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Oberhessisches Sagenbuch Teil 119

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Die Luft als Bote

Mehrere Soldaten, darunter ein Trompeter, wurden im Dreißigjährigen Krieg von Herbstein aus, wo das Regiment im Quartier lag, durch den Oberwald geschickt. Warum, weiß man nicht mehr, die fielen den Schnapphähnen in die Hände, welche sich dahin geflüchtet hatten.

Es kam zu einem erbittertere Kampf der paar Leute gegen die große Übermacht, und alle Soldaten, bis auf einen, lagen bald sterbewund auf dem Wasen. Dieser eine war der Trompeter. Der kletterte in seiner Todesangst auf eine Buche und setzte die Trompete an den Mund und fing an, so laut er konnte, das Lied zu blasen: Wenn wir in höchsten Nöten sein.

Da erreichten ihn aber die Kugeln der Mörder und er schlug leblos durch die Zweige herunter mit zerschmettertem Leib. Aber die Lüfte wurden Boten der Freveltat und trugen den Schall des Liedes so schnell weiter, dass im selben Augenblick alle seine Kameraden in Herbstein das klägliche Lied hörten und ganz genau die Gegend erfuhren, wo das Gefecht stattgefunden hatte. Alsbald saß eine Kompanie auf und streifte durch den Oberwald. Sie fanden auch die hingemordeten und schmählich ausgezogenen Soldaten und nahmen sie mit zu ehrlichem Begräbnis. Das Raubgesindel aber hatte sich in seine Schlupfwinkel verborgen und entging für dieses Mal der gerechten Strafe.