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Sternenlicht 12 – Wir sind die Roboter

Das 37. Jahrhundert. Die Menschen bauten Raumschiffe und besiedelten das Weltall. Nur selten trafen sie auf fremde Wesen, noch seltener auf fremde intelligente Wesen. Doch dann kamen die Frogs – ein Jahrhundert der Kriege zerstörten Planeten und sogar ganze Planetensysteme. Nach den Kriegen versuchen die Reste der Menschheit den Neuaufbau. Als sie so weit sind, schicken sie Forschungsschiffe aus, um Kontakt zu anderen Menschenkolonien zu finden. Zwölf große Forschungsschiffe sind unterwegs, welche das Weltall zu erforschen und.

Die JAGELLOVSK empfängt am Rande des Sternenschweifnebels verwirrende Funksprüche und Hilferufe. Stimmt es doch, was man sich erzählt? Dass hier die Geister verstorbener Raumfahrer spuken und Schiffe entführen?

Währenddessen kommt es zu einem Roboteraufstand auf der Basis SIGMA-3.

Mit diesem Roman, das erste Projekt der Autoren Peter Krüger und Johannes Anders, startet eine Trilogie. Sie beinhaltet das Verschwinden des Forschungsraumschiffes STEPHEN HAWKING. Das Raumschiff, das auf seiner Fernreise verloren ging, sorgt dafür, dass in der Welt seltsame Begebenheiten und Ereignisse berichtet werden. Das Autorenduo sorgt mit seinen Handlungssträngen für ein gemeinsames Abenteuer.

Das Buch
Peter R. Krüger und Johannes Anders
Sternenlicht 12
Wir sind die Roboter

Sience Fiction, Taschenbuch, Verlag Saphir im Stahl, Bickenbach, September 2022, 192 Seiten, 13,00 EUR, ISBN: 9783962860653, Titelbild: Thomas Budach

Synopsis
Man schreibt das Jahr 3167. Nach den verhängnisvollen Kriegen gegen die Frogs sind über hundert Jahre vergangen. Das Staatengebilde der Menschheit ist in eine Vielzahl von kleineren Reichen zerfallen. Eins der aufstrebenden neuen Reiche ist die Sternenlichtvereinigung. Nach der wirtschaftlichen Erholung beginnt eine neue Phase der Expansion. Riesige Expeditionsschiffe stoßen in unerforschte Regionen der Galaxis vor und lassen ihre Erkundungskreuzer ausschwärmen.

Leseprobe
Die Geister der Verstorbenen

Gedankenverloren trottete Poul die Gänge der JAGELLOVSK entlang. Landurlaub. Der Begriff schwirrte in seinem Kopf umher, seit er an diesem Morgen aufgestanden war. Rechtlich gesehen stand ihm und dem Rest der Besatzung nach all den Strapazen Landurlaub zu. Wenigstens eine Woche.

Auf dem Weg zu seiner Station auf der Brücke kam ihm Professor Okan entgegen, der genauso aussah, wie Poul sich fühlte. Bis auf ein müdes »Morgen!« brachten beide nicht mehr an Konversation zustande, wofür der Armierungsoffizier insgeheim dankbar war. Bloß nicht weiter nachfragen, dachte er sich. Wenn der Professor schon so mürrisch aussah, konnte ein Gespräch mit ihm nur die Laune verderben. Zumal seine eigene Laune nicht in Bestform war.

Er hatte sich darauf gefreut, endlich auf SIGMA-3 ausspannen zu können. Sich ein paar Tage lang einfach mal richtig zu langweilen. Doch der SSD hatte andere Pläne und denen musste Walt folgen, und damit auch der Rest der Mannschaft.

Poul betrat den Lift, der ihn zur Brücke bringen sollte. Als sich die Tür schloss, schimpfte er leise vor sich hin. „Nur ein paar Tage. Ist das denn zu viel verlangt?“

Nach GJ 3021 b, den verrückten Robotern am Rande des Silberschweifnebels und dann auch noch dem astronomischen Flackern auf Soliamit hätten die Bürohengste auf Tyros ruhig mal ein anderes Schiff schicken können. Aber nein … es musste ja die ramponierte JAGELLOVSK sein, deren Zentrallift nur notdürftig zusammengeschustert worden war und deren jüngst installierter Bordcomputer TAMARA eine Kontrollneurose hatte, weil seine Bugfixes erst nach der Rückkehr eingespielt werden sollten.

Als der Lift seine Fahrt beendete, richtete Poul sich auf. Die Tür öffnete sich und Walt, Liane und Carl begrüßten ihn knapp.

„Leutnant Artos, beim Betreten der Brücke ist stets darauf zu achten, dass die Uniform im vorschriftsmäßigen Zustand ist.“ Die ungewöhnliche Begrüßung kam von TAMARA. „Ihr Kragen sitzt nicht, wie in der Anweisung 87, Abschnitt B, der Kleiderordnung für Angehörige des Sternenlicht-Sicherheitsdienstes vorgesehen, zweieinhalb Zentimeter unter dem Haaransatz des Nackens, sondern …“

„TAMARA“, unterbrach Walt mit ruhigem, aber bestimmten Tonfall, woraufhin der Bordcomputer seine Litanei über Dienstvorschriften der Kleiderordnung unverzüglich beendete. „Wir wollen uns auf wichtige Dinge konzentrieren. Die Anweisung 87 hat jetzt nicht die höchste Priorität.“

Poul nickte Walt dankend zu und nahm seine Position an den Kontrollen ein, als auch Fayola die Brücke betrat.

„Wir haben den Rendezvouspunkt erreicht“, stellte Walt fest. „Carl, alle Sendefrequenzen kontrollieren. Wir müssten ein Signal der MCLANE erhalten.“

Während Carl Ruyther knapp bestätigte, wandte er sich dem Bordcomputer zu. „TAMARA?“

Der Computer antwortete. „Zu Ihren Diensten, Major Kargon.“

„Es muss hier nicht so förmlich zugehen, TAMARA. Wie schon gesagt, konzentrieren wir uns bitte auf das Wesentliche. Bist du mit unserem Missionsziel vertraut?“

Poul fand, dass die Frage nur rein rhetorischer Natur sein konnte. Der Computer war mit allerhand Informationen gefüttert worden, nachdem klar geworden war, dass sich die JAGELLOVSK umgehend auf die nächste Mission zu begeben hatte. Das Missionsziel musste Bestandteil des Updates gewesen sein.

„Aber natürlich, Major.“

Obwohl die Antwort weniger förmlich war, klang sie dennoch irgendwie distanziert. Poul fragte sich insgeheim, ob der Bordcomputer so trainiert worden war, dass er eine abweisende, unterkühlte Persönlichkeit erhielt. Zumindest machte es den Anschein.

Walt ließ sich offenbar nicht beirren, denn er führte den Dialog ohne Umschweife fort.

„Dann bitte ein kurzes Briefing für die Mannschaft.“

„Der Generalstab des SSD hat der JAGELLOVSK die Alphaorder erteilt, den SSD Offizier Major Sidney Blum an den erreichten Koordinaten am Rande des Sternenschweifnebels umgehend nach dem Rendezvous mit der MCLANE von diesem Schiff aufzunehmen und auf direktem Wege zur SSD Basis SIGMA-3 zu geleiten. Diese Mission duldet keinen Aufschub und keine Verzögerungen. Die Grundlage für diese Alphaorder basiert auf der Gesetzgebung von Tyros im Weltraumflottenkommandogesetz von Tyros in Verbindung mit …“

„Danke, TAMARA, das reicht!“ Walts Worte führten dazu, dass sich der Bordcomputer nicht weiter äußerte.

Poul hatte fast den Eindruck, dass der Computer eingeschnappt wäre, doch das kam ihm sogleich ziemlich albern vor.

Walt richtete sich nun an die anderen. „Ihr habt in den letzten Tagen schon viel über unseren Auftrag spekuliert und mir Löcher in den Bauch gefragt. Es tut mir leid, dass ich euch bisher keine Einzelheiten nennen durfte, doch der Befehl war hier eindeutig. Bis zur Ankunft am Rendezvouspunkt musste ich absolutes Stillschweigen bewahren, auch euch gegenüber.“

Poul lag eine Erwiderung zum Thema Befehl und Vertrauen auf der Zunge, doch schluckte er sie hinunter. Einige Besatzungsmitglieder hatten sich in den letzten Tagen hinter vorgehaltener Hand über die Zusatzmission beschwert, und nun brach sich ihr Unmut Bahn.

„Warum muss es ausgerechnet die JAGELLOVSK sein?“, fragte sich Carl. „Es gibt doch unbeschädigte Schiffe. Ein Transporter hätte es ja auch getan. Dann hätte man die JAGELLOVSK erst mal reparieren können.“

„Und unter einer Alphaorder machen sie es wohl auch nicht mehr“, nörgelte Liane. „Hätte ein einfacher Befehlt für die Taxifahrt nicht ausgereicht?“

„Sind wir jetzt Kindermädchen oder was?“, wunderte sich Dr. Smith.

„Ihr habt gehört, worum es geht. Jetzt darf ich euch gegenüber ergänzen, dass Major Blum Informationen bei sich hat, die für den SSD von größter Wichtigkeit sind. Die Alphaorder, die besagt, dass wir den Major eskortieren sollen, beruht auf einer Kette besonderer Vertrauensverhältnisse. Hierzu gehört auch, dass wir …“

Carl unterbrach Walt in diesem Moment. „Entschuldige, Walt. Aber die MCLANE ist nicht wie verabredet hier!“

„Was meinst du damit? Hat sie sich verspätet?“

Der Kommunikationsoffizier schüttelte seinen Kopf. „Wir haben uns verspätet, das weißt du doch. Und die sind wohl schon wieder weg.“

„WAS?“ Walts Augen weiteten sich.

„Aber sie haben uns eine Nachrichtensonde dagelassen.“

„Auf die Astroscheibe!“

Über der Astroscheibe baute sich das Holo der Kommandantin der MCLANE auf. Major Zaya Karan trug braune Haare zu einem Zopf geflochten seitlich über der Schulter. Sie mochte erst Mitte zwanzig sein. Poul war erstaunt, dass man schon in jungen Jahren so weit in der Flotte aufsteigen konnte.

„Hier Major Karan vom Erkundungskreuzer MCLANE. Grüße an die JAGELLOVSK! Hallo Walt! Wir haben zwei Wochen auf euch gewartet. Es tut uns leid, aber auf Empfehlung von SSD-Offizier Sidney Blum werden wir nun unsere dringende Mission aufnehmen und zum letzten bekannten Standpunkt der STEPHEN HAWKING vorstoßen.“

Das Holo wechselte und das Gesicht eines gutaussehenden schwarzhaarigen Mannes erschien. „Major Blum hier. Die STEPHEN HAWKING ist das wertvollste Schiff der Sternenlichtflotte und die Mission der MCLANE duldet keinen weiteren Aufschub. Wir bitten die JAGELLOVSK, auf weitere Nachrichten der MCLANE zu warten und diese an die zuständigen Stellen weiterzuleiten. Viele Schiffe sind schon auf der Suche nach der HAWKING verschollen. Unsere Mission ist deshalb höchst gefährlich, im Notfall hoffen wir auf eure Unterstützung!“

Zaya Karan meldete sich noch einmal: „In der Nähe des Sternenschweifnebels kommt es verstärkt zu Temporalverzerrungen, die sogar Raumschiffe beschädigen können. Unsere künftigen Nachrichten schicken wir deshalb zu einem Punkt mit größerer Distanz zum Nebel. Die neuen Koordinaten befinden sich im Anhang dieser Nachricht. Karan Ende.“

„Koordinaten empfangen?“, fragte Walt.

„Aye, Commander. Kurs gesetzt.“ Liane hatte wie immer alles pfeilschnell und sicher im Griff.

„Was fällt denen ein?“, polterte Carl Ruyther. „Die können uns hier doch nicht als Nachrichtenboje missbrauchen! Wie lange, glauben die, dass wir hier auf einen Pups von ihnen warten?“

„Beruhige dich, Carl“, empfahl Walt. „Wir haben sie ja auch zwei Wochen warten lassen.“

„Außerdem ist es ein guter Gedanke von Major Blum, noch ein Schiff in der Hinterhand zu haben, das im Notfall eingreifen kann. Zu viele Schiffe sind schon verlorengegangen!“

Carl brummelte etwas davon, deswegen noch seine Lieblingsholoserie Missiles in Action zu verpassen, und wandte sich seinen Konsolen zu.

„Hast du ihn dir angesehen?“, flüsterte Liane.

„Wen?“, fragte Fayola. „Major Blum?“

„Natürlich! Findest du, er sieht wirklich so sexy aus, wie alle sagen?“

Fayola schwieg einen Moment.

„Na ja“, antwortete sie schließlich. „Schon nicht schlecht. Aber nicht mein Typ.“

„Das sagen alle“, grinste Liane.

Poul war währenddessen mit den Gedanken ganz woanders. „Höchst gefährlich“, hatte Major Blum gesagt. Nervös kontrollierte er die Bereitschaft seiner Waffen. In ihm wuchs das ungute Gefühl, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

Nur eine halbe Stunde später winkte Carl Walt zu sich. Poul bemerkte den besorgten Ausdruck im Gesicht des Kommunikationsoffiziers, was ihn hellhörig werden ließ.

„Walt, hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Ich bekomme unzählige Funksprüche rein, die keinen Sinn ergeben.“

„Inwiefern?“, wollte Walt wissen. Auch Poul war aufmerksam geworden. Er rückte näher zu den beiden anderen.

„Hilferufe“, erklärte Carl dann. „Viele der Funksprüche sind Hilferufe. Aber die sind alle so durcheinander, dass ich nicht herausfiltern kann, worum es überhaupt geht. In manchen geht es um einen Angriff, dann wieder um Havarien, Abstürze, das ganze Programm an Katastrophen.“

Poul schluckte.

„Und das ist noch nicht alles“, fuhr Carl fort. „Mindestens ein Funkspruch stammt von einem Schiff, das es gar nicht gibt! Hier, ein Eintrag für den Schnellen Kreuzer MCBRIDE ist im Flottenverzeichnis nicht vorhanden.

„Das ist allerdings rätselhaft“, stimmte der Kommandant zu.