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Jim Buffalo – 5. Abenteuer – Kapitel 4

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Eine teuflische Milliardärin
Jim Buffalos 5. Abenteuer

4. Kapitel

Furchtbare Stunden

Wo befand sich Jim Buffalo?

Als er den furchtbaren Schlag empfing, war er niedergebrochen, ohne jedoch seine Besinnung zu verlieren.

In dem Augenblick, in dem er wieder aufspringen wollte, traf ein zweiter mit voller Wucht geführter Schlag seinen Hinterkopf. Vor Jim Buffalos Augen begann es Funken zu sprühen – dann verließ ihn das Bewusstsein.

Mit teuflischem Grinsen beugte sich die Milliardärin über den Mann, der ihr um ein Haar zum Verhängnis geworden wäre.

Dann huschte sie zur Tür und holte die Dienerin herein. Aus dem ganzen Einvernehmen, das zwischen Herrin und Dienerin herrschte, war zu entnehmen, dass die Milliardärin in der Frau eine Helferin in ihrem dunklen Treiben besaß.

»Er muss verschwinden, ehe man Verdacht schöpft!«, raunte sie. »Jeder Augenblick kann einen anderen von den Spitzeln herbeiführen.«

»Wohin?«

»Ist der Gang frei?«

Die Dienerin huschte zur Tür und lugte hinaus.

»Kein Mensch ist zu sehen. Sie sind noch alle unten in der Halle!«

»Dann schnell ins Badezimmer mit ihm!«

Die beiden Frauen gingen voller Hast zu Werke. Die Milliardärin hob Buffalos Kopf, die Dienerin die Füße – so schleppten sie ihn keuchend zur Tür, schlüpften über den Gang und betraten ein ziemlich kahles Gemach, von dem aus eine Tür in das Badezimmer führte.

»Schnell – die Klappe auf!«

Mit knochigen Fäusten griff die Dienerin zu und hob eine kaum erkennbare Platte aus dem mit Fliesen ausgelegten Boden.

Ein gähnendes Loch wurde sichtbar.

»So – und nun hinab mit ihm!«

Die beiden teuflischen Weiber zerrten Buffalos bewusstlosen Körper an den Rand der Klappe – dann noch ein Fußtritt der entmenschten Milliardärin – dann fiel Buffalo in die grausige Tiefe. Ein dumpfes Klatschen scholl Sekunden später herauf, so als wenn ein schwerer Körper auf eine Wasserfläche schlägt – dann war es still.

Mit höhnischem Auflachen schoben die beiden Frauen die Platte wieder an ihren Ort, um dann schattengleich zurückzuhuschen.

Gleich darauf erklang ein fester Schritt.

Dufferin war es, der, als er das Boudoir der Milliardärin betrat, diese schon wieder auf der Chaiselongue liegend vorfand.

 

*

 

Das andere haben unsere Leser bereits erfahren, nicht aber, was mit Jim Buffalo geschah, als er in dem höllischen Schacht verschwand.

Haltlos war er in ein vielleicht zwei Meter langes und drei Meter breites Wasserbassin gefallen, und nur der kalten Flut hatte er es zu verdanken, dass er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte.

Im Nu war er sich klar, in welcher Gefahr er schwebte. Das Bassin war zu tief, als dass er sich auf den Grund hätte stellen können.

Schwimmend hielt er sich über Wasser.

Bald stellte er jedoch fest, dass sich die Kleider und Schuhe voll Wasser gesogen hatten und ihn durch ihre Schwere in die Tiefe zu ziehen drohten.

Wollte er nicht elendig in diesem furchtbaren Loch ertrinken, musste er sich vor allen Dingen dieser entledigen. Stück für Stück streifte er ab, bis er schließlich nichts mehr auf dem Leibe hatte.

An den Wänden Halt zu finden, war ein Ding der Unmöglichkeit. Sie waren mit einer derart teuflischen Genauigkeit glatt gemeißelt, dass Jim Buffalo dem Erzeuger dieses furchtbaren Bassins einen Fluch nach dem anderen nachschickte.

Und während er einesteils in grausiger Gewissheit daran dachte, dass seine Kräfte auch einmal erlahmen mussten, fiel ihm anderenteils die Milliardärin ein, die er durchschaut und die sich nun selbst der Tat überführt hatte.

Jim Buffalo stieß plötzlich einen Schrei des Erschreckens aus.

Mitten in seinen Gedanken war plötzlich vor seinem geistigen Auge ein unheimliches Gefährt aufgetaucht, mit stählernem Panzer und gräulichen Teufelsfratzen darauf.

»Meine Teufelsmaschine!«

Sie stand draußen vor dem Palast!

Jim Buffalo erzitterte. Wenn er auch wusste, dass es infolge der automatischen Saugvorrichtung unmöglich war, die Maschine von ihrem Platz zu rücken, so konnten doch höhere Gewalten dem Gefährt unermesslichen Schaden zufügen.

Und er schwamm hier herum – in einem Loche, wo kaum die Hand vor Augen sichtbar war.

Stunde um Stunde verging – mehr und mehr fühlte Jim Buffalo seine Kräfte schwinden.

Mit der Zeit empfand unser Held, dass er, wie von unsichtbarer Hand gelenkt, an die linke Seitenwand des Bassins getrieben wurde. Hatte er zuerst dieser Tatsache wenig Bedeutung geschenkt, so wurde er nun doch aufmerksam.

Er fuhr mit der Hand tastend an der Wand entlang, um jedoch nichts als glatte Steine zu entdecken.

Und doch – es kam ihm immer mehr zu Bewusstsein – er musste sich in fließendem Wasser befinden! Die Strömung führte von rechts nach links – und doch wiesen die Wände keine Öffnungen auf!

Was barg das Bassin für ein Geheimnis?

Jim Buffalos Lebensgeister erwachten wieder. Noch einmal glitt er an den Wänden entlang – Teufel, wo kam das Wasser herein? Wo floss es wieder ab?

Plötzlich hatte er eine Idee.

Er ließ die Beine herunterhängen und machte nur mit den Händen Schwimmbewegungen. Mit den Füßen nun tastete er den Teil der Wände ab, der unter Wasser lag.

Seine nackten Zehen befühlten plötzlich ein feinmaschiges Drahtgitter, das sich einen Meter unter dem Wasserspiegel befand. Buffalo fühlte deutlich, wie das Wasser hier hereindrang. Erregt ließ er sich an die gegenüberliegende Wand treiben, wo er ein gleiches Drahtgitter fühlte.

»Ein Kanal oder unterirdischer Bach, der unter dem Palast durchführt«, durchschoss es den Abenteurer.

Wenn Rettung möglich war, so konnte sie einzig und allein nur durch das Gitter geschehen, durch das das Wasser abfloss!

Im Anzug trug er ein scharfes Messer. Der Anzug war aber durchtränkt auf den unerreichbaren Grund des Bassins gesunken. Ein Tauchversuch, den Buffalo unternahm, blieb ergebnislos, da das Bassin eine Mindesttiefe von zehn Metern zu besitzen schien. Jim Buffalo knirschte mit den Zähnen.

Was tun?

Mehr und mehr fühlte Buffalo seine Muskeln erlahmen. Wer weiß – noch ein paar Stunden, dann war er so geschwächt, dass er überhaupt nichts mehr unternehmen konnte und ein sang- und klangloses Ende fand.

Nein, nein! Die teuflische Milliardärin sollte nicht triumphieren! Noch einmal raffte er all seine Kräfte zusammen. Mit den Zehen fuhr er in das Drahtgitter hinein und versuchte, es zu heben.

»Hurra!«, rief er, als er fühlte, wie das Drahtgitter sich bewegte. Noch einmal tauchte er und stellte fest, dass das Gitter an zwei Haken an beiden Seiten befestigt war.

Noch einmal verging eine halbe Stunde, in der Buffalo alle seine letzten Kräfte anstrengte …

Bis es gelang!

Das Gitter hob sich aus den Haken, er ließ los, und gurgelnd versank es in der Tiefe. Im gleichen Augenblick jedoch ergoss sich das Wasser in die nun völlig freigelegte Öffnung und riss den Mann mit sich fort …

Er fühlte noch, wie ihn die Flut mit sich riss, dann verlor er das Bewusstsein!