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Jim Buffalo – 8. Abenteuer – Kapitel 4

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Das Grab im Keller
Das 8. Abenteuer Jim Buffalos

4. Kapitel

Der seltsame Überfall

Fünf Stunden später, neun Uhr morgens, erregte die Teufelsmaschine jubelndes Aufsehen in den Straßen New Yorks.

Ein jeder wusste um die phänomenalen Eigenschaften dieses geheimnisvollen Kraftwagens. Ein jeder aber kannte den Besitzer desselben und bewunderte ihn als Held. In wenigen Monaten hatte es Jim Buffalo dank seines Mutes, dank seiner tollkühnen Unerschrockenheit verstanden, sich den Ruf zu erobern, der größte Abenteurer aller Zeiten zu sein. Von Tausenden von Menschen begrüßt, fuhr Jim Buffalo in der geöffneten Maschine durch die Millionenstadt.

Die Detektivzentrale bildete sein Ziel.

Auf dem Hof des riesigen Gebäudes entstieg er der Maschine und sicherte sie. Keinem Sterblichen wäre es nun möglich gewesen, die Maschine auch nur einen Millimeter abzurücken, wenn er das Geheimnis der Maschine nicht kannte.

Bald betrat er Inspektor Dufferins Büro.

Mit ausgestreckten Händen lief dieser unserem Helden entgegen.

»Auf Sie warte ich, wie auf die Millionen, die mir eines Tages hoffentlich einmal in den Schoß fallen«, rief er. Buffalo fühlte die Erregung aus seinen Worten heraus. »Das raten Sie im Leben nicht!«

»Es hängt wohl mit Ihrem Onkel zusammen?«

»Mensch, Buffalo, Sie sind ein Prachtkerl! Freilich hängt es mit ihm zusammen. Aber sagen Sie bitte nicht Onkel! Für diesen Mann empfinde ich nicht die geringsten verwandtschaftlichen Gefühle. Also, um von der Geschichte endlich zu sprechen: Mister Cliffer ist heute Nacht überfallen und beraubt worden!«

»Ach nee!«

»Hören Sie weiter! Policemen fanden heute Morgen um fünf in den Zentralpark-Anlagen einen Mann, dem Hände und Füße gefesselt waren. Außerdem hatte man ihm noch einen Knebel in den Mund gepresst. Es war Cliffer!«

»Sieh einer an!«

»Er gab an, von vier Verbrechern angefallen worden zu sein. Uhr, Ring, Portemonnaie und Brieftasche sind ihm entwendet worden. Er gebärdete sich darüber wie ein Wahnsinniger. Gefragt, ob er einen größeren Geldbetrag bei sich gehabt hätte, sagte er zuerst nein – dann ja – also ganz übersichtlich ist diese Geschichte nicht. Ich habe sofort Nachforschungen anstellen lassen, die aber bisher leider im Sande verliefen. Dawson ist hinter den Banditen her. Ob er etwas erreicht, ist fraglich. Die Kerle haben nicht die geringste Spur hinterlassen! Was gibt es denn?«

Buffalo lachte behaglich auf. Dann griff er in die Tasche und legte eine Uhr, einen Ring, ein Portemonnaie und eine Brieftasche auf den Tisch.

»Cliffer ist ein Aufschneider!«, sagte er dabei, während Inspektor Dufferin Maul und Nase aufriss. »Nicht vier Banditen haben ihn überfallen, sondern ein einzelner. Und der war ich.«

Dufferin schnappte nach Luft. Was dann hervorkam, war einer seiner endlos langen Flüche, vor denen man sich gruseln konnte.

Dann konnte er aber doch ein paar Worte stammeln: »Buffalo, sind Sie verrückt geworden?«

»Aber nicht die Spur! Ich sah, wie Cliffer von einem Verbrecher einen Brief erhielt. Ich war neugierig genug, mir in dieses Schreiben Einsicht zu verschaffen. Um das zu ermöglichen, führte ich den Überfall aus. Damit er aber keinen Verdacht schöpfte, täuschte ich Raub vor. Wollen Sie den Brief lesen? Er ist höchst interessant. Bitte, hier ist er.«

Er zog ein Schreiben hervor, und Dufferin las:

Globius will nur die Hälfte zahlen.

Hat außerdem erfahren, dass du dahintersteckst.

Komme augenblicklich, da ich nicht weiß, was ich unternehmen soll.

P.

»Globius wollte nur noch die Hälfte bezahlen? Was bedeutet das?«

»Kennen Sie Globius nicht?«

»Ich kenne nur einen Menschen dieses Namens«, erwiderte Dufferin.

»Und wer ist das?«

»Das ist einer, der schon dreimal mit Sing Sing Bekanntschaft geschlossen hat! Ein gefährlicher Hehler!«

»Na also. Das hier ist derselbe Globius!«

»Nicht möglich!«

»Doch möglich! Ihr sauberer Onkel – Verzeihung – also Mister Cliffer lässt die Wertgegenstände, die er seinen hilfesuchenden Klienten in gemeiner Weise abnimmt, in ein Haus im Dunklen Viertel bringen. Hier werden sie verschachert! Aber das besorgt nicht er, sondern ein Mittelsmann, und zwar dieser P., den ich mir, wie auch das Haus, noch näher beschauen werde. Sie sehen, ich weiß schon eine ganze Menge! Heute Abend will ich …«

Draußen auf dem Gang erklangen schnelle Schritte. Im nächsten Augenblick schoss Mister Cliffer ins Zimmer.

»Haben Sie die Schurken?«, keuchte er, ohne von Buffalo Notiz zu nehmen.

Da sah er auch schon sein Eigentum auf dem Schreibtisch liegen. Mit einem Freudenschrei griff er zur Brieftasche und wühlte in den Papieren herum. Er erbleichte plötzlich und sah forschend von einem zum anderen.

»Haben Sie etwas aus der Tasche genommen?«, wandte er sich schnell an Buffalo.

»Ich?«, erwiderte Buffalo verwundert. »Was habe ich mit Ihrer Tasche zu tun? Um was handelt es sich eigentlich?«

»Mein Onkel wurde heute Nacht überfallen«, antwortete Dufferin schnell gefasst und fuhr, sich an Cliffer wendend, fort: »Vermisst du etwas?«

Mister Cliffer fühlte wohl, eine Dummheit begangen zu haben.

»Ich weiß nicht«, erwiderte er, dann steckte er eilig seine Sachen ein und ging mit kurzem Gruß.

»Das hätte nicht kommen dürfen«, meinte Buffalo und schritt ärgerlich auf und ab. »Haben Sie denn, zum Donnerwetter, keine Leute, die Besucher anmelden?«, fuhr er fort. »Kann denn bei Ihnen jeder Affe hier hereinkommen, wenn es ihm beliebt?«

Dufferin ging hinaus und fuhr einige seiner Leute an, die im Vorzimmer arbeiteten.

»Das hat jetzt keinen Wert mehr«, murmelte Jim Buffalo. »Mister Cliffer ist gewarnt. Ich glaube, Eile ist geboten!«

Drei Stunden später schon fuhr Jim Buffalo ins Dunkle Viertel hinaus. Der Knabe befand sich in seiner Begleitung. Er sollte ihn zu dem Haus führen.

Die Straße, in der Cliffers Haus lag, befand sich an der äußersten Peripherie der Stadt. Auf der einen Seite standen einige Häuser, während sich auf der anderen ein Plankenzaun erhob, in dem hier und da ein Brett fehlte.

Hatte Jim Buffalo durch sein schnelles Handeln geglaubt, dem Wucherer zuvorkommen zu können, so sollte er sich noch in derselben Stunde getäuscht sehen. Er ahnte nicht, dass Cliffer seine Leute schon gewarnt hatte, gleich als er das Fehlen des Briefes entdeckte.

Schnellen Schrittes ging Jim Buffalo mit dem Knaben in den Gang hinab.

Vor einem Haus blieb der Junge stehen.

»Das ist das unheimliche Haus«, sagte er scheu und deutete auf das morsche Gemäuer. Da geschah etwas Sonderbares.

Hinter ihm erscholl ein Geräusch. Ehe Buffalo jedoch Zeit fand, sich umzuwenden, warf man ein Fischnetz über ihn. Der Versuch, ihn damit zu Boden zu reißen, gelang jedoch schon nicht mehr – dank der Tapferkeit des Jungen, der blitzschnell das Netz von Buffalos Kopf zurückwarf.

Jetzt sprang unser Held herum. Er sah sich drei wilden Gestalten gegenüber. Schon sah er ihre hastig hervorgerissenen Messer funkeln …

Da richtete er den Revolver auf sie.

»Hands up!«, rief er grimmig. »Hands up, oder …«

Mit einem Fluch verschwand einer der Männer zwischen den Planken des Zaunes, während die beiden anderen finster die Arme empor warfen. Durch zwei Faustschläge machte er sie unschädlich. Im gleichen Augenblick krachte ein Schuss. Haarscharf war Jim Buffalo die Kugel am Kopf vorbeigegangen. Die Kugel war vom Inneren des Hauses, und zwar durch einen der nicht ganz dicht schließenden Fensterläden, abgegeben worden.

Da gab es für Jim Buffalo kein Halten mehr. Vier Fußtritte gegen die Tür und sie klaffte auseinander.

»Warten!«, schrie er noch dem Knaben zu, dann war er zwischen den Trümmern verschwunden, um schon nach wenigen Augenblicken mit einem Hagel von Geschossen überschüttet zu werden. Nur seinem schnellen Niederwerfen konnte er sein Leben danken.

Dann aber sprang er auf und jagte zu dem Schützen, der hinter der Barrikade von Tischen und Stühlen Posten gefasst hatte.

Cliffer war es!

Ein furchtbares Ringen entstand, aber im offenen, ehrlichen Kampf, wo es auf Körpergewandtheit und Kraft ankam, fand Buffalo so leicht keinen würdigen Gegner.

Bald lag Cliffer am Boden – zum zweiten Mal von seiner Hand gefesselt.

Im Keller machte Jim Buffalo einen grausigen Fund. Dreißig Zentimeter unter frisch geschaufelter Erde, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte, fand er die Leiche eines jungen Mädchens. Ein Messerstich musste ihrem Leben ein schnelles Ende bereitet haben.

Wie es die spätere Untersuchung ergab, war es Eleonore Gardy, von der Cliffer erfahren hatte, dass sie in der Detektivzentrale gewesen war. Aus Furcht vor Entdeckung hatte er sie von seinen Komplizen töten lassen.

Im Übrigen verhielt sich alles so, wie Buffalo es vorausgeahnt hatte.

Einer der Verbrecher wurde hingerichtet, während Cliffer und die anderen mit 15 Jahren Zuchthaus bestraft wurden.

Den Knaben behielt Jim Buffalo einstweilen bei sich.

 

Als Band 9 dieser Serie erscheint:

Die Fabrik unter Wasser