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Alex Beer – Unter Wölfen

Alex Beer – Unter Wölfen

Im Nürnberg des Jahres 1942 regieren die Nazis. Sie sind dabei, ihre Stadt judenfrei zu machen und die Juden, die jetzt noch dort leben, zu deportieren und zu töten. Die Wannseekonferenz zur Endlösung der Judenfrage hat gerade stattgefunden und den effektiven Mord an elf Millionen Juden beschlossen.

Auch Isaak Rubinstein, ein ehemaliger Antiquar und seine Familie erhalten den sogenannten Evakuierungsbescheid der Gestapo, ein Schreiben, dessen Titel die bevorstehende Deportation und Ermordung schöner ausdrückt, als sie letztlich sein wird.

Isaak Rubinstein hatte bis vor einiger Zeit eine deutsche Freundin namens Clara, die jetzt im Widerstand gegen das Hitler-Regime aktiv ist, genauer gesagt in der Fränkischen Freiheit, einer in Franken angesiedelten Widerstandsgruppe.

Zwei ihrer Kollegen aus dem Widerstand haben vor kurzer Zeit den Sonderermittler der Nazis, Adolf Weissmann, beseitigt, einen Kriminalisten und hohen Gestapo-Beamten, der vom Führerhauptquartier nach Nürnberg geschickt wurde, um den Mord an einer bekannten Schauspielerin namens Lotte Lanner aufzuklären, die in den Propagandafilmen der Nazis mitspielte und beim Volk sehr beliebt war. Zumindest glauben die beiden Widerstandskämpfer, dass Adolf Weissmann tot ist, ein Glaube, der sich später als Trugschluss herausstellen wird.

Clara will nun die Familie von Isaak in Sicherheit bringen, verlangt dafür aber von ihrem Ex-Freund, den sie immer noch zu lieben scheint, dass er in die Rolle des Adolf Weissmann schlüpft und so die Gestapo von Nürnberg infiltriert.

Isaak lässt sich auf Claras Spiel ungern ein, bekommt Weissmanns Papiere und wird von Clara ins kalte Wasser geworfen, das heißt, er muss gegen seinen Willen vor den Nazis Adolf Weissmann verkörpern. Während er zuerst mit dieser Rolle einige Schwierigkeiten hat, gelingt es ihm mit der Zeit immer besser, den Nazi-Ermittler zu spielen, obwohl er dazu unter Wölfen agieren muss.

Allerdings unterlaufen ihm dabei auch manchmal Missgeschicke, und auch die Nazis, unter denen er sich bewegt, sind nicht ganz dumm. So zieht sich mit der Zeit das Netz um Isaak immer weiter zu, und er läuft Gefahr, enttarnt zu werden.

 

Der Kriminalroman von Alex Beer ist vor allen Dingen eine Erzählung über die Nazizeit und das Leben der Juden in Deutschland kurz vor dem Holocaust. Weniger wichtig ist bei diesem sehr schweren Thema der Kriminalfall, der dann auch nur so nebenbei gelöst wird.

Alex Beer versteht es sehr gut, historische Ereignisse dieser Epoche mit fiktionalen Aspekten zu verknüpfen und erzählt dem interessierten Leser einen ausgesprochen spannenden historischen Krimi, der seinesgleichen sucht.

Das Leben der jüdischen Bevölkerung im Nürnberg des Jahres 1942 ist dabei so beschrieben, dass der Leser sich sehr gut einfühlen kann, mit dem Protagonisten Isaak Rubinstein und seiner Familie fiebert und hofft, dass alles zu einem guten Ende führt.

Zudem wird auch der Widerstand im Nazireich, die Folter der Gestapo, die parteiische Gerichtsbarkeit und das Spitzeltum von der Autorin sehr gut dargestellt sowie die Ängste der Verfolgten und das Machtstreben der sogenannten Herrenmenschen.

Die perfide Bürokratie der Nazis, die eiskalt die Ermordung von elf Millionen Juden planten, als wenn sie über Tiere entschieden, lässt dem Leser heute noch kalte Schauer über den Rücken laufen, und so kommt es dann auch, dass man sich regelrecht freut, wenn die unbarmherzigen Täter dieser Maschinerie des Todes selbst Opfer von Taten der eigentlichen Opfer werden.

Die Leiden der Juden, die dann später von den Nazis ermordet wurden, sind in dieser Geschichte ebenfalls sehr glaubwürdig dargelegt, und man kommt nicht umhin, die Massenmörder dieser Zeit zu hassen.

Fazit:

Alex Beer hat mit Unter Wölfen einen Roman geschrieben, der vor allem von der Nazizeit und den Judenverfolgungen erzählt und seinen Konsumenten emotional fesselt. Die eigentliche Kriminalgeschichte tritt dabei deutlich in den Hintergrund, wird allerdings auch am Ende aufgelöst.

Ich kann diese Story jedem historisch interessierten Leser empfehlen, der eine spannende Erzählung mag, die es vermag, sein Mitgefühl zu erregen.

Die Autorin:

Alex Beer ist das Pseudonym der österreichischen Schriftstellerin Daniela Larcher, die im April 1977 in Bregenz geboren ist. Die Autorin wuchs in Lustenau in Österreich auf und machte ihr Abitur an der Handelsakademie in Lustenau. Danach studierte sie an der FH Vorarlberg Prozess- und Projektmanagement und arbeitete in der Werbebranche, bevor sie 2002 an der Uni Wien ein Studium der Archäologie begann. Zeitweilig arbeitete sie in New York im Verlagswesen, bevor sie nach Wien zurückkehrte.

Sie schrieb eine spannende Krimireihe um den Ermittler August Emmerich, womit sie viele Preise gewann und außerdem weitere Romane mit dem Protagonisten Isaak Rubinstein, der im Nazireich als Sturmbannführer Weissmann ermittelt. Auch mit den Rubinstein-Geschichten steht Alex Beer im Fokus der Preisverleiher.

 

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Random House GmbH.
  • Foto der Autorin. Copyright: Ian Ehm. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Random House GmbH.

(ww)