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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Schreckensherrschaft der Reno-Bande – Teil 6


Das Ende der Renos

Am 27. Juli verkündete die Pinkerton Agentur, dass sie William und Sim Reno in ihrem Versteck in Indianapolis gefunden und festgenommen hatten. Die zwei Renos wurden zu einer ersten Vernehmung nach Lexington im Scott County, Indiana, gebracht. Da sich der Druck zur Herausgabe der zwei Reno-Brüder auf Gouverneur Conrad Baker erhöhte sowie Laura Reno um Schutz für ihre Brüder gegen den aufgebrachten Pöbel beim Gouverneur bat, wurden Sim und William in das 30 Meilen entfernte modernere Gefängnis in New Albany, Floyd County, Indiana, überführt.
Unterdessen wurden Frank Reno, Charlie Anderson und Albert Perkins durch die Pinkertons in Windsor, eine raue kanadische Grenzstadt, aufgespürt. Pinkertonmitarbeiter identifizierten einen Saloon als Gruppentreffpunkt und bewegten schließlich die Polizei in Windsor dazu, um die drei Flüchtlinge Anfang August 1868 festzunehmen. Da die Auslieferungspapiere nicht rechtzeitig ausgestellt werden konnten, mussten die Männer wieder auf freien Fuß gesetzt werden; doch Reno und Anderson wurden am 8. August erneut in Kanada festgenommen. Allan Pinkerton und die Behörden in Indiana versuchten, eine Auslieferung der beiden zu erwirken, und ein internationales Drama folgte. Pinkerton schickte an den US-Staatssekretär William Seward, welchen er aus seinen Bürgerkriegstagen kannte, einen formellen Brief, Haftbefehle und Beschreibungen der Festgenommenen. Ein reger Austausch zum Sachverhalt folgte daraufhin zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada und Großbritannien. Als ersichtlich wurde, dass Viscount Monck, kanadischer Generalgouverneur, bereit war, nachzugeben und die zwei Outlaws auszuliefern, verlangte der Queen’s Council in einem Brief die Versicherung vom US-Präsidenten Andrew Johnson, dass die zwei Bandenmitglieder ausreichenden Schutz vor der Indiana-Lynchjustiz erhalten würden. Schließlich wurden im Oktober 1868 Frank Reno und Charlie Anderson unter dem Schutz von Allan Pinkerton ausgeliefert.

Pinkerton brachte seine Gefangenen mit einem Dampfer nach Cleveland. Von dort nahmen sie einen Zug nach Cincinnati und weiter ging es per Dampfer nach Louisville, Kentucky. Als Nächstes wurden Reno und Anderson wurden am 29. Oktober über den Ohio River nach New Albany gebracht. Floyd County Sheriff Thomas J. Fullenlove übernahm den Schutz des Duos und brachte sie im Gefängnis, in welchem sich bereits Sim und William befanden, unter. Jeder von ihnen saß in einer Einzelzelle im bis dato modernsten und sichersten Gefängnis. Es galt abzuwarten, ob der Pöbel es wagen würde, das Gefängnis anzugreifen, um den inhaftierten Bandenmitgliedern der Reno-Gang habhaft zu werden. »Wir glauben nicht, dass es eine mögliche Gefahr vonseiten des Jackson County Vigilance Committees gibt«, sagte Sheriff Fullenlove. »Sollte es dennoch dazu kommen, werden wir ihnen einen heißen Empfang bereiten.«

In der Nacht des 11. Dezember 1868 jedoch begannen Mitglieder des Jackson County Vigilance Committees eine Aktion. Ein Zug der Jefferson, Madison & Indianapolis Railroad tuckerte ohne zu pfeifen und ohne Licht aus dem Seymour-Depot. Der Zug transportierte eine große Gruppe von Mitglieder der Bürgerwehr nach Jeffersonville und kam dort kurz nach Mitternacht an. Dort wurde ein weiterer Zug geordert, welcher sie am 12. Dezember gegen 03:00 Uhr zur Pearl Street Station in New Albany brachte.
Ungefähr 100 der maskierten Männer bildeten eine Reihe und zogen mit Revolvern und Knüppeln bewaffnet zum Gefängnis. Ein Mann schrie dabei die Worte Salus Populi Suprema Lex (Das Heil des Volkes sei das höchste Gesetz!). Am Gefängnis angekommen, klopfte der Anführer leise an die Eingangstür. Gefängnisaufseher Luther Whitten öffnete und wurde schnell vom Pöbel überwältigt. Whitten schaffte es noch, die Alarmglocke zu schlagen und somit Sheriff Fullenlove, welcher im Nebenraum schlief, zu wecken. Fullenlove versuchte, Whitten zu helfen, doch wurde er durch einen Maskierten in den Arm geschossen. Zwei weitere Floyd County-Beamte, welche auch die Nacht im Gefängnis verbrachten, wurden gemeinsam mit dem Sheriff und seiner Frau in Gewahrsam genommen. Fullenlove lehnte es ab, die Schlüssel zu den Zellen herauszugeben. Nach einer gründlichen Suche fand ein maskierter Mann die Schlüssel in der Schublade des Waschtisches.

Die Vigilantes eilten zur Eisentür, die zu den Gefängniszellen führte, und trafen dort auf einen weiteren Gefängnisaufseher, Thomas Matthews. Nachdem die maskierten Männer damit drohten, ihn mit den Gefangenen zu hängen, öffnete Matthews die Tür. Eine Zellentür nach der anderen wurde geöffnet und die erschrockenen Gefangenen herausgezerrt. Frank Reno stand als Erster auf der Todesliste. Eine Schlinge wurde um seinen Hals gelegt, das andere Ende des Seiles an eine Eisensäule des Treppengeländers befestigt. Der älteste der Reno-Brüder wurde dann vom Treppenpodest in die Tiefe gestoßen. William, der jüngste der Brüder, folgte und wurde neben Frank aufgehängt. Als Mitglieder der Bürgerwehr in die Zelle von Sim Reno eindrangen, wehrte sich dieser wütend; aber sie überwältigten ihn und hängten Sim in der Südwestecke des Gefängnisses auf. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis der Tod eintrat. Als Letzter kam Charlie Anderson dran, der zweimal gehängt werden musste, da das erste Seil riss.
Die grausame Aktion verlief sehr schnell. Die Männer der Bürgerwehr verließen das Gefängnis gegen 05:00 Uhr und nahmen einen der Beamten als Geisel mit. Sie bestiegen den Zug an der State Street und fuhren über Jeffersonville nach Seymour zurück. Die Leichen der drei Reno-Brüder wurden zu ihrer Schwester Laura und Frank Renos Witwe Sarah gebracht und in Seymour begraben.

Die schwärzesten Tage in der Geschichte von South Indiana fanden so ein Ende. Was den schlechten Ruf der Reno-Brüder Frank, John, Simeon und William betrifft – dieser wurde später von den James-Brüdern und anderen überschattet. Aber die Renos haben ihr Zeichen in der Outlaw- und Eisenbahngeschichte Amerikas gesetzt.

Text- und Bildquellen:

  • www.seymour.org
  • www.legendsofamerica.com
  • www.superstock.com

Copyright © 2011 by Wolfgang Brandt