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Mythen & Wirklichkeiten

Deutsche Märchen und Sagen 196

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

271. Karl der Große entdeckt die heißen Quellen von Aachen

Es begab sich aber eines Tages, da der König in der Gegend war, wo jetzt Aachen steht, da jagte er, denn es war nichts als Wald. Der König sah einen Hirsch; seine Begleiter hatten sich von ihm entfernt, und der König jagte allein mit seinen Hunden, die sprangen. Der König saß auf einem Ross, das war schwarz und voller Mut. Das Pferd trat mit einem Huf in einen Bach, der aus unserer Quelle entsprang; das Wasser war heiß, da hob es den Huf, eilte aus dem Wasser zurück und stieß ihn in den Staub, denn das Wasser war sehr heiß. Als der König das merkte, stieg er ab, und als er sein Pferd hinken sah, fühlte er mit der Hand den Huf. Da er aber den Huf sehr heiß fand, tauchte er sogleich seine Hand in das Wasser und fand ihn heiß; so merkte er, dass das Pferd das rechte Bein erhoben hatte. Da stieg der König in den Sattel und ging dem Bachlauf aufwärts, zwei Hufen Land, und fand die Quelle, aus welcher der Bach entsprang; aber die Quelle war voll Feuer. Und da er das Wasser mit der rechten Hand gefühlt hatte, sah er zur Linken und fand eine Weiterlesen

Nordische Mythologie – Teil 1

Nordische Mythologie
Bestehend aus den wichtigsten Volkstraditionen und dem Aberglauben Skandinaviens, Norddeutschlands und der Niederlande
Zusammengestellt aus Originalen und anderen Quellen von Benjamin Thorpe, Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in München
Band 1
Nordische Mythologie

Vorwort

Die nordische Literatur, insbesondere jener Zweig, der sich mit den frühen Zeiten und Altertümern Skandinaviens und Norddeutschlands befasst, hat in letzter Zeit in vielen Teilen Europas zunehmendes Interesse geweckt. Es erschien mir daher nicht unvernünftig, dass ein Werk, das umfassend und doch nicht zu ausführlich die alte Mythologie und die wichtigsten mythologischen Überlieferungen dieser Länder darstellt, sowohl für den Liebhaber nordischer Überlieferungen zu Hause als auch für den englischen Reisenden in diesen faszinierenden Regionen nützlich und unterhaltsam sein könnte. Auch dem englischen Weiterlesen

Das Grab einer Unbekannten

Das Grab einer Unbekannten

Im Schatten ehrwürdiger Bäume auf dem Friedhof der St. Paul’s Episcopal Church in Alexandria, Virginia, liegt ein Grab, das seit mehr als zwei Jahrhunderten ein Geheimnis hütet. Auf einem steinernen Denkmal, schlicht und doch von erhabener Schwere, steht geschrieben: Zur Erinnerung an eine fremde Frau, deren irdischer Leidensweg am 14. Oktober 1816 endete. Weder Name noch Herkunft werden verraten – nur das Echo einer Liebe und einer untröstlichen Trauer verweilt hier.

Der Stein, den ihr Mann mit unermesslichem Schmerz errichten ließ, erzählt von einer letzten, hingebungsvollen Umarmung, in der die junge Frau ihren letzten Atemzug tat. Wie geliebt, wie geschätzt du einst warst, nützt dir jetzt nichts mehr. Mit wem du verwandt warst, von wem du gezeugt, ein Haufen Staub bleibt allein von dir – diese ernüchternden, von der Endgültigkeit des Todes durchdrungenen Zeilen mahnen die Lebenden zur Demut.

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Sagen der mittleren Werra 95

Von der Schlüsselblume auf dem Ringelstein

Eines Tages sah der Förster von Waldfisch auf dem alten Schloss oben eine ungewöhnlich große und schöne Schlüsselblume blühen. Da dachte er bei sich: Die bringst du deiner Liebsten mit heim. Er knickte sie ab und steckte sie an den Hut. Da er sich wieder erhob, erschrak er nicht wenig, als er eine weiße Jungfrau von wunderbarer Schön­heit vor sich erblickte. Sie stand vor einer weit geöffneten, mit reichem Schnitzwerk verzierten Tür, die zu einem Gewölbe führte, von dem er zuvor nie etwas gesehen hatte. Der För­ster fasste sich ein Herz und folgte der freundlich winkenden Jungfrau in den Berg. Diese deutete nun auf einen großen Haufen, der wie eitel Gold schimmerte, und sagte zu dem er­staunten Förster: »Nimm so viel, wie du zu tragen vermagst.«

Er tat, wie ihm geheißen, und füllte sich die Taschen.

AIs er sich hierauf anschickte, den Keller zu verlassen, rief ihm die Jungfrau nach: »Förster, Förster! Du vergisst das Beste!«

Der aber hatte keine Zeit und suchte das Freie, und wie er nun durch die Tür sprang, schlug ihn die so heftig an die Ferse, dass er vor Schmerz laut aufschrie. Die Tür aber war verschwunden. Nun erst bemerkte der För­ster, dass er den Hut, den er in dem Weiterlesen

Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 57

Die Kuhburg und die Räuberkuhle bei Neu-Ruppin

Auf der Feldmark der Kahlberge bei Neu-Ruppin, berichtet Feldmann, finden sich noch heute die Überreste eines alten Gemäuers, die Kuhburg oder auch wohl die Warte genannt, von welcher man weit in das Land hat hinaus sehen können, und welche im Jahre 1715 zum Bau des (damaligen) Neuen Rathauses abgebrochen wurde. Sie stand an der Landwehr und ist ehedem gegen die Streifereien der Nachbarn bei den einheimischen Kriegen zur Be­schirmung der auf dem Feld weidenden Herden gebraucht worden. Es hat auf ihr in unruhigen Zeiten immer je­mand lauern und die Ankunft der Feinde gleich durch ein Zeichen andeuten müssen.
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