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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Buch vom Rübezahl – Teil 12

Das Buch vom Rübezahl
Neu erzählt von H. Kletke
Breslau, 1852

13. Wie Rübezahl Getreide kauft

Das Glück hat sonst noch manchem im Gebirge wohlgewollt, der sich dessen nicht versah.

Einem böhmischen Bauer, der sein Korn nach Schmiedeberg führen wollte, begegnete unterwegs ein Mann, welcher das Aussehen eines Wirtes hatte, von der Seite des Berges herkam und ihn fragte, was er geladen habe.

»Korn«, versetzte der Bauer, »das will ich nach Schmiedeberg führen.«

Der Wirt fragte, ob er es ihm nicht verkaufen wolle; dann brauche er den schweren Weg nicht erst zu fahren, und was das Korn in Schmiedeberg gelte, wolle er ihm gleichfalls dafür geben.

Nach kurzem Bedenken sagte der Bauer zu, wollte auch keinen Preis dafür fordern, weil der andere zu dieser Zeit schon mehr gekauft haben und den Wert des Getreides wohl kennen würde.

»Gut«, sagte Rübe­zahl, »Ihr seid, wie ich sehe, eine ehrliche böhmische Haut. Fahrt immer zu, es wird Euer Schade nicht sein.«

Als sie ein gutes Stück Weges gefahren waren, zeigte ihm Rübezahl seine Wohnung. Das wollte dem Bauer nicht gefallen, da hinaufzukutschieren, weil es den Berg schwer hinan ging. Als aber Rübezahl sah, dass die Pferde es kaum vermochten, half er mit Nachschieben, und so brachte der Fuhrmann das Korn glücklich ins Haus und lud es ab. Hierauf nahm Rübezahl die leeren Kornsäcke, füllte sie mit etwas anderem, gab sie dem Bauer statt des Geldes und verbot ihm, die Säcke eher zu öffnen, als bis er zu Hause sei.

Der Bauer war alles wohl zufrieden, lud die Säcke auf den Wagen und machte sich auf den Rückweg. Unterweges begann aber die Last so schwer zu werden, dass er zum Öfteren halten musste. Auch die Pferde wollten nicht mehr ziehen. Da sah der Bauer sich genötigt, seinen Wagen leichter zu machen, nahm einen von den Säcken und warf ihn ungeöffnet hinunter. Ein Stück weiter kam die Reihe an einen zweiten und nicht lange, so musste er, weil die Last immer noch zu schwer war, auch den dritten, vierten und fünften Sack aufgeben; nur den sechsten behielt er und vermeinte, ihn sicher nach Hause zu bringen. Aber auch damit wollt es nicht gehen, ja selbst der eine Sack war den Pferden noch immer zu schwer, um ihn von der Stelle zu schaffen.

Der Bauer wusste nicht mehr, was er anfangen sollte, schimpfte auf Rübezahl, der ihn so betrogen hatte, band seinen letz­ten Sack auf und schüttete die vermeintlichen Kohlen, welche sich darin fanden, auf die Erde. Den Sack warf er wieder auf den Wagen und fuhr sehr missvergnügt nach Hause. Der Markt war vorüber, das Korn fort und kein Geld statt seiner. Da fiel es dem Bauer ein, den Sack vom Kohlenstaub zu reinigen, drehte ihn um und fing an, ihn auszustäuben. Wie er den Sack aber schüttelte, siehe, da fielen haufenweise Körner von gediegenem Gold heraus, die bezahlten dem Bauer sein Getreide doppelt so hoch als es wert war. Er bedauerte nun nichts mehr, als dass er nicht wenigstens ein halbes Maß solcher Kohlen in seinem Sack behalten hatte.