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Jim Buffalo – 10. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Eine unterirdische Höllenfahrt
Das 10. Abenteuer Jim Buffalos

2. Kapitel

Ein mysteriöses Geschehnis

Gerade verließ Jim Buffalo seinen eigenartigen Wagen und schritt auf das Tor der einsamen Villa zu, als dieses auch schon geöffnet wurde.

Guy war es, der den erwarteten Freund seines vergötterten Herrn ehrfurchtsvoll begrüßte.

»Ich empfing ein Telegramm Lord Jersons«, sprach der große Abenteurer. »Steht es schlimm um ihn?«

»Der Lord ist nicht krank, Sir …«

Jim Buffalo machte ein verwundertes Gesicht.

»Nicht krank? Dem Wortlaut der Depesche nach …«

»Folgen Sie mir bitte«, murmelte Guy.

Buffalo hörte ein leises Schluchzen in der Stimme des alten Dieners.

Kopfschüttelnd folgte er dem Vorausschreitenden. Alles erschien ihm so sonderbar – so unheimlich. Er hatte das Gefühl, als habe sich ihm seit dem Betreten dieses Hauses ein bedrückender Alp auf die Brust gelegt.

Vor einer hohen, eichenen Tür machte der greise Diener Halt. Lautlos öffnete er sie und ließ den späten Gast eintreten.

Betroffen hemmte Buffalo den Schritt.

Er befand sich in einem völlig dunklen Raum.

Neben sich vernahm er den erschrockenen Aufschrei des Dieners.

»Machen Sie Licht!«, drängte er.

Guys Hand tastete nach dem Schalter – eine Drehung nach rechts – das Licht im Kronleuchter flammte auf und tauchte den Raum im Augenblick in eine fast blendende Helligkeit.

Jim Buffalo sah sich um.

Plötzlich erweiterten sich schreckhaft seine Pupillen – sein Blick fiel auf den Teppich, der die Mitte des Zimmers bedeckte.

Ein Mann lag dort – Hände und Füße von sich gestreckt – den Kopf dem Boden zu …

Der Diwan war leer.

»Was bedeutet das?«, stieß Buffalo hervor.

Hinter ihm schlug ein Körper zu Boden: Guy war es, dem der furchtbare Anblick die Sinne geraubt hatte.

Jim Buffalo sah sich um.

Bedächtig griff er in die Tasche und zog den Browning hervor.

Dann erst näherte er sich der regungslosen Gestalt. Als er sich neben ihr niederließ, tanzten wirre Bilder vor seinen Augen.

Was würde er jetzt erblicken?

Mit Aufbietung aller Energie schüttelte er die lähmenden Gedanken ab.

Er drehte den Körper herum.

Ein blutbesudeltes Antlitz starrte ihm entgegen. Deutlich war die Spur einer scharfen Klinge in der Stirn zu sehen. Der Mann musste auf der Stelle tot gewesen sein.

Lord Jerson war es nicht!

Ein Fremder – ein Mann, den Buffalo noch nie erblickt hatte …

Das Erste, was Buffalo unternahm, war, den alten Diener ins Bewusstsein zurückzurufen.

Guy war nicht fähig, eine Antwort zu geben.

»Läuten Sie …«, stammelte er. »viermal …«

Jim Buffalo drückte viermal auf den Klingelknopf.

Vier Diener erschienen – und standen gelähmt auf der Schwelle, als sie das Grausige erblickten.

»Ich bin Jim Buffalo«, sagte der große Abenteurer hastig. »Vor wenigen Minuten ist hier ein Mord geschehen. Wer ist dieser Mann?«

Keiner kannte ihn. Er war gut gekleidet, trug jedoch, wie sich Buffalo schnell überzeugte, keinerlei Papiere bei sich.

»Wo ist Lord Jerson?«

»Er lag auf dem Diwan, als ich das Zimmer verließ«, entgegnete Guy bebend. »Ich ging nur hinunter, um Ihnen zu öffnen, und nun …«

Buffalo schüttelte den Kopf.

»Demnach konnte es sich nur um höchstens vier Minuten handeln, in denen der greise Lord allein in diesem Zimmer gewesen war. Vielleicht ist er hinausgegangen?«

Da schüttelte Guy den Kopf. »Der gnädige Herr ist an beiden Füßen gelähmt – seit Jahren schon …«

Lord Jerson gelähmt?

Buffalo nickte still vor sich hin. Drei Jahre hatte er den alten Freund nicht gesehen …

Also musste man ihn aus diesem Raum fortgetragen haben!

Buffalo begann eine fieberhafte Tätigkeit.

Doch alles Suchen, Spüren, Forschen blieb erfolglos – keine Spur fand sich, die auf eine gewaltsame Entführung schließen ließ – kein Anhaltspunkt, wer die nächtlichen Eindringlinge sein konnten – nichts – gar nichts …

Und doch mussten fremde Menschenhände in jenen vier Minuten ein furchtbares Spiel in diesem Raum getrieben haben!

Wer war der Tote?

Wer waren die Entführer?

Wo war Lord Jerson?

Lebte er noch?

War er tot?

Wer ermordete den Fremden?

Und warum dies alles?

Das waren sieben Fragen, die in Jim Buffalos Hirn auf- und niederwogten …