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Sagen der mittleren Werra 93

Die Erbauung des alten Ringelsteins

»Alte Leute haben erzählt«, begann ein anderer von dort, »dass unser Moorgrund, ebenso wie der Grund von Schweina, einmal ein großer See gewesen sein soll, und dass das Wasser weit hinaufgereicht habe. Das höher gelegene Land aber sei eine gar arge Wildnis gewesen, in der Bären, Wölfe und anderes Getier hausten. Zu jener Zeit nun sei ein fremder Graf namens Gumpoldo in die Gegend gekommen, habe 19 Familien aus der Fremde mitgebracht und mit diesen den alten Ringelstein erbaut. Von den 19 habe er später.16 an die Stelle, wo sonst Altgumpelstadt stand, und 3 hierher nach Waldfisch gewiesen und jeder Familie eine Hufe Landes geschenkt. Jene 19 hätten nun die beiden Orte erbaut und den ersteren nach dem Grafen Gumpelstadt genannt. Auch sollen sie den See an der Krümmlich ins Werratal abgeleitet haben. Die 19 Hufen aber haben wir noch bis auf den heutigen Tag in den beiden Fluren, desgleichen die alte Einteilung der Hufe in 16 Beine.«

Wie der Ritter vom Ringelstein die Stabsgerechtigkeit verleiht

Von der alten Gemeindeverfassung des Amtes Altenstein, die auch mit dem Ringelstein zusammen hängt, lautet die Geschichte so: »Sehen Sie, das ganze Amt Altenstein stand einst unter dem Ritter von Ringelstein. Der aber war ein grau­samer und boshafter Herr und knechtete seine Untertanen bis aufs Blut. Nun aber geriet der Ritter einmal mit einem anderen in Streit, der mit großer Macht heranzog und den Ringelstein belagerte. An diesen Ritter schlossen sich denn auch die eigenen Untertanen des Ringelsteiners an, halfen die Burg erstürmen und in Brand stecken. Der Burgherr entkam zwar, während es im Schloss bunt durcheinander ging, in den Wald, wurde aber von seinen eigenen Untertanen erkannt und fest­gehalten.

Da versprach er nun in seiner Angst und Not den vier Gemeinden des Amtes Altenstein, wenn sie ihn nicht an den Feind auslieferten, die Stabsgerechtigkeit und gelobte ihnen außerdem noch ein liebevoller und gnädiger Herr zu sein. Und all dieses beschwor er auf das Evangelium.

Die Ge­meinden gingen darauf ein, taten sich mit seinen versprengten Reisigen zusammen, überfielen nun den fremden Ritter unvermutet und jagten ihn wieder aus dem Land. Darauf halfen sie ihrem Herrn den Ringelstein wieder herstellen, und der Ritter seinerseits hielt Wort. Aber nun hat alles wieder der Kuckuck geholt.« So berichtete mir einer aus Gumpelstadt.

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