Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Jim Buffalo – 7. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Der geheimnisvolle Felsen
Das 7. Abenteuer Jim Buffalos

2. Kapitel

Im vergangenen Jahrhundert

In der Frühe des Morgens verließ Jim Buffalo in der Teufelsmaschine die Stadt und begab sich in das Felsenmeer, das in einer Entfernung von 12 Kilometern, von der Peripherie der Großstadt an gerechnet, seinen Anfang nahm und von welchem dem Millionär gut die Hälfte gehörte.

Durch Entdeckung der Petroleumquellen hatten diese Felsen einen ungeheuren Wert erhalten. Noch gestern hatte Jim Buffalo geheime Erkundigungen eingezogen und erfahren, dass das Erdöl in einer Tiefe von zehn Metern zu finden war.

Bald fand Jim Buffalo die Schlucht, die ihm Sir Flemming beschrieben hatte und in der der Mord verübt worden sein sollte. In nächster Nähe zog sich ein Stacheldraht dahin; eine Vorsichtsmaßregel des Millionärs, dessen Gebiet hier seinen Anfang nahm, was er einstweilen durch einen Stacheldraht kenntlich machte.

Am Ende der Schlucht versperrte ein steil aufragender Felsen den weiteren Weg.

Wie Jim Buffalo zu seinem Erstaunen feststellte, wies dieser Felsen auf dem Grund der Schlucht eine gähnende Öffnung auf. Fast schien es, als stelle diese den Eingang zu einer Höhle dar.

Obwohl Jim Buffalos Interesse erwachte, beschloss er doch, vorerst den Auftrag zu erledigen.

Zärtlich strich er über die unzähligen, blitzenden Hebel und Griffe der Teufelsmaschine.

»Auf, auf!«, murmelte er dabei. »Die Menschen wollen wieder einmal etwas von uns wissen. Du wirst mich auch diesmal nicht im Stich lassen, was?«

Dann sah er zur Uhr. Es war Zeit, die Reise anzutreten.

Er schloss die Tür und Panzerung der Maschine und zog dann einen Hebel herauf.

Ein ungeheurer Luftdruck erhob sich. Doch Jim Buffalo sah und hörte nichts davon – er raste durch die Vergangenheit.

Über der Steuerung hing eine Glastafel, in der sich andauernd Ziffern bewegten. Sie stellten die Jahreszahlen dar, die Buffalo durchraste.

Als die Tafel die Zahl 1805 zeigte, ließ er den Mechanismus langsamer arbeiten, sodass sich nun auch die Ziffern ganz allmählich verschoben.

1804 … 1803 … 1802 …

»So – und nun der Tag des Mordes«, murmelte Jim Buffalo und stellte die Maschine auf den 26. August ein.

Plötzlich gab es einen singenden Ton.

26. August 1802!, meldete die Glastafel. Blitzschnell drückte unser Held den Hebel herunter. Automatisch schob sich die Panzerung zurück, frische Luft wehte herein – die Luft eines vergangenen Jahrhunderts!

Jim Buffalo verließ die Maschine und sah sich erstaunt um.

Wie anders sah die Schlucht aus!

Wohl war sie immer noch durch den steil aufragenden Felsen versperrt, doch wo war die gähnende Öffnung? Scheinbar war sie erst im Laufe der verflossenen 120 Jahre entstanden.

Sei dem aber, wie es sei: Jim Buffalo befand sich in der Schlucht, in der am heutigen Tag, dem 26. August 1802, der Vatermord begangen werden sollte.

Das Erste, was Jim Buffalo unternahm, war, die Teufelsmaschine hinter einem wild wuchernden Erlenbusch zu verstauen, damit sie nicht gesehen wurde.

Dann überlegte er. Sir Flemming hatte ihm wohl den Tag des Verbrechens nennen können, nicht aber die Zeit. Folglich war er gezwungen, die Stunde des Mordes ruhig herankommen zu lassen.

Ein Blick auf die Uhr bewies, dass es kurz vor sieben war. Nun, der Tag war lang, und er hatte ja Zeit.

So legte er sich neben der Teufelsmaschine in den Busch und vertrieb sich die Zeit mit schwierigen technischen Berechnungen der Maschine.

Die Zeit verging. Mit herrlicher Pracht zog die Sonne ihre Bahn, doch kündeten die von Süden heranstürmenden Wolken nichts Gutes.

»Jetzt habe ich wahrscheinlich auch noch das Vergnügen, mich von den Wolken eines längst vergangenen Jahrhunderts nassregnen zu lassen«, murmelte der unerschrockene Held. »Wahrlich eine eigenartige Situation!«

Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als das Geräusch eilig näherkommender Schritte erklang. Gleich darauf tauchte ein alter Mann auf, der mit kurzen, hastigen Bewegungen näherkam. Hin und wieder blieb er stehen. Jim Buffalo konnte deutlich sein Gesicht erkennen.

Der Mann schien sich in großer Aufregung zu befinden. Sein oft rückwärts gleitender Blick schien irgendetwas zu suchen. Er atmete jedoch erleichtert auf, als alles still blieb. Dann ging er schnell weiter, direkt auf den Felsen am Ende der Schlucht zu, und war plötzlich verschwunden.

»Verschluckt kann ihn der Felsen nicht haben«, sagte sich Jim Buffalo, »folglich wird sich an der Seite irgendein nicht leicht erkennbarer Zugang befinden.«

Er hatte die größte Lust, dem Mann zu folgen, und traf bereits Anstalten dazu, als just in diesem Augenblick ein neues Geräusch sein Ohr berührte.

Diesmal war es ein Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren, der in der Schlucht erschien. Sein Antlitz war verzerrt, und seine Augen saugten sich mit einem unsagbaren Ausdrucke von Hass an dem Felsen fest.

»Vater und Sohn!«, durchfuhr es Jim Buffalo. »Jetzt müsste sich bald die Tragödie ereignen!«

Die Sonne verzog sich hinter einem dichten Wolkenschleier. Nicht lange mehr, dann musste sich nach Buffalos Vermutung ein kolossaler Wolkenbruch ereignen, denn die dunklen Gebilde, die von Süden her heranstürmten, standen bald über der Schlucht.

Kein Lüftchen regte sich.

Da erklang, wie von weither, ein dumpfes Grollen, das langanhaltend an der Himmelskugel entlang rollte. Ein Gewitter war im Anzug.

»Nun geht es gleich los«, murmelte Jim Buffalo. »Von oben und hier unten!«