Cummings, Richard Basehart, Arlene Dahl, Richard Hart, USA 1949, Laufzeit: 89 Minuten

Das schwarze Buch dürfte, was seinen Stil betrifft, so ziemlich einzigartig innerhalb der Filmgeschichte dastehen. Regisseur Anthony Mann verknüpfte darin zwei völlig unterschiedliche Genres, von denen man zunächst nicht glaubt, dass sie zusammenpassen könnten. Doch der Film zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, Film Noir mit Historienfilm zu verbinden, ohne dabei verwirrend oder künstlich zu wirken. Beide Genres werten sich in Das schwarze Buch ästhetisch gegenseitig auf. Das Ergebnis ist ein wahres Filmerlebnis.

Es geht um den Agenten Charles d’Aubigny, der nach Paris reist, um dort die Identität eines von Robespierres Handlangern anzunehmen. Sein eigentliches Ziel ist es, dadurch an das schwarze Buch Robespierres heranzukommen. Dieses enthält sämtliche Namen von Personen, die Robespierre im Weg stehen und daher hingerichtet werden sollen. Eine Veröffentlichung der Liste würde zugleich das Ende des herrschsüchtigen Mannes bedeuten. Doch d’Aubignys Tarnung fliegt auf und von da an ist er auf der Flucht vor Robespierres Geheimpolizei.

Lange Schatten, zwielichtige Gestalten und eine Optik, die manchmal fast ans Surreale heranreicht, das sind die Hauptmerkmale von Anthony Manns Meisterwerk. All dies ist man von einem Historienfilm nicht gewöhnt. Umso erstaunlicher ist es daher, dass der Regisseur auf die Idee kam, die Merkmale des Film Noir in sein spannendes Historiendrama zu integrieren. Die Handlung entwickelt sich dadurch zu einem regelrechten Politthriller, der sich mithilfe einer dicht erzählten Handlung mit den »Nachwehen« der Französischen Revolution auseinandersetzt. Gut, mit der Historie nimmt man es dann doch nicht so genau, aber das macht den Film keineswegs weniger sehenswert. Gleich der Beginn, in dem die Hauptfiguren vorgestellt werden, arbeitet mit expressionistischen Elementen, die sich in manchen Szenen des Films fortsetzen, wie etwa bei der Kutschenfahrt zu einer Mühle, die angelehnt ist an das Scherenschnitttheater. Den ganzen Film hindurch durchzieht sich der für die 40er und die 50er Jahre typische paranoide Stil, der dem Werk seine knisternde Spannung verleiht. Anthony Mann reizt die Spannungsmomente bis zur letzten Sekunde aus. Und davon gibt es nicht wenige. Ob es sich nun darum handelt, dass die beiden Helden des Films versuchen, aus dem Gefängnis zu fliehen oder sich schnell vor der Geheimpolizei verstecken müssen, die jeweiligen Situationen sind geradezu radikal in Szene gesetzt und lieferten in ihrer Machart die Grundlage für spätere Thriller- und Suspense-Filme. Anthony Mann schuf mit Das schwarze Buch ein echtes Meisterwerk, das von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselt.

(mp)