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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Buch vom Rübezahl – Teil 20

Das Buch vom Rübezahl
Neu erzählt von H. Kletke
Breslau, 1852

21. Wie Rübezahl Buttermilch verkauft

Zwei Messerschmiedegesellen, die auch einmal über das Gebirge reisten, setzten sich, da sie unterwegs Hunger empfanden, auf einem Felsstück nieder, langten aus ihrem Säckel hervor, was sie Gutes mitgenommen hatten, und wünschten sich dazu recht sehnlich einen frischen Trunk. Diesen Wunsch hatten sie kaum ausgesprochen, als sie einen Mann gewahr wurden, der mit zwei Krügen in der Hand auf sie zukam.

Auf die Frage, was er Gutes darin habe, war die Antwort: Buttermilch; worüber die durstigen Wanderer sehr erfreut waren und ihn weiter fragten, ob er solche verkaufen und ihnen eines der Krüglein ablassen wolle.

»Nein«, entgegnete der Mann, »wenn ich nur eins verkaufe, lohnt es sich der Mühe nicht, weiterzugehen.«

»Nun gut«, rief einer der Gesellen, welcher ein Schwabe war, »so behalten wir sie beide. Bruder«, sagte er, »nimm du das eine und ich das andere.«

Sie griffen darauf zum Säckel und bezahlten die Milch. Als nun der eine getrunken hatte und den Krug wieder absetzte, dünkte es ihm, er habe nichts Nasses in den Mund bekommen, sah seinen Kameraden groß an, welcher gleichfalls trank und welchem es auch war, als hätte er nicht getrunken. Der Mann aber nahm die Krüge und ging seitwärts über den Berg seinen Weg.

Nach einer kleinen Weile sprach der Schwabe zu seinem Gefährten: »Bruder, wie hat dir die Milch geschmeckt?«

Der andere antwortete: »Ich kann es nicht sagen. Mir ist, als hätte ich nicht getrunken.«

Der Schwabe rief: »So ist mir auch, wir sind beide betrogen worden. Aber ich leide es nicht, ich lauf ihm nach, er muss unser Geld wiedergeben oder ich prügele ihm den Buckel voll.« Hier­auf lief er, was er nur konnte, dem Mann nach und schrie hinter ihm her: »Freund, heda, bleib stehen!« Aber der Freund schien ganz und gar taub zu sein, und je lauter ihm der andere nachrief, desto hastiger ging er, bis endlich der arme Schwabe vor Müdigkeit innehalten und sich ausruhen musste, war endlich zufrieden, als er nach langem Suchen seinen Gesellen wieder fand.