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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sagen der mittleren Werra 21

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Vom Arzberg

Von Steinbach-Hallenberg nach Asbach zu erhebt sich links an der Straße ein mächtiger, quellenreicher Bergrücken (der Arzberg). Für dessen Erhaltung wird täglich in der halben Welt gebetet, denn er ist ganz mit Wasser angefüllt und würde das Land über hundert Meilen weit überschwemmt, wenn er einmal zusammenbrechen sollte.

Von dem versunkenen Dorf im Ebertsgrund

In dem von mächtigen Gebirgswänden flankierten Tal zwischen Asbach und Steinbach-Hallenberg liegt der Ebertsgrund, der seinen Namen von einem versunkenen Dorf, Ebertsdorf, erhielt.

Die kleinen auf Feld und Wiesen vorkommenden Hügel sollen die Wohnungen der Bauern bedecken. Der größte der Hügel, der Kirchhauk, wird als das Grab des Gotteshauses bezeichnet; ebenso die zaunartigen Hecken als die Stätten ehemaliger Gärten. Über das Ereignis selbst erzählt die Wirtin von Asbach:

Die Ebertsdörfer betrieben ihren Bergbau auf Eisen und Kobalt mit so viel Glück, dass der Ort bald als der reichste der Gegend genannt wurde. Dies aber machte die Einwohner so übermütig und gottlos, dass sie ganz und gar den vergaßen, der sie mit so großem Segen begnadigt hatte.

Aber Hochmut kommt vor dem Fall, und so ging es auch mit den Ebertsdörfern. Der Herr ließ sie fallen und zu Grunde gehen. Nun diente dort eine fromme Magd aus Springstille, die bat ihre Herrschaft, am anderen Tag nach Springstille zum Heiligen Abendmahl gehen zu dürfen, was ihr auch unter argem Gehöhne und Gespött zugestanden wurde. Kaum jedoch hatte sie den Stillergrund erreicht, als sich eine unheimliche Schwüle und Stille über Ebertsdorf lagerte; dann wurde es plötzlich dunkel und immer dunkler und ein furchtbarer Sturm begann. Die Häuser sanken tiefer und immer tiefer in den Erdboden, bis sich zuletzt der Boden über ihnen und der Kirche wölbte. Als die Magd am anderen Abend von Springstille zurückkam und von der Höhe das Tal überblickte, war alles verschwunden, nur die Spitze des Kirchturms ragte noch aus dem größten der Hügel heraus.

Entsetzt eilte die Magd zurück und verkündete in ihrem Dorf das Ereignis, doch niemand wollte ihr Glauben schenken, bis sich endlich einige zu dem Ebertsgrund aufmachten und die Schreckensbotschaft daheim beglaubigten. Das ganze Dorf zog nun über den Berg zum Ort des Gerichts. Das letzte Merkmal, auch die Turmspitze, war in der Tiefe verschwunden. Aber noch lange Jahre nachher wollen Leute aus dortiger Gegend, wenn sie das Ohr auf den Boden legten, das Krähen der Hähne in dem versunkenen Dorf vernommen haben.