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Ursula Poznanski – Stille blutet

Ursula Poznanski – Stille blutet

Nadine Just ist Nachrichtensprecherin bei Quick TV, einem kleinen Wiener Sender. Kurz vor ihrer Sendung schießt ein gutaussehender Mann noch Fotos von ihr, als sie seine Nichte, einen großen Fan, im Arm hat. Nadine bittet den Mann um eines der Fotos und schreibt ihre Handynummer auf die Innenseite seines Handgelenks, natürlich nicht ohne den Hintergedanken, Kontakt zu ihm zu bekommen.

Endlich verabschiedet sie sich eilig von den beiden, um sich für die Sendung fertig zu machen. Am Ende stellt sie sich verkabelt hinter den Newsdesk, und es dauert noch eine Minute bis zur Sendung.

Zuerst liest sie eine Meldung über ein Erdbeben in China vom Teleprompter ab. Die zweite Meldung liest sie ebenfalls ab, während sie durch andere Dinge ein wenig abgelenkt ist. Der Inhalt dieser Meldung ist, dass in Kürze eines der hoffnungsvollsten Talente heimischen TV-Szene tot aufgefunden werden wird. Ein Verbrechen werde man nicht ausschließen können, und der Name des Opfers sei Nadine Just.

Als sie am Ende ihren eigenen Namen vorliest, will sie zunächst innehalten, bremst sich aber zu spät. Auch die Regie reagiert erst nach der Meldung und schaltet die Sendung ab. Sie rennt in ihre Garderobe, wo sich nach und nach das ganze News-Team versammelt. Man untersucht gemeinsam, wer den Teleprompter manipuliert hat, aber man findet den Täter nicht.

Iris, die Chefin vom Dienst, vermutet, dass das Internet gerade explodiert und ein Clip hochgeladen worden ist. Nadine denkt, wenn klar sei, dass ihr keine Gefahr drohe, werde niemand mehr Mitleid haben und sie werde als völlig inkompetent dastehen. Also verkündet sie, es habe sich vielleicht wirklich nicht um einen Scherz gehandelt, sondern um eine echte Morddrohung. Allerdings glaubt sie nicht daran, sondern hat nur Angst um ihre Karriere.

Tibor Glaser, Werbefachmann mit einer gutgehenden Agentur und Ex-Freund von Nadine Just, hat, während er in einem Lokal auf eine Frau wartet, den Clip mit Nadine auf seinem Handy gesehen und die Reaktionen im Netz verfolgt. Während er weiter wartet, denkt er darüber nach, dass Nadine sich in den Social Media mit Gott und der Welt angelegt hat und sogar über die widerwärtigsten Reaktionen ihrer Widersacher nur gelacht hat. Er vermutet, dass sie nur wütend über die Manipulation der Nachrichtensendung war, aber nicht schockiert.

Tibor spricht zuerst auf ihr Band, um sich den Anschein zugeben, dass ihn interessiert, ob es ihr gut geht. Als er denkt, seine Ansprache sei zu gefühllos, überlegt er, wie er zu einem anders klingenden Schluss überleiten kann, kommt aber nicht mehr dazu, weil die Aufzeichnung nun zu Ende ist. Schließlich schickt er eine Meldung über WhatsApp und erklärt, wenn sie jemanden brauche, der ihr zuhöre, könne sie sich an ihn wenden. Aber seine Nachricht kommt nicht an. Ist Nadines Handy offline? Dies war seit Jahren nicht der Fall. Tibor fährt zum Sender.

Der Portier sagt ihm, er dürfe ihn nicht durchlassen, versucht aber, Nadine über das Haustelefon zu erreichen, was ihm allerdings nicht gelingt. Sie hat jedoch das Haus noch nicht verlassen.

Tibor überlegt, einfach wieder zu verschwinden. Bald aber verwirft er diesen Gedanken und fragt den Portier, ob er nicht doch einmal nach ihr sehen darf. Dieser verneint. Da aber öffnet sich die Fahrstuhltür, und Iris tritt heraus. Tibor sagt, er würde gerne nachsehen, ob Nadine sich wirklich noch in der Garderobe aufhalte. Iris nimmt ihn mit hinein, obwohl er sagt, dass er nicht mehr mit Nadine liiert sei.

Als Tibor die Garderobe betritt, ist Nadine zwar nicht dort, aber ihre Handtasche hängt noch am Haken. Sie muss also tatsächlich noch im Gebäude sein. Er geht einige Schritte weiter hinein und sieht, dass durch den Spalt zwischen Boden und Badezimmertür glänzendes, hellrotes Blut quillt.

Der Autorin gelingt mit Stille blutet ein spannender Thriller, dessen Lösung erst am Ende des Buches preisgegeben wird und den Leser ein wenig überrascht. Der Mann, auf dessen Täterschaft lange Zeit alles hindeutet, kann die Morde, oder zumindest einen der Morde, eigentlich nicht begangen haben. Dennoch ist er lange Zeit für die Polizei der einzig Verdächtige.

Ursula Poznanski beschreibt vor allem seine Seele. Diese bewegt sich nach und nach immer mehr in die Richtung einer massiven Störung, einhergehend mit mehr und mehr Alkoholgenuss und Abbau des Realitätssinns. Fast ebenso intensiv wird von der Autorin die Psyche der jungen Polizistin Fina Plank beschrieben. Sie hat im Laufe der Ermittlungen vor allem mit einem chauvinistischen Kollegen zu kämpfen, da sie die einzige Frau in einem ansonsten männlich besetzten Ermittlerteam ist. Man darf vermuten, dass die Erzählerin hier durchaus der Wahrheit entsprechend schreibt, denn sie weist am Ende des Buches darauf hin, dass ihr bezüglich des Alltags ermittelnder Beamtinnen und Beamten der stellvertretende Leiter des Ermittlungsdienstes am Landeskriminalamt Wien Auskünfte erteilte.

Zudem kennt die Autorin die Abläufe und technischen Details von TV-Nachrichtensendungen, wobei ihr eine österreichische TV-Größe detaillierte Informationen verschaffte. Aber nicht nur im Bereich von TV-Sendungen besitzt Ursula Poznanski ein fundiertes Wissen. Auch im Bereich Handy/Social Media kennt sie sich hervorragend aus, was man im Verlauf ihrer Story deutlich sieht.

Fazit:

Die Autorin schreibt mit Stille blutet einen spannenden Thriller, in welchem sie vorwiegend die Psyche ihrer Hauptpersonen darstellt. Ihre Recherchen haben dazu geführt, dass sie die Bereiche TV-Sendungen und weibliches Kripo-Personal sehr gut kennt. Darüber hinaus weiß sie auch über Social Media bestens Bescheid, wie man im Verlauf der Geschichte erfährt.

Ich kann den Thriller von Ursula Poznanski demjenigen Leser empfehlen, der gerne spannende und moderne Krimis liest.

Die Autorin:

Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren, wo sie heute auch mit ihrer Familie lebt. Ehemals Medizinjournalistin, ist sie heute eine erfolgreiche Autorin für Jugendliche und Erwachsene. Mit ihren Jugendbüchern, so schrieb sie z.B. das Buch Erebos, für das sie 2011 den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt, ist sie häufig in den Bestsellerlisten vertreten. Beliebt sind außerdem ihre Thriller für Erwachsene. Auch gewann sie noch weitere Preise, unter anderem den Österreichischen Krimipreis. Bisher wurden mehr als zwei Millionen ihrer Bücher verkauft.

Das vorliegende Buch ist der Auftakt zu einer Thriller-Reihe. Schon im ersten Band begegnet dem Leser eine geheimnisvolle Person, die in allen Bänden auftritt und dem Beobachter Rätsel aufgibt. Was hat es mit diesem Menschen auf sich?

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
  • Foto der Autorin. Copyright: Gaby Gerster. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

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