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Das Licht in einem dunklen Haus

Jan Costin Wagner – Das Licht in einem dunklen Haus

Kimmo Joentaa, Kriminalpolizist aus Turku, lebt glücklich mit einer jungen Frau in seinem Haus.  Diese nennt sich Larissa. Der Name ist möglicherweise falsch. Larissa kommt und geht, wann sie will, liebt Actionfilme, Ballerei und explodierende Autos und isst gern Eiscreme, am liebsten Vanille und Tundrabeere. Sie arbeitet als Prostituierte, Joentaa weiß aber nicht, wo. Eines Tages jedoch ist sie fort, und Joentaa kann sie nirgendwo finden, bis er später über E- Mails wieder Kontakt zu ihr bekommt.
Währenddessen wird im Krankenhaus von Turku, in dem auch vor einiger Zeit Joentaas Frau Sanna starb, eine Frau umgebracht, die zuvor im Koma lag, nachdem sie mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Straßengraben gefunden wurde. Die Polizei beginnt, zu ermitteln, aber die Beamten kennen nicht einmal den Namen der Toten. Der Täter hat Tränenflüssigkeit auf ihrem Leichnam hinterlassen, aber diese Spur führt ins Leere. Auch die Veröffentlichung des Fotos der Toten führt zunächst zu nichts.
Einige Zeit später werden der Softwareberater Kalevi Forsman in Helsinki und der Politiker Markus Happonen auf ungewöhnliche Weise umgebracht. Obwohl bei den beiden Morden jeweils viele Menschen in der Nähe sind, bemerkt keiner von ihnen den Mord und keiner kann den Täter richtig beschreiben. Die zuständigen Kriminalpolizisten aus Helsinki, Westerberg und Seppo, tappen zunächst völlig im Dunkeln. Allerdings finden sie in der Wohnung Forsmans, unter seiner Matratze, ein Foto vom 19. August 1985, das eine Frau, zwei Abiturienten und zwei ältere Männer zeigt. Einer der Schüler ist Forsman. Auf der Rückseite des Fotos stehen das Datum und einige Sätze geschrieben. Nachdem der zweite Mord geschehen ist, ermitteln die Beamten, dass Happonen der zweite Schüler auf dem Foto ist.
Der Autor informiert den Leser weiterhin über einige Tagebucheinträge eines jüngeren Schülers aus dem Jahr 1985. Dieser Schüler schreibt, dass er Musikunterricht bei einer jungen Frau hat, diese Frau verehrt und sein Tagebuch für einen Lauri schreibt, der ihn dazu animierte, Tagebuch zu führen.
Endlich behauptet eine Frau, die Tote auf dem veröffentlichten Foto erkannt zu haben. Sie sei vor langer Zeit ihre Musiklehrerin in einem kleinen Dorf gewesen. Kimmo Joentaa fährt zu der Klinik, in der die Frau wegen einer psychischen Erkrankung behandelt wird und vernimmt diese dort.
Wie aber hängen all diese Dinge zusammen? Die Spur führt in ein Dorf namens Karjasaari, wo sich auch Westerberg, Seppo und Joentaa begegnen. Westerberg und Joentaa haben früher schon einmal zusammengearbeitet. Während sie gemeinsam weiterermitteln, werden weitere Männer getötet. …

Der Autor, der offensichtlich Finnland, den Ort des Geschehens, gut kennt – was nicht verwundert, denn er lebt zum Teil dort, und seine Frau ist Finnin – schildert Finnland als geheimnisvolles Land mit überwältigender Natur und interessanten Einwohnern. Seine knappe, aber sehr ausdrucksvolle und logisch schlüssige Sprache macht es dem Leser möglich, dem Aufbau des Romans zu folgen und Schlussfolgerungen der Ermittler nachzuvollziehen.
Die psychologischen Skizzen und Statements des Verfassers über die Menschen in seinem Roman sind gut verständlich, und er überzeichnet nicht einen seiner Charaktere. Stattdessen beschreibt er jede seiner Figuren so, dass man ihre Aktionen und Gedanken begreift. Dennoch sind die Akteure in seinem Roman nie fade oder langweilig beschrieben, denn sie sind – zumindest zum Teil – durchaus außergewöhnlich.
Durch die Einflechtung von verschiedenen Tagebucheinträgen aus den Jahren 1985 und 2010 ist der Leser den Ermittlern immer ein wenig voraus, und er kann schon etwa nach der Hälfte des Buches ahnen, was geschah und wer vielleicht als Nächster getötet wird.
Dennoch bleibt fast bis zum Ende ein Geheimnis, wer der Mörder ist, und es bleibt außerdem bis zum Ende die Frage, ob der Täter gefasst wird.

Fazit:
Neben einem logisch aufgebauten Fall und interessant beschriebenen Personen zeigt uns Jan Costin Wagner ein Finnland, in das man liebend gerne einmal reisen möchte. Seine Geschichte beginnt recht langsam, nimmt dann aber Fahrt auf und wird von Seite zu Seite spannender. Insgesamt ist dieser Roman einer der außergewöhnlichsten Krimis, die ich gelesen habe, was nicht nur an der ungewöhnlichen Kulisse liegt, die der Autor vor den Augen des Lesers ausbreitet, sondern auch an seiner knappen und doch ungeheuer wirkungsvollen Sprache. Jan Costin Wagner liefert eine reife Geschichte ab, die ich als herausragenden, gepflegten Kriminalroman bezeichnen möchte und guten Gewissens weiterempfehlen kann.

Der Autor

Jan Costin Wagner wurde 1972 in Hessen geboren und studierte in Frankfurt a.M. Germanistik und Geschichte. Er lebt als Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt und in Finnland. Seine Frau ist Finnin. Neben seinen Kriminalromanen hat er auch schon Songwriter- CD’ s veröffentlicht.
Wagners Romane wurden mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er bereits den Deutschen Krimipreis (3. Platz)  und den Förderpreis zum Hans- Erich- Nossack- Preis. Außerdem erreichte er den 10. Platz in der Krimi- Zeit- Bestenliste zum Krimi des Jahres 2011 mit dem vorliegenden Roman. Seine Bücher wurden in vierzehn Sprachen übersetzt.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags Galiani, Berlin.
  • Foto des Autors. Copyright: Gunter Glücklich. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags Galiani, Berlin.

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