Im fernen Westen – Feurige Kohlen 5
Seither waren mehr als drei Jahre vergangen und die Lehrzeit der beiden jungen Deutschen glücklich und mit solchem Erfolg überstanden, dass sie zu Clerks oder Kommis vorgerückt waren. Max und Otto hatten seither große Reisen in ihrem Beruf gemacht und sich alle Geheimnisse und Feinheiten desselben angeeignet. Das raue, halbwilde Leben hatte sie körperlich und geistig gereift, und sie hatten ihren Beruf so lieb gewonnen, dass sie ihn nicht mehr aufgeben wollten. Sie waren nun kräftige, kühne, energische und strebsame junge Männer und durften einer gesicherten, bescheidenen Zukunft entgegensehen. Otto hatte seiner teuren Mutter den größten Teil seines Verdienstes geschickt, damit sie seinen jüngeren Geschwistern eine gute Erziehung geben und sorgenfrei leben könne. Der mehr abenteuerlustige Max hatte seinem Paten auch das vorgeschossene Reisegeld heimzubezahlen Weiterlesen
Im fernen Westen – Feurige Kohlen 4
Einige Tage später fuhren die beiden jungen Deutschen mit Herrn Howard und der kleinen Clarissa auf der Eisenbahn wohlgemut und der besten Hoffnungen voll dem fernen Westen zu. Max und Otto hatten sich auf drei Jahre als Lehrlinge verdingt und ihr Handgeld und ihre Ausrüstung empfangen, welche in einer dicken groben Wolldecke, zwei Wollhemden und einem Beinkleid bestand. Ihre zivilisierten Kleider und den größten Teil ihrer Wäsche hatten sie, wenn auch mit blutendem Herzen, verkauft, weil das ja noch eine Ausstattung aus dem Elternhaus war, woran sich so viele zärtliche Erinnerungen knüpften. Allein Herr Howard hatte sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie eine furchtbar weite Reise vor sich hätten, wo ihnen ein schweres Gepäck ebenso zur Last, als in ihrem gegenwärtigen Beruf überflüssig wäre, und so hatten sie sich auf das Allernotwendigste Weiterlesen
Im fernen Westen – Feurige Kohlen 3
Mit dem glücklichen Vorrecht der Gesundheit und Jugend und im Bewusstsein ihrer guten Tat hatten Max und Otto tief in den Morgen hineingeschlafen und zum Teil noch von dem Schrecken der Nacht geträumt. Als sie kaum aufgestanden waren, brachte ihnen der schwarze Kellner eine Visitenkarte, worauf zu lesen war: Mr. Marll, J. Howard von der North West Company.
Herr Howard hatte sie schon in aller Frühe aufsuchen wollen, um sich bei ihnen zu bedanken, und ließ ihnen nun sagen, dass er sie im Frühstückssalon erwarte. Als sie diesen betraten, kam er ihnen auch sogleich freundlich entgegen, um sie zu begrüßen. Er war bleich und angegriffen und hatte noch den Kopf verbunden, war aber Weiterlesen
Im fernen Westen – Feurige Kohlen 2
Es ist eine schöne Eigenschaft der Deutschen in Amerika, dass sie so treu zusammenhalten und in ihren Turn- und Gesangsvereinen und Freimaurerlogen deutsche Gesinnung und Gesittung und deutsches Wesen emsig pflegen und sich der neu ankommenden Landsleute freundlich und hilfreich annehmen. Auch Max und Otto erfuhren dies, als sie endlich das Lokal des deutschen Turnvereins erfragt und daselbst eine Anzahl junger Landsleute aus allen Gauen Deutschlands gefunden hatten. Man bestürmte sie mit Fragen über die Zustände in der lieben alten deutschen Heimat und über ihre eigenen Absichten und Aussichten in Amerika und war freigebig mit Ratschlägen und Anerbietungen von Hilfe und Fürsprache, als die beiden Ankömmlinge gestanden, dass sie vor allem ein Unterkommen suchten. Allein, ein solches zu finden, hatte bei beiden seine großen Schwierigkeiten. Weiterlesen
Im fernen Westen – Feurige Kohlen 1
Die Sonne versank in Dunstwolken hinter dem niedrigen Gestade im Westen des Michigansees und überglühte mit ihren letzten Strahlen dessen breite Fläche, als sich am Bord des Dampfschiffes Abraham Lincoln, welches von Grand Haven bei Mill Point in Michigan nach Milwaukee hinüberfuhr, eine ungewöhnliche Bewegung geltend machte. Die zahlreichen Passagiere des Schiffes suchten ihr Gepäck zusammen, um sich zur Weiterreise bereit zu machen, denn die Schiffsmannschaft hatte verkündet, dass man sich dem Hafen von Milwaukee, der rasch aufblühenden Handelsstadt des Staates Wisconsin, nähere. Und in der Tat sah man bald darauf undeutlich durch den aufsteigenden dünnen Nebel des Seegestades den Rauch von hohen Dampfkaminen, die verschwommenen Dächer einer Stadt und die Masten der vor ihr ankernden Schiffe. Bald flammte, noch ehe die Dämmerung herabgesunken war, das Licht des Leuchtturmes auf.
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