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Von Monstern, Mythen und den Medien

Von Monstern, Mythen und den Medien

Die Bezeichnung Monster leitet sich vom lateinischen monstrum (Mahnzeichen) und monere (mahnen, warnen) ab. Im engeren Sinn bezeichnet dieses Wort ein widernatürliches, hässliches, angsterregendes Gebilde. Der Ausdruck Monster wurde zum ersten Mal 1818 von Mary Shelley in ihrem Roman Frankenstein verwendet.

Dabei gibt es Monster schon seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte.

Jedes Land auf dieser Welt, ja jede Region hat ihr ureigenes Monster.

Aswang, Banshee, Mothman oder Wendigo sind nur einige davon, die Aufzählung ließe sich mit dem Yeti, der Sennentuntschi, den Gorgonen oder anderen endlos fortführen.

Der Mensch an sich war schon immer vom Unheimlichen fasziniert. Die Werbeindustrie und mit ihnen die Medien tragen deshalb einen großen Teil dazu bei, dass diese Gruselschiene immer größer und immer profitabler ausgebaut wird.

Man denke nur an Halloween und was sich inzwischen in manchen Gegenden in der Walpurgisnacht für Spektakel abspielen.

Auch im Internet und den Sozialen Medien mischt man kräftig mit, es gibt praktisch keinen Tag, an dem nicht wenigstens eine Sau, Pardon Monster, durchs Dorf getrieben wird. Natürlich immer mit dem Anspruch, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu verkünden.

Bei dieser Unmenge an Informationen fällt es schwer zu erkennen, was ist Fake, was sind Gerüchte, weil der Schwager vom Freund eines Bekannten etwas gesehen haben will, und was ist glatter Betrug, um Geld zu scheffeln oder tatsächlich wissenschaftlich belegtes Material.

Ein schwieriges Unterfangen, denn die Macht der Medien ist leider oftmals stärker als der gesunde Menschenverstand. Am eindrucksvollsten lässt sich dies am Beispiel der Legende vom Monster von Montauk darlegen.

 

*

12. Juni 2008
Jenna Hewitt spazierte an diesem Tag mit drei Freunden in der Nähe von Montauk, im US-Bundesstaat New York am Strand von Ditch Palm Beach entlang. Der frühsommerliche Wind wehte sanft vom Meer her über das Land, der Wellengang war ruhig, die Temperaturen angenehm.

Die Freunde lachten, scherzten und hüpften am Strand entlang auf der Suche nach einem Platz, an dem sie verweilen konnten, bis Jenna plötzlich einen schrillen Schrei ausstieß. Ihre Freunde verharrten, folgten mit ihren Blicken der Richtung, in die Jenna völlig aufgelöst mit ihrer Rechten deutete, und erstarrten.

Vor ihnen standen ein paar Leute – dieser Teil des Strandes war ein beliebter Surf-Sport-Treffpunkt – wie zu Salzsäulen erstarrt einfach da und blickten wie gebannt auf etwas. das da vor ihnen auf dem Boden lag.

Ein Etwas, das nicht von dieser Welt kommen konnte.

Die Kreatur hatte einen kleinen Kopf, der auf einem kurzen Hals ruhte, und die Lippen und Nase waren Aasfressern zum Opfer gefallen. Ein Teil des Gebisses lag frei, die Ohren waren entweder umgeschlagen oder ebenfalls angefressen. Die Haut war hellbraun und nackt und nur am unteren Rücken gab es einzelne Haarbüschel, die wie Zotteln herabhingen.

Der Anblick war so grässlich, dass allen die Lust auf einen weiteren Strandbummel gründlich vergangen war. Jenna schoss noch ein Foto von der Kreatur, dann verließ auch sie mit ihren Freunden die Strandpromenade.

Als Jenna einige Tage später wieder an die Stelle zurückkam, war der Kadaver verschwunden.

Entweder hatte ihn die Flut wieder hinaus aufs Meer getragen, oder, was im Nachhinein immer wahrscheinlicher wurde, die Stadtreinigung hatte dieses Etwas entsorgt.

Jedenfalls schickte Jenna das Foto an die Lokalzeitung The Independent, die es am 23. Juli 2008 zusammen mit einem kleinen Artikel veröffentlichte.

 

*

 

Der Hype, der daraufhin entstand, war erschreckend.

Aus einer Kreatur unbekannter Herkunft wurde ein Monstrum, welches für Jahre die gesamte Ostküste in Atem hielt. Presse, Funk und Fernsehen heizten die Spekulationen immer wieder an. E-Mails, Weblogs und international verbreitete Fotos wurden weltweit von den Verfechtern einer Monster-Theorie regelrecht aufgesogen.

Eines der Argumente war, dass dieses Etwas in der Nähe der Insel Plum Island gefunden wurde. Diese Insel beherbergte eine Forschungsstation für Tierkrankheiten, das Plum Island Animal Disease Center of New York, kurz PIADCNY genannt.

Presseberichten und Gerüchten nach – ein kundiger Leser wäre spätestens nach diesen Gerüchten, die keinerlei handfeste Beweise aufzählten, stutzig geworden, aber leider nicht die breite Masse – gab es dort angeblich Tierexperimente, bei denen Tiere mit anderen Tieren gekreuzt wurden.

Es wurde von Schüssen auf dieser Insel berichtet und von Hubschraubern, aus denen sich bewaffnete Einheiten abseilten, um dort etwas zu jagen.

Dann gab es da auch noch William Wise, den Direktor des Living Marine Ressource Institute der Stony Broke University, der nach Rücksprache mit seinen Kollegen behauptete, dass diese Kreatur

A) kein Waschbär sein konnte, Beine zu lang

B) keine Meeresschildkröte, hat kein Fell, keine Zähne

C) kein Nagetier, fehlende Schneidezähne

Des Weiteren führte er auf, dass es auch kein Hund sein konnte, Augenkamm und Füße passten nicht, und auch kein Schaf, da diese keine scharfen Zähne besitzen.

Das Montauk Monster war spätestens jetzt in aller Munde.

Aber dann kam das Jahr 2019.

Im Juni dieses Jahres strandete am Wolfe’s Pond Beach auf Staten Island eine ebensolche Kreatur, die der Paläozoologe Darren Wash eindeutig als Kadaver eines Waschbären identifizierte.

Jeff Corwin, einer seiner Kollegen, schloss sich dieser Meinung an, die von den Verfechtern der Monstertheorie bis heute angezweifelt wird.

Doch deren Stimmen wurden mit jedem Tag immer leiser.

Im Netz hatte sich nämlich ein Student gemeldet, der behauptete, dass es sich bei der Kreatur tatsächlich um einen Waschbären handelte.

Er befand sich nämlich mit einigen Studienkollegen auf Sauftour am Strand, als sie das tote Tier entdeckten. In ihrem Rausch beschlossen die betrunkenen Männer, dem Tier unbedingt ein würdiges Begräbnis zukommen zu lassen, und so legten sie es auf ein am Strand angespültes Kinderschwimmentchen, stapelten Holz darauf, zündeten es an und ließen es nach Art eines Wikingerbegräbnisses aufs offene Meer hinaus treiben.

Seither ist es verhältnismäßig ruhig um das Monster von Montauk geworden.

 

*

 

Das ist nur ein Beispiel von vielen.

Es gibt da noch viele andere Dinge zu berichten, aber das sind Geschichten, von denen ich vielleicht später einmal erzählen werde.

Quellenhinweis:

(gs)