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Der Welt-Detektiv Band 6

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Aus dem Wigwam – Kosmogonie der Sauk und Muskogee

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Zwanzig Sagen
Mitgeteilt von Kah-ge-ga-gah-bowh

Kosmogonie der Sauk und Muskogee

m Anfang schuf der Große Geist alle Tiere, die auf der Erde leben. Als er damit fertig war, machte er auch Menschen, die aber grausam und närrisch waren. Darauf gab er einem jeden Menschen das Herz eines der besten Tiere, doch sie blieben, wie sie waren, sodass Gott sich genötigt sah, ein Stück von sich abzuschneiden und daraus Herzen für sie zu machen. Danach wurden die Menschen klüger als alle Tiere.

Die Erde war zu dieser Zeit auch von unzähligen Jamwoi (Riesen) und Göttern bewohnt. Mit den Ersteren verbanden sich nun die Götter, welche unter dem Wasser hausten, um Wesukkä, den Häuptling der Götter auf der Oberwelt, zu stürzen. Aber sie fürchteten sich doch so sehr vor Wesukkä, dass sie nicht wagten, ihn in einer offenen Schlacht anzugreifen, und beschlossen daher, ihn zu einem Fest einzuladen und ihn dann meuchlings umzubringen.

Als sie nun deshalb einstmals eine Versammlung abhielten und gerade eine Deputation ernannt hatten, um Wesukkä die betreffende Einladung zu bringen, bemerkten sie auf einmal dessen Bruder in ihrer Mitte. Da sie vermuteten, er würde sie verraten, ergriffen und erschlugen sie ihn.

Als Wesukkä von dem Tod seines Bruders hörte, fing er an, so laut zu klagen, dass sich die Götter oben in den Wolken seiner erbarmten und beschlossen, ihm beizustehen, jene Schandtat zu rächen. Die Götter der Unterwelt zogen sich darauf in ihre tiefen Wohnungen zurück und ließen die Riesen allein.

Wesukkä griff also die verlassenen Jamwoi an, und nach kurzem Kampf lagen sie alle erschlagen. Die Götter des Wassers zitterten an allen Gliedern, als sie dies erfuhren, und baten Nanamakeh, den Gott des Donners, ihnen doch beizustehen. Derselbe hatte denn auch Mitleid mit ihnen und ließ den Gott der Kälte kommen, der Hagel, Sturm, Schnee und einen schrecklichen Frost auf die Erde schicken musste. Alles erstarrte und Wesukkä konnte nur wenige Menschen und Tiere vor dem Tod schützen.

Kurz danach kamen die Götter der Unterwelt wieder hervor. Da sie Wesukkä allein sahen, freuten sie sich und meinten, es sei ihnen nun ein Leichtes, ihn umzubringen. Aber was sie auch versuchten, sie erreichten ihr Ziel nicht, da Wesukkä stets hinter ihre Pläne kam und sie zur rechten Zeit vereitelte. Sie fanden also heraus, dass sie nicht auf der Oberfläche der Erde bleiben konnten, was sie doch so gern getan hätten. Da sie diesen Wohnplatz keinem anderen gönnten, so baten sie den Gott des Donners, die Erde durch eine große Flut zu zerstören.

Nanamakeh ließ also die Wolken zusammenkommen und befahl ihnen, die Erde zu überschwemmen. Dies taten sie denn auch, und bald ging das Wasser über den höchsten Baum. Wesukkä aber hatte noch zur rechten Zeit Wind davon bekommen und hatte aus einem Stück Luft ein Schiff gemacht und ein Menschenpaar und ein Paar von allen Tieren hineingetan. Eins dieser Tiere musste späterhin untertauchen und ein Klümpchen Erde holen, woraus Wesukkä die jetzige Erde schuf.