Heftroman der Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Jim Buffalo – 20. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Die Goldmacher von Winningstreet
Das 20. Abenteuer Jim Buffalos
3. Kapitel

Vier Schurken

In Winningstreet, einer großen breiten Geschäftsstraße, befinden sich viele neue Gebäude. Seit einigen Jahren war hier ein neues Geschäftsviertel entstanden.

Bauarbeiter strömten am Morgen in Massen zur Winningstreet, um ihrem Gewerbe nachzugehen.

Überall sah man in der Winningstreet Gerüste.

Patrick, der Mann, den wir als Spion im letzten Kapitel kennen gelernt hatten, schlenderte gemütlich in die Winningstreet hinein. Er pfiff sorglos ein munteres Liedchen vor sich hin, denn die Sonne schien, er hatte die Taschen voll Geld, und die Aussichten, im Handumdrehen noch recht viel zu bekommen, waren sehr günstig.

Er blieb vor einem großen Haus mit mächtiger Sandsteinfassade stehen und betrachtete es prüfend. Sonderbare Gedanken bewegten ihn. Er wusste, wem dieses Haus gehörte. Es gehörte seinen Auftraggebern, drei Männern, die über Leichen gingen.

Sie saßen in einem hocheleganten Büro zu ebener Erde und hatten Konferenz. Es waren drei elegant gekleidete Männer. Der eine hatte ein breites, brutales Gesicht. Es war der Bankdirektor Jinnings, ein Mann, der sich seinen Reichtum auf nicht ganz einwandfreie Weise erworben hatte. Die beiden anderen waren früher Grundstücksmakler gewesen. Wenn sie ihre Geschichte hätten schreiben und veröffentlichen sollen, dann wäre ohne Zweifel der Staatsanwalt eingeschritten, denn sie waren für das Zuchthaus reif.

Sie hatten sich mit Jinnings im Bankgeschäft vereinigt. Eines Tages hatte Jinnings, der auch noch andere Geschäfte machte, die das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen hatten, die Bekanntschaft des Besitzers der Zeitmaschine gemacht. Es war ihm gelungen, als Arbeiter eines Morgens in das Gewölbe zu gelangen. Dann hatten die Brüder Wannacker, seine Kompagnons, ebenfalls als Arbeiter die Bekanntschaft des Herrn der Zeitmaschine gemacht.

Es war nämlich nicht mehr und nicht weniger geplant, als sich in den Besitz der Zeitmaschine zu bringen.

Schließlich mussten sie einen gewalttätigen Menschen einweihen und das war der starke Patrick.

Dieser Mann schien geeignet zu sein, derartige Geschäfte zu unternehmen. Heute hatte er das erste Mal den Versuch unternommen, in das Gewölbe einzudringen. Ob es ihm gelingen würde?

Über diese Frage brüteten die drei Männer gerade nach, als Patrick erschien. Er grüßte vertraulich, was bei den drei Männern ein gewisses Unbehagen erzeugte.

Er wird frech, dachten die drei dunkeln Ehrenmänner. Aber sie sagen nichts. Patrick schien ihre Gedanken zu erraten, denn er sagte mit spöttischem Lächeln: »Sie scheinen nicht recht angenehm von meiner Persönlichkeit berührt zu sein?«

Er lachte dröhnend auf, dass sie sich beeilten, die Ehre, seine Bekanntschaft gemacht zu haben, wohl würdigen zu wissen.

»Nein, damit kommen Sie mir nicht«, sagte er zu ihnen. »Aber Scherz beiseite, wenn Sie in meiner Kluft stecken, sehen Sie noch unsympathischer aus als ich. Geben Sie mir solche Kleidung, dann kann kein Mensch unterscheiden, wer hier der Chef ist, Sie oder ich.«

Er grinste sie freundlich an. Sie senkten die Köpfe und sagten nichts.

»Also ich war bei ihm im Gewölbe«, fuhr Patrick fort und zwinkerte mit dem einen nicht verbundenen Auge.

»Was haben Sie da gemacht?«, fragte der eine Wannacker mit einem Hinweis auf das verletze Auge.

»Das kommt später, Sir«, erwiderte Patrick. »Also ich war bei ihm und habe erbauliche Sachen erlebt. Ich musste ihm die verteufelte Karre, der ich nicht traue, halten. Er fingerte an dem Ding herum, als ob er etwas suchte.

Er scheint das Teufelsding selbst noch nicht recht zu kennen, denn sonst wäre die Explosion oder was es sonst war, gewiss nicht vorgekommen.

Also er fingerte an den Hebeln und Stiften und ich hielt, dabei wie ein Schlosshund aufpassend, das Teufelsgefährt zur Seite. Plötzlich gab es einen Krach und ich lag flach. Ich konnte weder denken noch fühlen. Aber auch er hatte einen Stoß bekommen, von dessen Nachwirkungen er sich nicht so schnell erholte.

Als er aufstand, war ich auch so weit. Er fand in einem Behältnis, in welchem es glühte und brannte, ein geheimnisvolles Schriftstück.

Er verband mich erst, schickte ich fort, und dann las er das Pergament durch. Wissen Sie, was in diesem Schriftstück stand?«

Triumphierend blickte er in die Runde.

»So sprechen Sie doch«, forderte Jinnings heiser. Er war vor Aufregung kaum in der Lage, die Zeit abzuwarten.

Patrick strich behaglich seinen Schnauzbart. Er blickte listig und arrogant von einem zum anderen.

»So schnell geht das nicht«, sagte er spöttisch und zwinkerte mit dem unverbundenen Auge die drei an.

»Oho, was soll das heißen?«, fragte einer der Wannackers.

»Haben wir euch nicht gut bezahlt? Und bekommt ihr nicht noch viel mehr, wenn das Geschäft perfekt geworden ist?«

»Trotzdem ist die Bezahlung eine hundsmiserable im Hinblick auf das, was ich Ihnen, Gentlemen, zu enthüllen habe.«

Die drei Männer konnten ihre Aufregung kaum meistern.

»Sprechen Sie doch endlich«, drängte Jinnings. »Sie wissen doch, dass es uns gar nicht darauf ankommt, mehr zu geben, wenn wir erst im Besitz der Zeitmaschine sind.«

»Die brauchen Sie gar nicht, wenn sie das wissen, was ich weiß. Ich spreche aber nur, wenn ich Ihre Versicherung habe, dass ich als Vierter an dem Geschäft beteiligt bin.«

»Oho«, wehrte der eine Wannacker ab, aber sein Bruder stieß ihn in die Rippen.

»Warum nicht«, sagte er. »Ich denke die Gentlemen haben nichts dagegen, wenn wir eine Macht zu viert bilden. Ein smarter Kerl schein ihr zu sein.«

»Gut, gebt es mir schriftlich«, forderte Patrick.

Das hatten sie nicht erwartet. Sie zögerten noch, aber Patrick gab nicht nach. Er musste als Kompagnon in die Firma Brüder Wannacker & Jinnings, Bankgeschäfte aufgenommen werden.

Als er das Schriftstück in Händen hatte, sagte er zufrieden: »Jetzt passen Sie auf. Das Schriftstück enthält die genaue Angabe, wie Gold gemacht wird.«

Alle drei Männer sprangen hoch.

»Ist das wahr, Patrick?«, schrie Jinnings furchtbar aufgeregt. »Oder wollt ihr uns nur hinters Licht führen?«

»So wahr ich in meiner Eigenschaft als Halunke zu euch passe wie der Hahn zur Henne«, versicherte der Spion.

Die drei Männer waren durch diesen Vergleich keineswegs beleidigt. Im Gegenteil, sie nahmen die Versicherung sehr glaubhaft entgegen.

Patrick erzählte hierauf. Es entstand eine große Aufregung. Jinnings erhob sich und rannte im Zimmer auf und ab.

»Was wird nun?« Wie kommen wir in den Besitz des Schriftstückes?«

»Ich hätte bereits einen Plan«, meldete sich Patrick.

»Sprecht«, forderten die drei ihn ungeduldig auf.

Patrick strich wieder seinen Schnurrbart und sagte: »Wir werden ihn auf seiner Fahrt nach Brasilien verfolgen. Er muss auf der Landstraße fahren, so viel ist sicher, weil er das Geheimnis, welches die Zeitmaschine wie den Vogel in die Luft erhebt, noch nicht gelüftet hat.«

»Hm, nicht übel«, pflichteten die drei Galgenstricke bei. »Und weiter?«

»Es dürfte uns nicht schwerfallen, ihn zu verfolgen. Selbst wenn es ihm gelingt, sich unserer Verfolgung zu entziehen, dann können wir ihn immer noch auf der Rückfahrt stellen. Dann hat er sicherlich die geheimnisvollen Bestandteile, welche in einem Berg in der Nähe von Rio de Janeiro lagern sollen, bereits im Besitz.«

Man flüsterte noch eine Weile zusammen, bis der Plan in allen Einzelheiten genau festlag. Es galt nunmehr, sofort an die Ausführung zu gehen.

Patrick sollte die Beobachtung des Besitzers der Zeitmaschine unternehmen, was ihm nicht schwerfiel, da er als Gehilfen Nat, den Portier, zur Seite hatte.

Wenn Jim Buffalo aufbrach, dann musste Nat es zuallererst erfahren, denn er hielt ja am Torweg Wache. Die vier gleichgesinnten Männer trennten sich hierauf. Jeder hatte seine bestimmte Arbeit zu verrichten.