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Dämonische Reisen in alle Welt – Kapitel VIII, Teil 2

Johann Konrad Friederich
Dämonische Reisen in alle Welt
Nach einem französischen Manuskript bearbeitet, 1847.

Kapitel VIII, Teil 2

Michel schwebte nun zu diesen beiden gekrönten Unholdinnen und wandte sich zuerst gegen Fredegonde, die er ebenfalls aufforderte, ihm offen, freimütig und ohne Rückhalt einen wahrhaftigen Abriss ihrer Lebensgeschichte und ihrer Verbrechen mitzuteilen, mit dem Versprechen, auch ihre Leiden zu mildern, wenn es die Umstände gestatteten.

Schwer nach Blut schnappend, sprach die ehemalige Königin von Neustrien: »Ich war von niederer Herkunft und hatte es dem vertrauten Verhältnis, in dem ich mit einem der Hofbedienten des Königs Chilperich stand, zu verdanken, dass ich bei der Königin Anduera, Chilperichs Gattin, als Kammerfrau angestellt wurde. Bald bemerkte mich der König und meine etwas kräftige, athletische Schön­heit erweckte seine Lüsternheit umso mehr, da, als ich wahrnahm, dass er ein Auge auf mich geworfen hatte, ich alle weiblichen Künste spielen ließ, um ihn durch diese üppigen Formen, Stellungen und alle Mittel einer wilden Libertinage noch mehr anzureizen suchte. Dies konnte bei einem Barbaren, dem physische Kraft über alles ging, nicht fehlschlagen. Der König verliebte sich in allem Ernst in die heroische Gestalt der Kammerfrau seiner Gattin, zog sie aus ihrer Verborgenheit, machte ein Hoffräulein und die beständige Begleiterin Andueras aus ihr. Ich verstand es aber nicht allein den König zu beherrschen, sondern auch dessen Gattin, ein gutmütiges, aber schwaches Geschöpf, war ganz in meinen Netzen gefangen. Bald nahm der Wunsch, deren Stelle auch auf dem Thron einzunehmen, so wie ich sie schon im Bett eingenommen hatte, bei mir Überhand. Als die Königin mit ihrem vierten Kind schwanger ging, wusste ich sie, wohlwissend, dass die Kirche bei aller geistigen Verbindung die fleischliche Vermischung verbot, ohne große Mühe zu bereden, dass sie selbst die Patin ihres Kindes wurde, wozu sie sich auch ohne alles Misstrauen verstand, und ohne die Schlinge zu ahnen, die ich ihr dadurch legte. So zerriss sie selbst das eheliche Band, das sie an Chilperich knüpfte. Dieser, vollkommen mit mir einverstanden, ermangelte nicht, aus einem Feldzug gegen die Sachsen heimkehrend, während welchem die Königin niedergekommen und das Kind getauft worden war, dieses gegen die Gebote der Kirche begangene Vergehen zum Vorwand zu nehmen, um seine Ehe mit Anduera, trotz deren Bitten und Tränen völlig aufzuheben. Mutter und Tochter wurden auf seinen Befehl in ein Kloster eingesperrt, in dem sie später beide umkommen sollten. Bis dahin hatte ich meine Seele noch mit keinem Mord besudelt; da jedoch der König sich noch keineswegs willig zeigte, Krone und Thron mit mir zu teilen, und ich fürchtete, das Geschehene möchte ihn reuen und er die verstoßene Gattin wieder zu Gnaden aufnehmen, so ließ ich beide mithilfe eines mir ganz ergebenen Pfaffen, dem ich dafür den Preis meiner höch­sten Gunst versprach und erteilte, Mutter und Tochter im Kloster vergiften. Lüge und Verleumdung aber ist es, dass ich, wie der Geschichtsschreiber Mezeray berichtet, beide noch vor ihrem Tod durch meine Knechte habe notzüchtigen lassen, und wie ein alter Chronistenschreiber hinzufügt, hinter einem Vorhang versteckt Zeuge dieses Schauspiels gewesen sei, um meine Geilheit durch dasselbe noch zu steigern. Es bedurfte dessen nicht.

Aber noch gelang es mir nicht, meinen sehnlichsten Wunsch, Königin zu werden, in Erfüllung gehen zu sehen. Athanagild, König der Westgoten, Brunhildes Vater, hatte eine zweite Tochter, Galsuinte geheißen, deren reiche Mitgift Chilperichs Habsucht reizte, und die er zur Ehe begehrte, trotz den Einwendungen der Mutter, die eine Ahnung von dem Schicksal, das ihre Tochter erwartete, haben mochte, erhielt er deren Hand. Athanagild, dem Chilperichs Geiz bekannt war, sandte diesem seine Tochter mit einem Gefolge und mehreren mit Gold und reichen Schätzen beladenen Wagen, hatte aber die Bedingung gestellt, dass Chilperich schwören müsse, die Prinzessin niemals verstoßen oder zurückschicken zu wollen. Der König leistete den verlangten Eid, die Hand auf heilige Reliquien legend, vor den Abgesandten des Vaters der Braut, und hielt Wort. In der Tat wurde Galsuinte weder verstoßen noch zurückgesandt. Ich, die ich mich fortwährend seiner Um­armungen zu erfreuen hatte, denn nur in meinen Armen empfand der König die höchsten Freuden der Wollust, ich wusste ihm diesen Meineid zu ersparen. In einer jener milden Nächte, deren ich so manche mit ihm zugebracht hatte, musste er mir, von Wein und Wollust trunken, versprechen, dass im Fall, Galsuinte stürbe, ich den Thron mit ihm teilen würde … Einige Tage nach dieser Nacht, es war im Jahr 568, ließ ich und nicht Chilperich, wie einige Geschichtsschreiber fälschlich berichten, die unglückliche Galsuinte durch einen meiner Vertrauten, den ich gleichfalls beglückt hatte, in ihrem Bett ersticken und ihr, um ihres Todes gewiss zu sein, zu wiederholten Malen einen Dolch in die Brust stoßen, worauf ich mich, im höchsten Entzücken die blutende Brust in ihren Blößen schauend, dem noch triefenden Mörder preisgab. Sodann holte ich den König herbei, zeigte ihm die Leiche und erinnerte ihn an sein Versprechen. Er hielt Wort, und ich hatte endlich das Ziel, nach dem ich so lange gerun­gen hatte, erreicht, und Thron und Krone wurden mir zuteil. Aber lange ließ man mich dieses Glück nicht in Frieden genießen. Der König von Austrasien, Sigisbert, und Brunhilde, die Schwester der Gemordeten, fielen an der Spitze eines Heeres in Frankreich ein, verwüsteten und verheerten das Land mit Feuer und Schwert, und das unglückliche Volk musste mit Hab und Gut meine Missetaten büßen. Von seinen Untertanen, die er mit Steuern und Abgaben erdrückt hatte, verlassen, suchte Chilperich sein Heil in der Flucht, bei der ich ihn begleitete. Es blieb uns nur noch die feste Stadt Tournai, in der wir uns einschlossen. Aber lange würden wir hier den uns belagernden Streitkräften nicht widerstanden ha­ben und bald die Beute unserer Feinde geworden sein, wenn ich nicht durch Schlauheit, List und Verrat uns aus dieser fatalen Lage zu ziehen gewusst hätte. Es gelang mir, zwei junge Edel­leute an dem Hof meines Mannes in mein Netz zu ziehen und sterblich lüstern nach meinen Reizen zu machen, sodass, in der Hoff­nung, den Genuss derselben zu erlangen, sie nicht mehr imstande waren, mir etwas abzuschlagen. Ich gab mich ihnen hin, nachdem sie mir vorher einen fürchterlichen Eid hatten schwören müssen, den uns belagernden Sigisbert zu ermorden. Drei Tage darauf war dieser König nicht mehr unter den Lebenden. Hierauf nahmen unsere Angelegenheiten schnell eine andere Wendung, das Heer des von meinen Liebhabern ermordeten Königs von Austrasien hob die Belagerung von Tournai auf, und wir gelangten wieder in den Besitz unserer Staaten Der Sohn des ermordeten Sigisbert war gefangen in unseren Händen geblieben. Um auch Austrasiens Krone meinem Gatten zuzuwenden, wollte ich ihn töten lassen, aber die Agenten meiner Nebenbuhlerin Brunhilde, Sigisberts Witwe und Galsuintes Schwester, die, um mich zu stürzen, meinem Gemahl sogar ihre Staaten und ihre Hand angeboten hatte, was ich jedoch zu hintertreiben wusste, verhinderte den Mord des jungen Prinzen, indem sie ihn durch ihre Vertrauten nach Mets entführen ließ. Wir rächten uns, indem wir uns der Schätze Sigisberts bemächtigten und dessen Witwe in den Kerker zu Rouen werfen ließen. Brunhilde, der es nicht gelungen war, meinen Gatten zu verführen, wandte nun alles an, dessen Sohn Meroväus in ihren Netzen zu fangen. Der junge Prinz verliebte sich so sehr in die Reize seiner Muhme, dass, nachdem er deren Gunst erlangt hatte, er auch ihre Hand begehrte. Dieser unglückliche Sohn An­dueras konnte mir niemals den Tod seiner Mutter verzeihen und glaubte sich am besten rächen zu können, wenn er seinen Hass und seine Racheglut mit der der Brunhilde vereinigte. Aber ich wusste dieser Rache zuvorzukommen, indem ich den Meroväus den Händen des Henkers übergab, ebenso wie den Bischof Pretertat, der ihn mit seiner Muhme getraut hatte, indem ich seinem Vater glauben gemacht hatte, dass er dessen Entthronung und Tötung im Schilde führe.

Noch war ein zweiter Sohn, Clovis genannt, übrig, den Chilperich mit Anduera gezeugt hatte. Auch dieser ging mit dem Gedanken um, seine Mutter zu rächen, und unterfing sich sogar Drohungen gegen mich auszustoßen. Ich beschloss auch seinen Untergang; indessen war dies nicht so leicht, da ihn sein Vater liebte. Ich musste daher auf besondere Mittel denken, ihn unschädlich zu machen. Damals befand sich das Reich durch gewaltige Naturereignisse in große Bedrängnis versetzt, der Himmel überhäufte es mit Unfällen. Ein unaufhörlicher Regen schien eine neue Sintflut herbeiführen zu wollen, alle Ströme und Flüsse traten aus ihren Ufern, Erdbeben und Pest wüteten schrecklich in unseren Staaten, vom Himmel gefallene Feuer legten ganze Ortschaften in Asche, unsere Untertanen raffte der Tod zu Tausenden weg, selbst meine Kinder starben und der König war in Lebensgefahr. Diese Schrecken wusste ich schlau für den Untergang Clovis zu benutzen.

›Dieser Sohn Andueras‹, sagte ich zu seinem Vater, ›ist sterblich in die Tochter einer mächtigen Zauberin verliebt. Durch deren Hilfe und mit dieser im Bund hat er all dieses Unheil über Eure Staaten, über Eure Kinder und über Euch selbst herbeigeführt. So belohnt Clovis die Liebe, die Ihr ihm bezeigt – und sein Hass hat sich mit den Mächten der Hölle vereinigt, um Euch zu verderben.‹

Der König schenkte meinen Aussagen umso eher Glauben, da sein Sohn von der schrecklichen Krankheit, die im Reich wütete, verschont geblieben war, welchen Umstand ich bestens zu benutzen verstand, um seine Schuld umso wahrscheinlicher zu machen und dem König zu beweisen, dass es die Macht der Zauberin sei, die ihn vor allem Unheil bewahre. Der König ließ nun auf mein Begehren Clovis Geliebte, ein junges Mäd­chen, dessen ganzes Verbrechen war, den Prinzen zu lieben, verhaften und so gewaltig mit Ruten peitschen, dass das Blut von ihren Schultern, ihrem Busen, ihrem Rücken herabrann und sie so den Blicken einer wilden Soldateska ausgesetzt wurde … Der Schmerz entriss ihr das Geständnis eines Verbrechens, von dem sie keine Ahnung hatte. Ich selbst warf mich zum Richter in letzter Instanz auf, befrage, verhöre, finde Clovis und seine Geliebte schuldig und lasse Ersteren in seinem Gefängnis erwürgen, aber auf eine Art, dass man glauben sollte, er selbst habe seinem Leben ein Ende gemacht. Die angebliche Zauberin aber übergab ich den Flammen eines Scheiterhaufens.

Trotz all dieser Vorsicht war ich wegen meiner Zukunft nichts weniger als beruhigt. Chilperichs Tod würden dessen Staaten an jenen Sohn Sigisberts, König von Austrasien, der mir durch die Flucht entgangen war, heimgefallen sein. Da er außerhalb des Bereiches meiner Rache und der ihr zu Diensten stehenden Dolche war, suchte ich ihn zu einem Bündnis mit mir zu bereden und trug ihm meine Freundschaft an, ja ich machte ihm sogar den Vorschlag, ihm Chilperichs Erbschaft zum Voraus zu sichern. Aber dieses Projekt schlug fehl, und ich beschloss abzuwarten, bis der Zufall vielleicht eine Gelegenheit herbeiführen würde, auch diesen Rachedurst zu befriedigen. Ich vermählte nun meine Tochter Ra­gonte, welche die Pest verschont hatte, mit dem König der Goten und sandte sie in dessen Reich, von fünfzig mit Schätzen beladenen Wagen begleitet, denen ich eine Schutzwache von 4000 Mann beigab. Aber diese reichen Geschenke erregten die Habgier des Grafen Didier von Toulouse, der die Schutzwache überfiel, in die Flucht schlug und sich all dieser Reichtümer bemächtigte. Ragonte, ohne sie, verlor in den Augen ihres Gatten schnell allen Reitz. Sie kam an Chilperichs Hof, von Didier nicht nur beraubt, sondern auch genotzüchtigt zurück. Hier führte sie ein sehr ausschweifendes Leben, das mir umso weniger gefallen konnte, als es oft störend auf meine eigenen Intrigen wirkte. Als ich ihr deshalb Vorwürfe machte, war sie unverschämt genug, mir meine eigenen Ausschweifungen vorzuhalten und mir zu sagen, dass diese alles überträfen, was sich jemals ein Weib in Unkeuschheit und Mordsucht erlaubt, sie aber wenigstens noch keine Bluttat auf dem Gewissen habe. Wir kamen scharf hintereinander. Als ich aber sah, dass ich auf diese Art nicht mit ihr fertig werden würde, spielte ich die reuige, zärtliche Mutter und sagte ihr mit Tränen in den Augen, dass ich mein Unrecht erkenne, es wiedergutmachen und ihr dies sogleich durch neue prächtige Geschenke beweisen wolle. Ich führte sie nun zu einer großen, schwer mit Eisen beschlagenen Kiste, in welcher ich wie sie wusste, viele Kostbarkeiten aufbewahrt hatte, und bat sie, sie möge selbst wählen, was ihr am besten gefiele. Sie bückte sich, meinen Schmeichelworten trauend, indem ich ihr sagte, sie solle sich nicht genieren und das Kostbarste nehmen, mit dem Kopf tief in den Kasten, worauf ich rasch den schweren Deckel herabfallen ließ. Sie erhob aber ein so gewaltiges Geschrei, dass die Hausbedienten herbeiliefen und sie von dem unfehlbaren Tod, denn ich würde ihr mit dem Deckel den Hals zugedrückt haben, retteten. Unterdessen fuhr ich fort, mich meinen Lüsten zu überlassen, und hatte damals einen der Palastoffiziere, den Landry de la Tour zu meinem Hauptgeliebten erkoren. Unglücklicherweise, als eines Morgens früh Chilperich auf die Jagd gehen wollte, fiel es ihm ein, noch vorher in mein Gemach zu kommen. Er klopfte mir, als ich noch im Bett lag, sanft auf die Schulter.

Da ich glaubte, dass es mein Geliebter sei, sagte ich ohne mich umzu­drehen zu ihm: ›Landry, ein echter Ritter muss die Damen nie­mals von hinten schlagen.‹

Chilperich erlangte dadurch die Ge­wissheit meiner Untreue. Da ich gewiss war, dass er nun eine furchtbare Rache üben würde, indem er meine Treue schon mehr­mals im Verdacht hatte, so beschloss ich, ihm schnell zuvorzukommen, ließ Landry rufen und teilte ihm das Vorgefallene mit. Wir kamen überein, dass keine Zeit zu verlieren sei … Als der König den Abend von der Jagd heimkam, fiel er, in die Tür des Palasts tretend, unter den Dolchen der von mir gedungenen Mör­der. Einen Augenblick fürchtete ich dem allgemeinen Unwillen, den diese Tat erregte, zu unterliegen, aber ein Priester nahm es über sich, mich aus dieser verzweifelnden Lage zu ziehen, öffnete mir, da ich der Kirche und ihren heiligen Dienern nützlich zu sein und sie reich beschenken zu wollen, versprach, willig seine Arme. Der Bischof Reginaldus nahm mich in dem Schoß der Kathedrale von Paris auf. Aber die beiden Prätendenten von Chilperichs Erbe, Childebert, Sigisberts Sohn, und Gontran, der Bruder meines ermordeten Gatten, machten ihre Ansprüche geltend. Gontran kam seinem Neffen zuvor. Von einem Heer gefolgt in Paris einziehend, bemächtigte er sich im Namen des jungen Clothars, ein Kind, die Frucht meiner Liebschaften, des Thrones. Aber auch Childebert war bis Meaux vorgerückt, von wo aus er Abgesandte an seinen Oheim mit dem Auftrag schickte, von diesem meine Auslieferung zu begehren, indem er mich für die Ermordung Galsuintes, Sigis­berts, der beiden Söhne Andueras und meines Gatten strafen, und dann Chilperichs Nachlass mit ihm teilen wolle. Ich wusste aber die Ausführung dieses Vorhabens zu verhindern, indem ich meinem Schwager die Regentschaft von Clothars Reich, den ich ihm als den echten Sohn Chilperichs vorstellte, versprach. Gon­tran schlug nun die Forderung seines Neffen ab und nahm mich und meinen Sohn in seinen Schutz, ja er wurde sogar der Pate des Letztere, der erst vier Monate alt war. Ich wusste nun den Gontran so zu beherrschen, dass ich, und nicht er regierte, und über­ließ mich fort und fort meinen Liebesneigungen und der Befriedi­gung meines Rachedurstes. Ich sandte Mörder mit vergifteten Waffen ab, um Childebert und Brunhilde zu töten, aber zu mei­nem Leidwesen gelang es ihnen nicht, bis zu ihnen zu dringen. Da Gontran starb, bevor Clothar volljährig war, so brachte mich dies in eine ziemlich kritische Lage, die mir hätte gefährlich werden können, wenn ich weniger Willenskraft gehabt hätte. Mit kräfti­gem Arm erhob ich mein Kind vor dem Volk und rief dessen Schutz für dasselbe an. Es entsprach meiner Erwartung. Mit einem weit geringeren Heer schlug ich das des Königs von Austrasien und besiegte diesen Fürsten samt Brunhilde. Bald darauf starb Childebert, aber nicht durch mich, wie man mir fälschlich nachsagte, und ließ das Reich seiner Mutter als Beschützerin des Sohnes, den er hinterließ. Neuerdings kam es zum Krieg, und Brun­hilde wurde abermals überwunden, nachdem sie eine Schlacht ver­loren hatte, in welcher 20.000 Mann geblieben waren. Außerdem verlor Austrasiens Regentin all ihre Schätze. Aber leider konnte ich mich nicht mehr lange meines Erfolges freuen, trotz eines noch kräftigen Körpers starb ich, erst fünfzig Jahre alt, und es sind nun gerade zwölfhundertfünfzig Jahre, dass mich die Hölle in Empfang nahm und ich in derselben schmachte. Ach, wenn eine auch nur kleine Linderung meiner schrecklichen Leiden möglich wäre, wie glücklich würde ich mich fühlen!«