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Jim Buffalo – 17. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Die eiserne Frau
Das 17. Abenteuer Jim Buffalos
2. Kapitel
Vor Gericht

Das Fest hatte seinen Höhepunkt erreicht und der Abend kam. Die beiden Liebespaare waren und blieben verschwunden. Es wurde noch ein Feuerwerk abgebrannt, und außerdem stifteten die älteren Fischer Geschenke zur Verteilung an ihre unverheirateten Kameraden.

Spät am Abend erschien Toledo mit verstörtem Gesicht. Er suchte Marie, fand sie aber nicht. Sein Suchen nach ihr wurde immer hastiger.

Als man ihm erzählte, dass Armand mit ihr gesehen worden sei, wie er im Grünen verschwand, wurde er bleich. Er rannte davon. Man blickte bedenklich hinter ihm her.

Die Nacht verging. Am anderen Morgen erfüllte eine Schreckenskunde das Fischerdorf.

Man hatte am Abhang, auf dessen Spitze die Reste der Ruine standen, die Leiche der schönen Vienca gefunden.

Eine ungeheure Aufregung entstand, als bekannt wurde, dass Vienca drei Dolchstiche in der Brust hatte und dass sie das Rückgrat gebrochen hatte.

Was war geschehen? Wer hatte sie ermordet? Denn dass ein Mord in Frage kam, daran konnte nach Lage der Sache kaum gezweifelt werden.

Die Gendarmerie machte sich auf die Beine. Aus Valencia kam außerdem die Geheimpolizei. Man fotografierte den Tatort und der Arzt stellte fest, dass die schöne Fischertochter zuerst mit einem Dolch ums Leben gebracht und dann wahrscheinlich vom Felsen herabgestoßen worden war.

Die weiteren Nachforschungen ergaben, dass der Fischer Toledo zuletzt mit ihr gesehen worden war. Man hatte ihn mit Vienca verschwinden sehen.

Die Polizei machte wenig Federlesens. Drei Geheimpolizisten begaben sich mit den beiden Gendarmen zu dem Haus des Fischers.

Toledo hatte gerade gefrühstückt. Sein Kopf war noch wüst, denn er hatte bis zum frühen Morgen vor Marias Haus gestanden und um Einlass gebeten.

Aber – sie hatte ihn abgewiesen, war nicht erschienen und hatte auch nicht das Haus geöffnet.

Er blickte erstaunt die Herren an.

»Was wünschen Sie?«, fragte er.

Die Geheimen warfen sich Blicke zu, welche besagten: »Ein schöner Bursche, aber auch ein dreister Bursche, wir müssen vorsichtig sein, wenn wir den festnehmen. Er dürfte sich so leicht nicht ergeben.«

»Sollten Sie das nicht wissen, was wir von Ihnen wollen, Señor Toledo?«, fragte einer der Geheimen und trat an die Seite Toledos.

Der Fischer schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Eine dumpfe Ahnung vom kommenden Unheil stieg in ihm empor.

»Was gibt es?«, stieß er heiser hervor.

»Gestattet Sie, dass wir uns setzen«, sagte der Geheime und gab seinen Kameraden einen Wink, schnell zuzufassen, wenn es so weit sei.

»Bitte, meine Herren, ich habe nichts dagegen. Aber möchten Sie mir nicht endlich sagen, um was es sich handelt?«

»Mit wem waren Sie gestern Abend zusammen?«, fragte der Geheime.

»Mit wem? Um welche Zeit?«

»Nach acht Uhr. Oder sagen wir richtiger in der Nacht.«

»Mit …« Der Fischer brach plötzlich ab. »Das brauche ich nicht zu sagen«, versetzte er brüsk.

»Mit Vienca Varmas«, sagte der Beamte ernst.

»Nun gut, wenn ihr es wisst, warum fragt ihr mich.«

»Weil …« Der Geheimpolizist maß ihn mit scharfem Blick, »Señorita Vienca heute Morgen unterhalb der Ruine ermordet aufgefunden worden ist.«

Die Worte trafen den Fischer wie Keulenschläge. Fassungslos starrte er die Männer an.

»Vienca ermordet?« Er griff sich an die Stirn.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter.

»Ihr seid verhaftet, Toledo!«

Ein Schrei erklang, der demjenigen eines wilden Tieres ähnelte. Der Fischer schüttelte die Hand ab und dann wollte er die Flucht ergreifen. Aber die Beamten hingen sich wie die Kletten an ihn. Er musste erliegen und lag am Boden wie ein gefesselter Stier.

Man brachte ihn noch am gleichen Tag zum Gericht in Valencia und einige Wochen später fand die Verhandlung statt.

Vor dem Schwurgericht waren die ganzen Fischer des Dorfes und auch die Frauen als Zeugen geladen. Der Hauptbelastungszeuge war Armand. Er sagte aus, dass er gesehen habe, wie Toledo mit der schönen Vienca zur Felsenspitze hinaufgestiegen sei.

Doch der Fischer stritt leidenschaftlich. Er erzählte, dass er nur bis zur Mitte des Berges gekommen sei. Hier habe er sich mit Vienca, die ein schändliches Spiel mit ihm getrieben habe, ausgesprochen. Er habe ihr Vorhaltungen darüber gemacht, dass sie nicht aufrichtig zu ihm sei, dass sie es mit zweien halte. Sie habe gestritten, habe ihm gesagt, dass sie nur ihn allein liebe und dass sie seine Frau werden wolle. Er aber habe in diesem Augenblick an Maria gedacht und sei den Berg hinabgestiegen, sie allein lassend. Sie sei dann wahrscheinlich zu der Felsenspitze hinaufgestiegen.

»Und wo sind Sie in den zwei Stunden gewesen, welche in Ihrer Aussage fehlen?«, fragte der Gerichtsherr ihn.

Toledo erwiderte: »Ich habe mich in das Gras gelegt und bin nach reiflichem Nachdenken zu dem Entschluss gekommen, Maria, mein ihr zugefügtes Unrecht abzubitten und sie demnächst zu heiraten. Ich erachtete dies als das beste Rezept, um mich von meiner Leidenschaft für Vienca zu heilen.«

Anmerkung:

Leider fehlt die Seite 13; sie enthält den Text aus Heft 16!