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Sherlock Holmes – Walpurgisnacht

Marc Gruppe
Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs, Folge 8
Walpurgisnacht

Krimi, Titania Medien, Leverkusen, Mai 2012, Audio-CD, 13 Tracks, 79 Minuten, 8,95 Euro, ISBN: 9783785748176, Titelillustration von Firuz Askin

www.titania-medien.de

Am Lyceum Theatre in London ist der Teufel los. Und das in doppelter Hinsicht. Während der Aufführung von Goethes Faust, mit Henry Irving in der Rolle des Mephisto, kommt es immer wieder zu mysteriösen Unfällen, bei denen bisweilen auch Schauspieler zu Schaden kommen. Die Schauspielerin Mary Anne Stirling wendet sich vertrauensvoll an Sherlock Holmes und Dr. Watson, die immer noch unter der Fürsorge von Margery Mapleton zu leiden haben. So bleibt es nicht aus, dass sich Holmes und Watson die nächste Aufführung des Faust von der Bühnenseite aus betrachten und dabei das Gespräch zweier unzufriedener Mitarbeiter belauschen. Vor allem der Manager des Theaters, ein gewisser Bram Stoker, scheint etwas zu verbergen. Henry Irving indes ist erleichtert, dass Sherlock Holmes sich des Falles annimmt, auch wenn er sich dafür zum Affen machen muss …

Die Verquickung tatsächlicher Begebenheiten mit den fiktiven Fällen von Sherlock Holmes ist seit der ersten Folge ein beliebtes Thema der Hörspielserie von Marc Gruppe. Leider reicht der Auftritt bekannter Persönlichkeiten nicht immer für eine spannende Geschichte aus. Der vorliegende Fall entführt Holmes und Watson in das Londoner Theater-Milieu, das im viktorianischen London durch die Namen von Henry Irving, Mary Anne Stirling und Bram Stoker geprägt wurde. Für diese drei Personen, die wirklich existiert haben, wurden auch drei namhafte, versierte Sprecher engagiert: Friedrich Georg Beckhaus, Dagmar von Kurmin und Kaspar Eichel. Wie bereits bei der letzten Episode, so nimmt der eigentliche Fall nur wenig Zeit in Anspruch und wird von Sherlock Holmes rasch und souverän gemeistert. Die in der letzten Folge von mir bemängelte fehlende Exzentrik des Detektivs äußerst sich hier in einer Art und Weise, die zwar humorvoll rüberkommen soll, allerdings ein wenig übers Ziel hinausschießt. Zumindest in der Interpretation von Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt. Wie sich die beiden hier buchstäblich zum Affen machen, entlockt dem Hörer lediglich ein müdes Grinsen. Für ein Hörspiel, das mit knapp 80 Minuten Laufzeit Spielfilmlänge besitzt, ist die Geschichte außerdem überraschend handlungsarm. Viel Raum nimmt auch dieses Mal wieder das Geplänkel mit der Nervensäge Miss Margery Mapleton ein, die den Haushalt von Mrs. Hudson durcheinanderbringt. In dieser Folge bekommt man schnell den Eindruck, keine Kriminalgeschichte zu hören, sondern eine Sitcom mit Holmes und Watson in den Hauptrollen. Die fehlende Raffinesse des Plots, der überdies recht vorhersehbar ist, ist dabei nur ein weiterer Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die vielen Passagen aus Goethes Faust als Theater-Inszenierung sind auf die Dauer ebenfalls sehr anstrengend. Musik und Geräusche sind von bekannter und guter Qualität, wenn auch nicht sonderlich innovativ.

Auch diese Booklet-Illustration, die das Aushang-Plakat des Stückes zeigt, stammt noch von Firuz Askin. Sehr schön anzusehen. Leider hat das Booklet keine weiteren Extras zu bieten. Gerade bei dieser Folge wären Produktionsnotizen von Interesse gewesen.

Fazit:
Sherlock Holmes macht sich zum Affen. Und Dr. Watson gleich mit. Trotz den Auftritten vieler berühmter Persönlichkeiten nur leidlich spannend und teilweise zu albern.

(fh)