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Vincent Kliesch – Bis in den Tod hinein

Vincent Kliesch – Bis in den Tod hinein

Der Krimi beginnt damit, dass der Serienmörder, um dessen Taten und Ergreifung es im weiteren Verlauf geht, einen jungen Mann in einem Auto verbrennen lässt, das dieser selbst angesteckt hat, weil er seit längerer Zeit als Brandstifter agiert. Der junge Mann ist auch bereits als solcher aktenkundig. Er ist mit seinen Händen an das Lenkrad gekettet, nachdem der Täter ihn mit einem Elektroschocker niedergestreckt hat, und das Feuer, das zuerst die Reifen ergriffen hat, die er selbst entzündete, tötet am Ende ihn selbst.

Sein Mörder liest ihm, als er noch bei Bewusstsein ist, in einem bizarren Singsang etwas vor, wirft am Ende einen Stein in seinen Schoss und fotografiert das Opfer mehrfach, bis er vom Tatort verschwindet. Er hört noch die Schreie des jungen Mannes. Dann ist es vorbei, und er steigt in sein Auto.

Im Anschluss an die Tat besucht der Staatsanwalt das Büro von Daniela Castella, Dezernatsleiterin der Abteilung 1 für Delikte am Menschen beim LKA Berlin. Er bemerkt, dass es nun bereits drei Tote in vier Tagen gegeben hat und der Serienmörder schneller mordet, als die Polizei die Tatortfotos an ihre Flipcharts heften kann. Die Presse belagert das Präsidium, und alles, was die Kollegen bisher haben, sind einige unscharfe Aufnahmen von Überwachungskameras.

Im Angesicht der Vorwürfe des Staatsanwalts mutet die Dezernatsleiterin an wie eine kleine Angestellte, die vom Chef beim Stehlen erwischt wurde, und ihr gelingt es nicht, sich zu rechtfertigen. Ihr Vorgesetzter fordert eine Verstärkung der Bemühungen der Polizei und befiehlt Castella, das System, nach welchem der Killer vorgeht, zu knacken. Dann verlässt er das Büro, und Castella atmet auf.

Ist normalerweise sie diejenige, die ihre Mitarbeiter so behandelt, so ist es jetzt der Staatsanwalt, der sie selbst zusammenfaltet. Sie muss an Julius Kern denken, der in ihrem Team als einer der fähigsten Kriminalisten gilt und in seiner Karriere bereits mehrere Mordserien aufklären konnte. Er steht aber leider für diese Serie nicht zur Verfügung, weil er gerade mit Frau und Tochter seinen Urlaub in den USA verbringt.

Castella musste deshalb die Leitung der Ermittlungen an Severin Boesherz vergeben, einen Mann, der aus der Provinz gerade erst im LKA in Berlin angekommen ist. Die Dezernatsleiterin spricht sich selber Mut zu und durchforstet ihr Adressbuch nach einem Spezialisten, der die Polizei in diesem Fall doch noch weiterbringen könnte, wie Staatsanwalt vom Stein es gefordert hat.

Erst im zweiten Kapitel begegnen wir dann dem im vorliegenden Fall leitenden Ermittler Severin Boesherz. Er ist ein fein gekleideter Mann, der viel Kultur besitzt, liebt gutes Essen, guten Wein und Opernmusik und fährt einen Phaeton, ein Auto, das seinen Ansprüchen genügt.

Boesherz hat gerade eine Verabredung zum Essen mit einer Frau, die er im Internet kennen gelernt hat und stellt dabei fest, dass er mit ihr nicht viel anfangen kann. Er erzählt ihr deshalb von einem der Morde in seinem momentanen Fall.

Der Mörder hatte bei dieser Tat sein Opfer an Händen und Füßen mit Handschellen gefesselt, um welche er feste Seile wand. Diese wickelte er dann straff um zwei Betonpfeiler. Als das entführte Opfer, ein Franzose, sich dann nicht mehr bewegen konnte, schnallte ihm der Täter ein engmaschiges Metallgehäuse auf den nackten Bauch und setzte zwei Ratten hinein. Dann legte er mit einer Grillzange ein zuvor erhitztes, glühendes Brikett auf den Metallkäfig, der nun heiß wurde. Die Ratten gerieten in Panik und hat nur einen einzigen Fluchtweg, nämlich durch den Bauch des Franzosen hindurch. Diese sogenannte Rattenfolter überlebte das Opfer nur um einen Tag.

Während Boesherz seine Begleiterin auf diese Weise zu vergraulen versucht, klingelt sein Handy. Es gibt eine weitere Leiche. Die Frau ist erleichtert, als Boesherz sie nun verlassen muss.

Das Team um Severin Boesherz ergänzt dessen nahezu geniale Fähigkeit der logischen Analyse des Falles und der handelnden Personen, sodass das Rätsel um die Morde am Ende aufgeklärt wird. Sehr schnell wird dem Leser klar, wer der Täter ist, doch es dauert eine Weile, bis auch Boesherz dies weiß.

Im Lauf der Untersuchung greift eine Serienmörderexpertin namens Dr. Linda Bartholy, die schon mit vielen Serientätern gesprochen und auch ein dementsprechendes Buch verfasst hat, in die Ermittlungen ein, obwohl Severin Boesherz dies eigentlich nicht so gut findet. Aber Castella, seine Chefin, hat sie gebeten, zu helfen, sodass der Kommissar nichts dagegen tun kann. Später scheint sich dann eine Liebesbeziehung zwischen Boesherz und Bartholy zu entwickeln.

Der Autor erzählt seine Geschichte sehr routiniert, und seine psychologische Zeichnung der Charaktere ist interessant und glaubwürdig. Auch wenn der Täter sehr schnell bekannt ist, wird das Buch zum Ende hin immer spannender. Als er Fall tatsächlich als gelöst erscheint, ist ein Aspekt der Handlung, nämlich die Entführung eines Topmodels, noch nicht beendet, sodass es für Vincent Kliesch auch jetzt noch genug Stoff zum Schreiben gibt. Und eine faustdicke Überraschung prägt das Ende des Romans so nachhaltig, dass der Leser nun völlig umdenken muss.

Das Motiv des Mörders lässt diesen als einigermaßen unnormal erscheinen und basiert – wie so oft in Kriminalgeschichten – auf einer aus dem Ruder gelaufenen Erziehung des Täters in Kindertagen, eine psychologische Begründung, die man nachvollziehen kann und die im wirklichen Leben oft eine große Rolle spielt, auch wenn nicht jede falsche Erziehung unweigerlich zum Serienmord führt.

Fazit:

Der Autor schreibt mit Bis in den Tod hinein einen Thriller, der von Anfang bis Ende spannend ist, obwohl man den Serienkiller schon sehr früh kennt. Die Charaktere sind interessant und psychologisch treffend beschrieben, und die Logik des leitenden Kommissars überzeugt. Die Überraschung am Ende des Falles ist gelungen, und das Motiv des Täters erscheint als plausibel.

Insgesamt kann ich den Krimi von Vincent Kliesch jedem Leser empfehlen, der gepflegte Krimiunterhaltung zu schätzen weiß und sich auch gern durch außergewöhnliche Lösungen überraschen lässt.

Der Autor:

Vincent Kliesch ist in Berlin-Zehlendorf geboren. Nach dem Abitur erlernte er den Beruf des Restaurantfachmanns und wandte sich ab 2003 der Stand-up-Comedy zu. Er trat u.a. in der Sat.1-Castingshow Star Search, im Quatsch Comedy Club und bei Nightwash auf und war später bis 2018 regelmäßig als Moderator im Filmpark Babelsberg in Potsdam tätig.

Er schrieb seit 2010 an zwei Ermittlerserien um die Figuren Julius Kern und Severin Boesherz. Seine neueste Hauptakteurin ist Olivia Holzmann, die die Arbeit von Severin Boesherz in Im Auge des Zebras übernimmt.

Die Auris-Bestsellerreihe um den forensischen Phonetiker Matthias Hegel verfasste Kliesch nach einer Idee seines Freundes Sebastian Fitzek.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
  • Foto des Autors. Copyright: Maximilian Baier. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

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