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Kolumnen

Slatermans Westernkurier – Ausgabe 09/2025

Auf ein Wort, Stranger, lass uns heute über den Tag des Zorns in Utah reden.

In diesem Monat jährt sich zum 186. Mal jener Tag, der in Utah als Tag des Zorns und der Trauer bezeichnet wird und dessen Ereignisse auch heute noch wie ein Damoklesschwert über dem Bundesstaat, den Mormonen und ihrer Kirche hängen. Denn am 11. September 1857 griffen fünfzig bis sechzig bibelfanatische Männer der Mormonenmiliz zusammen mit skalplüsternen Paiute einen Auswanderertreck mit mehr als einhundertzwanzig unbewaffneten Siedlern in einem lieblichen Bergtal namens Mountain Meadows an. Die Siedler waren nur auf der Durchreise nach Kalifornien und wurden im wahrsten Sinne des Wortes wie Vieh abgeschlachtet. Es wurden nur Kinder bis sechs Jahre am Leben gelassen, da diese nach Ansicht der Mörder die Ereignisse nicht verstehen konnten und aufgrund ihres Alters bei den Behörden auch nicht als glaubhafte Zeugen galten. Diese 17 Kinder wurden später alle in bibeltreue Mormonenfamilien integriert, wo sie lernten, zu schweigen und zu vergessen. Dieser Tag, der als das Mountain-Meadows-Massaker in die Geschichte einging, wird noch heute von der Kirche der Mormonen und auch von vielen Amerikanern – außer den Nachkommen der Opfer und deren Angehörigen – bagatellisiert.

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Slatermans Westernkurier Ausgabe 07-2025

Auf ein Wort, Stranger, heute wollen wir über Alice, die Poker Queen, berichten.

Der Wilde Westen war voller schillernder Figuren aller Couleur. Egal, ob Trapper, Fallensteller, Indianerhäuptlinge, Revolvermänner, Cowboys, Soldaten oder Siedler – ihre Namen sind bis heute tief mit der Pioniergeschichte Amerikas verwurzelt.

Seltsamerweise sind es jedoch fast nur Namen von Männern, an die man sich erinnert, obwohl es mindestens ebenso viele, wenn nicht sogar mehr Protagonistinnen gab, die es ebenfalls verdienen, im Gedächtnis zu bleiben.

Zwar sind Namen wie Anne Oakley, Belle Starr oder Calamity Jane auch heute noch bekannt. Sie sind jedoch nur die Speerspitze der geballten Weiblichkeit jener Tage. Wenn man wissenschaftlichen Studien Glauben schenken darf, waren sie die eigentliche treibende Kraft für die Erschließung und den Fortschritt im Wilden Westen. Wer sich mit diesem Thema etwas genauer beschäftigt und alte Gerichtsakten, Weiterlesen

Slatermans Westernkurier Ausgabe 06-2025

Auf ein Wort, Stranger,

heute machen wir einen Zeitsprung in längst vergangene Zeiten von Las Vegas, New Mexico.

Bevor die dampfenden Kolosse der Eisenbahn die Ebene durchquerten und Las Vegas mit ihrem rauchenden Atem erreichten, war es die klapprige Postkutsche der Barlow and Sanderson stage line, die täglich durch Staub und Gefahr von Santa Fe herüberholperte – voll beladen mit Briefen, Träumen und Menschen. Doch die Weite war wild und die Wege waren von Gesetzlosen gesäumt. Ein- oder zweimal pro Woche schlug das Verbrechen zu: Maskierte Reiter tauchten wie aus dem Nichts auf, plünderten die Passagiere aus und schlitzten die Postsäcke auf, als wären es Beutel voller Gold.

Eines Tages erschien ein Mann namens Parker bei den Behörden. Er war ein gottesfürchtig wirkender Gastwirt mit Ställen und einem Hotel in Las Vegas. Vier junge Männer, so behauptete er, hätten seine Herberge besucht – dieselben, die die Kutsche überfallen hatten. Sie mieteten stets einen zweispännigen Wagen, ritten hinaus Weiterlesen

Slatermans Westernkurier Ausgabe 05-2025

Auf ein Wort, Stranger,

heute möchten wir uns einem Mann widmen, dessen Leben ein bemerkenswertes Beispiel für die Vielschichtigkeit und Faszination des Wilden Westens darstellt.

William Bartholomew Bat Masterson, ursprünglich als Barclay geboren, erblickte am 26. November 1853 im Iberville County, Quebec, Kanada, das Licht der Welt. Er war das zweite von insgesamt fünf Geschwistern.

Der Name Bat, unter dem er später bekannt wurde, erhielt Masterson nach eigenen Angaben, beschrieben in seinem Werk Gunfighters of the Western Frontier (1907), in Anlehnung an einen berühmten Jäger:

» … Sein Spitzname Bat ging auf seine Zeit als Jäger zurück, inspiriert von Baptiste Brown oder Old Bat, dessen Ruhm als außergewöhnlicher Jäger vom Missouri River bis zu den Spanish Peaks reichte und von der Generation der Präriebewohner, die Masterson auf der westlichen Bühne unmittelbar vorausging, verehrt wurde …«

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Slatermans Westernkurier Ausgabe 04-2025

Auf ein Wort, Stranger,

heute wollen wir das Thema Law and Order im Wilden Westen aufgreifen, um einen kleinen Einblick in das Recht, die Ordnung und die Geburt des amerikanischen Rechtsverständnisses zu vermitteln.

Gesetzeshüter wie Marschälle, Sheriffs, Constables und Friedensofficers waren in der Regel hartgesottene und brutale Männer. Viele von ihnen hatten in früheren Zeiten oder an anderen Orten bereits auf der anderen Seite des Gesetzes gestanden. Sie waren oft genauso gewalttätig wie die Elemente, die sie kontrollieren sollten. Legenden haben diese rauen Grenzfiguren oft ungenau dargestellt oder sogar verzerrt. In den frühen Weidekriegen waren Friedensofficers häufig nicht mehr als angeheuerte Mörder, die im Auftrag der großen Rancher handelten. Viele von ihnen waren Glücksspieler, Zuhälter, Revolvermänner und Ex-Sträflinge. Sie verrichteten ihre Arbeit, weil sie gut darin waren, es war in der Regel sicherer als Viehdiebstahl und sie wurden gut und regelmäßig bezahlt. Einige unter ihnen waren loyal und ehrenhaft, doch in der Regel handelte es sich um eine unsympathische Gruppe. Ungeachtet dessen war der Friedensofficer des Westens eine farbenfrohe und gefürchtete, wenn auch nicht unbedingt respektierte, Persönlichkeit. Mit dem Rückzug der Frontier angesichts des Fortschritts schwand auch die Weiterlesen